Kapitel 15

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Leise schloss ich die Tür hinter mir und versuchte umständlich aus meiner Jacke zu schlüpfen. Leider wurde mir dabei bewusst, dass diese aufgrund meines Aufenthalts in Raphaels Studio eindeutig nach Rauch stank. Genervt verdrehte ich meine Augen, hängte diese allerdings dennoch an die Garderobe. Meine Tasche legte ich auf die kleine Bank im Eingangsbereich und zog meine Schuhe aus.

Diese wollte ich gerade wegstellen, als mir ein anderes paar Schuhe auffiel, dass in meinem Flur stand. Ein Paar zart rasanter Sneaker stand vor dem Schuhschrank; eindeutig nicht von Tom und auch nicht von mir. Und augenblicklich rutschte mir mein Herz in die Hose, während sich ein Klos in meinem Hals bildete. Mir war als würde sich meine Luftröhre zuschnüren.

Kopfschüttelnd versuchte ich die beklemmende Enge in der Brust zu unterdrücken. Auch die Gedanken daran, dass Tom wirklich eine andere Frau hatte, versuchte ich zu unterdrücken. Deshalb lief ich durch den Flur auf die Küche zu, die hell erleuchtet war. Augenscheinlich musste sich also jemand dort drin befinden. Denn auch die Stimmen, welche ich nun immer lauter vernahm, schienen von dort zu kommen. Als ich jedoch mitten im Türrahmen zur Küche stand, wurde mir schwindelig.

Mitten in meiner Küche stand eine Frau, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ihr Aussehen glich meinem ziemlich stark, denn ihre Haare hatten den gleichen Farbton wie die meinen und auch von der Größe her schien sie mir zu entsprechen. Sie trug ein wirklich schönes Kleid, dass ich nur allzu gut kannte. Tom hatte mir genau so eines zu meinem Geburtstag geschenkt. Augenblicklich breitete sich eine immer stärkere Übelkeit in mir aus, die ich nicht unterdrücken konnte.

Die Frau schwang ihre Hüften zum Takt der Musik, die aus dem Radio dudelte, und schien etwas zu kochen. Den Töpfen auf dem Herd nach zu urteilen. Währenddessen stand ich wie erstarrt im Türrahmen und blickte in die Küche. Ich fühlte mich fehl am Platz, obwohl es sich um mein eigenes Heim handelte.

Plötzlich drehte sich die Frau um, und als sie mich erblickte ließ sie den hölzernen Kochlöffel aus ihrer Hand fallen. In ihren Augen konnte ich genau den Schreck sehen, den ich selbst auch verspürte. Ihre Augen hatten den gleichen Farbton, wie die meinen. Ich fühlte mich auf komische Art so, als würde ich in einen Spiegel sehen.

„Wer sind Sie?", stieß die Frau aus und starrte mich nun immer wütender an.
„Tamara", war das Einzige, was mir trocken über die Lippen kamen. Mein Herz raste und die Übelkeit wuchs immer weiter. Ich fühlte mich mehr als nur unwohl; sichtlich unsicher über die ganze Situation. Genau so musste es meinem Gegenüber auch ergehen.

„Und was machen Sie hier?", fragte die Frau, ohne mir ihren Namen zu verraten. Dabei schien sie immer noch leicht panisch zu sein, denn ihre Augen schimmerten leicht glasig und sahen allgemein so aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. „Ich wohne hier", stieß ich nun aus. Langsam kehrte ich zu mir zurück, obwohl die Situation grade mehr als nur aufmischend für mich war.

„Wie bitte?", augenblicklich wurden ihre Augen größer und fast schon stotternd fuhr sie fort, „Sie wohnen hier?"
Als Antwort konnte ich nur Nicken, viel zu unsicher war ich mir darüber, was als nächstes passieren würde. Denn zu mehr als einigen wenigen Worten war ich nicht fähig. Mein Herz raste weiter und ich fühlte mich so, wie noch vor knapp einer Stunde in Raphaels Büro.

Ein Poltern riss uns aus unserer Starre. Hinter mir ging die Schlafzimmertür auf und Tom trat in den Flur. Erblickt hatte er mich allerdings noch nicht, denn er rieb sich mit einem Handtuch durchs Gesicht. Sein Körper wurde ebenfalls nur mit einem Handtuch abgedeckt; anscheinend war er duschen gewesen.
Und urplötzlich machte es mehr als nur ‚Klick' in meinem Kopf. All das, was ich versucht hatte zu verdrängen prasselte auf mich herein; meine schlimmsten Vermutungen und Albträume.

Kingdom.	|| Bonez MCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt