Kapitel 3

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„Glaubst du ich weiß das nicht?!", die aufgeregte Stimme meines Verlobten riss mich unsanft aus dem Schlaf, auch wenn er versuchte möglichst leise zu sein. Generell schlief ich nur leicht, Tiefschlafphasen konnte man bei mir an einer Hand abzählen und auch die Dauer war nicht sonderlich lang. Müde rieb ich mir den Schlaf aus meinen Augen, ehe ich die Decke von meinen Schultern strich.
Das Bett neben mir war leer, und auch die Wärme meines Verlobten war verschwunden, was mir zeigte, dass er schon länger nicht mehr neben mir lag.

Erneut vernahm ich seine Stimme. „Ich habe dir meine Meinung dazu gesagt. Ich werde nicht zulassen, dass sie da mit rein gezogen wird", auch wenn seine Stimme leicht gedämpft war, konnte ich jedes einzelne Wort verstehen. Ich wusste, dass Tom es nicht haben konnte, wenn er andere Leute aufweckte oder wach hielt. Vor allem bei mir. Er wollte mich immer schlafen lassen, auch wenn er normalerweise um kurz vor fünf aufstand, um sich für die Arbeit fertig zu machen. Seufzend dreht ich meinen Kopf, um aus dem Fenster zu sehen. Der Mond strahlte immer noch am Himmel, auch wenn die leichten Farbtöne der Morgendämmerung am Horizont auftauchten.

Gestern Abend, gleich nachdem Tom unsere Taschen nach oben gebracht und sich anschließend zu mir an den Tisch gesetzt hatte, wurden wir von meiner Mutter liebevoll umsorgt. Sie hatte sich solch eine Mühe mit dem Essen gegeben, dass ich danach kaum bewegungsfähig war. Natürlich liebte ich das Essen meiner Mutter über alles, dennoch schlug der Anlass dafür mir ziemlich auf den Magen. Gleich nach dem Essen war ich auf die Toilette gestürmt und beinahe alles wieder von mir gegeben, was ich in den Minuten zuvor noch genossen hatte. Und natürlich machten Tom und meine Mutter sich Sorgen. Sie hatten mich danach gleich ins Bett geschickt, und Tom war für den Rest des Abends bei mir. Seine Wärme hatte mich in den Schlaf driften lassen und mir die Nähe gegeben, die ich brauchte.

Ich wurde von meinem Verlobten erneut aus meinen Gedanken gerissen, als ich seine nächsten Worte vernahm. „Ich lasse mich nicht bedrohen. Du kannst mir zustimmen und wir leben glücklich weiter", er klang matt und bestimmend, „oder ich sorge dafür, dass du dich von mir fern hältst; auf jede erdenkliche Art."
Die Worte jagten mir einen Schauer über den Rücken, sodass sich eine Gänsehaut auf meiner Haut bildete. Eigentlich kannte ich ihn so gar nicht, denn Tom konnte keiner Fliege etwas zu leide tun. Er war die liebevollste und hilfsbereiteste Person, die ich bis jetzt kennengelernt hatte. Und seine jetzige Aussage war das komplette Gegenteil davon.

„Gia", er seufzte und ich konnte hören, wie er der Zimmertür immer näher kam, „entweder du fügst dich oder wir beenden das. Meine Freundin ist bei mir, und ich habe dir gegenüber keinerlei Verpflichtungen."
Augenblicklich entwich mir jegliche Farbe aus dem Gesicht. Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss war: Du hast dich verhört!
Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen, wer am anderen Ende der Leitung war. Denn egal wer es war, Tom hatte es mir verschwiegen. Normalerweise war er ehrlich mir gegenüber und hatte mit mir über alles offen und ehrlich gesprochen. Doch jetzt war ich mir dahingehend nicht mehr allzu sicher.

Ich kannte Tom nicht so. Und ehrlich gesagt wollte ich mir auch gar nicht vorstellen, was er noch alles vor mir verheimlichte. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und es fühlte sich an als würde jemand gewaltsam darauf herumtrampeln.

Ein plötzlicher Knall ließ mich aus meiner Starre schrecken. Es klang als hätte jemand gewaltsam gegen etwas geschlagen oder getreten. Und der erste der mir in den Kopf schoss war Tom. Und dies bestätigte sich auch, als keine Sekunde später ich erneut seine Stimme vernahm. „Ich wiederhole das nicht nochmal, Gia", seine gedämpfte Stimme wirkte fast schon wie ein Knurren; gefährlich und bestimmend, „ich muss mich dir gegenüber nicht rechtfertigen. Dazu hast du keinerlei Berechtigung, aber wenn du glaubst ich würde es dennoch tun dann hast du dich geschnitten. Ich bin bei meiner Freundin und werde nicht einfach so gehen, nur weil du es von mir verlangst."

Kingdom.	|| Bonez MCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt