Kapitel 20

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„Und ihr habt nicht nochmal darüber geredet?", fragte Pia und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Wir saßen gerade in einem Café und erzählten uns gegenseitig von den letzten Wochen. Die Sonne strahlte schon den ganzen Tag über, während der Himmel sich in seinem strahlendsten blau präsentierte. Eigentlich waren meine Pläne vollkommen andere gewesen, doch bei diesem Wetter wollte ich meinen Tag genießen.
Ungläubig schüttelte Pia ihren Kopf und griff nach ihrem Glas. Natürlich musste ich ihr von allem erzählen, denn die Situation mit John war seit unserer letzten Begegnung angespannt. Wir unterhielten uns zwar immer noch über WhatsApp, telefonierten und trafen uns auch ab und zu; aber die Stimmung zwischen uns war immer komisch. Wir hatten seit dem Kuss nicht mehr gesprochen.

An dem Abend hatten wir uns gemeinsam einige Filme angesehen, bis ich auf der Couch mit Skittlez auf dem Schoß eingeschlafen war. John hatte sich den ganzen Abend wie ein Gentleman benommen und seine sonst so sarkastischen und manchmal auch sexistischen Kommentare unterlassen. Es hatte wie ein typischer Tag gewirkt, doch auch schon zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass es zwischen uns nicht mehr normal werden würde. Anfangs wollte ich mir nicht eingestehen, dass ich nicht doch ein klein wenig Gefühle für den blonden Lockenkopf entwickelt hatte. Doch nach seiner Aussage wusste ich, welchen Platz ich einnahm und dass wir beide nach seinen Vorstellungen nie miteinander existieren konnten.
Eigentlich wollte ich mit Raphael über die Situation reden, da er mittlerweile schon bemerkt hatte, dass ich an irgendetwas knabberte. Doch auch sein Leben war gerade anstrengend und verwirrend. Die ganze Zeit war er mit seiner Musik und seinem Management beschäftigt; Zeit für Adrijana blieb dabei manchmal außen vor. Doch sie störte es nicht. Mit Adrijana verstand ich mich mittlerweile mehr als nur gut; für mich wurde sie in knapp einem Monat zu einer guten Freundin. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und redeten offen über fast alles; manche Dinge behielten wir dennoch lieber für uns. Doch die Sache mit John hatte mich so sehr belastet, dass ich sie um Rat gebeten hatte. Und obwohl ihre aktuelle Situation mit Raphael alles andere als rosig war, hatte sie sich Zeit für mich genommen.
„Rede mit ihm"war ihr Rat gewesen und damit hatte sie auch vollkommen Recht. Doch in keinem Gespräche hatte ich es als richtige Gelegenheit empfunden, mit John über meine Gefühle und das ganze Chaos zu sprechen.

„Also ich finde immer noch, dass sie mit ihm reden sollte", mischte sich nun Jana ein. Jana war eine gute Freundin  und mit auch Pia über ihre Arbeit befreundet. Jana wirkte zwar oftmals zurückhaltend, doch war allgemein eine wirklich umgängliche Person, die auch mal den Mund aufmachte; zumindest wenn sie es für nötig empfand. Zwar hatten wir beide nicht oft Kontakt, doch für mich war ihre Meinung wichtig. Denn zwischen uns herrschte ein wirklich gutes Verhältnis, das immer mehr an Familie erinnerte.
Zustimmend nickte nun auch Pia, dabei zog sie ihre Augenbrauen verräterisch zusammen. „Du solltest wirklich mit ihm reden", stimmte sie Jana zu. Schließlich warf sie mir einen eindringlichen Blick zu, der definitiv einschüchterte. Wenn Pia einen Entschluss gefasst hatte, war es schwer sie davon abzubringen. Das hatte ich schon oft erfahren müssen. „Ansonsten rutscht mir vielleicht ein Wort ihm gegenüber raus", Adrijana, die zwischen mir und Pia saß, grinste mich triumphierend an. Für ihre Aussage erntete sie Zustimmung von den anderen beiden. „Also ich kenne dich zwar noch nicht lange, aber du hast definitiv einen Fuß in meiner Tür", ehrfürchtig blickte Pia in Adrijanas Richtung und prostete ihr anschließend zu. Diese trug nun ein großes Lächeln auf ihren Lippen. Dabei verließ ihr Blick mein Gesicht nicht. Adrijana wusste genau, dass ich manchmal versuchte Situationen auszuweichen, die ich als störend empfand. Immer versuchte ich es allen recht zumachen, dabei ließ ich meine eigenen Bedürfnisse meist links liegen. Und genau deshalb konnte ich Situationen nicht ausstehen, in denen ich sagen musste, was mir auf dem Herzen lag. Zu oft war ich enttäuscht worden. „Jetzt unterstütz' sie nicht auch noch", etwas beleidigt verschränkte ich meine Arme vor der Brust.

Kingdom.	|| Bonez MCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt