Mit flackernden Liedern öffnete ich meine Augen zu öffnen, was mir allerdings nicht wirklich gelang. Das Licht von der Decke strahlte so hell, dass ich augenblicklich meine Augen wieder zusammen kniff.
„Tamara", die dunkle Stimme von John weckte meine Aufmerksamkeit. Der blonde Lockenkopf kniete sich an meine Seite und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. Dabei lag sein Blick eindringlich auf mir. Die Falte zwischen seinen Augenbrauen hob sich deutlich von seinem Gesicht ab und machte ihn um einige Jahre älter.Vorsichtig half er mir auf, immer darauf bedacht, dass ich nicht zur Seite kippte. Mittlerweile befand ich mich auf einer Couch in genau demselben Büro, in das John mich vor meinem Aussetzer verfrachtete hatte. Es wirkte fast schon heimelig mit den Pflanzen, obwohl man ganz klar den schlichten und minimalistischen Stil von Raphael erkennen konnte. Alles hatte seinen Platz und schien auch genau dort hin zu gehören.
„Geht's dir gut?", fragte John und stützte mich mit einem Arm, sodass ich grade sitzen konnte; oder es zumindest versuchte. Denn ich fühlte mich immer noch schwach und empfand selbst Sitzen als anstrengend. Dennoch wollte ich mir nichts anmerken lassen. Also nickte ich nur, bevor ich versuchte aufzustehen. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne den blonden Riesen gemacht. Denn dieser drückte mich automatisch wieder zurück auf die Couch.
„Glaub ja nicht, dass du so gehen kannst", verkündete er laut. Sein Gesichtsausdruck war eindringlich. Und dennoch konnte ich auch Sorge und Wut in seinem Blick erkennen; weswegen wusste ich jedoch nicht.
„John", ich räusperte mich ehe ich weiter sprechen konnte, „mir war nur schwindelig. Das ist absolut nicht schlimm."
Meine Aussage brachte ihn jedoch nicht dazu mich gehen zu lassen, stattdessen setzte er sich neben mich und zog mich ruckartig an seine Seite.„Ich kann dich nicht gehen lassen", sagte er bestimmend, „eben genau, weil du einfach umgekippt bist. Es kann was schlimmes sein."
Er schien vollkommen davon überzeugt, dass etwas mit mir nicht stimmte. Dabei schien ihm allerdings nicht aufgefallen zu sein, dass ich indes putzmunter neben ihm saß. Nur meine Gedanken spielten langsam wieder verrückt.
Augenblicklich Schoß mir die Begegnung mit Adrijana durch den Kopf und damit auch die Panik um Raphael. Wie müsste es wohl auf die junge Schönheit gewirkt haben, dass er mit jemand völlig fremden seine Zeit verbrachte.„Tamara, wir sollten zum Arzt."
Als Antwort schüttelte ich nur meinen Kopf, während ich wieder ins Hier und Jetzt gezogen wurde. Die Hand von John lag immer noch auf meiner Seite, sein Arm fest um mich geschlungen. Dabei entging mir die Wärme des Blonden nicht.
„Dann lass mich dich wenigstens nach Hause fahren", bot er mir an. Er klang so, als würde er ein ‚Nein' nicht akzeptieren. Und ehrlich gesagt hatte ich keine Lust mich mit ihm über eine Banalität zu streiten. Die Situation vor wenigen Stunden in der Küche war für mich schon schlimm genug.Plötzlich öffnete sich die dunkle Bürotür und ein gestresster Raphael stolperte ins Zimmer. In seinen Augen stand Panik und seine vorhin noch gemachten Haare standen in alle Richtungen ab.
„Tamara", er stürzte beinahe ängstlich auf mich zu. Dabei ignorierte er, dass John neben mir saß; und auch die anderen, die den kleinen Raum hinter ihm betraten. Schützend zog er mich in seine starken Arme und drückte mein Gesicht an seine Brust. „Du hast uns echt Angst eingejagt."Seine braunen Augen blickten mich tiefgründig an, als er sich von mir löste. Dabei schien er mich so eindringlich zu beobachten, dass er einem Röntgengerät hätte nahe kommen können.
„Mir geht's gut", murmelte ich mit belegter Stimme. Mir musste anzusehen sein, dass eigentlich genau das Gegenteil der Fall war. Denn hinter den Männern trat Adrijana in mein Blickfeld; mit einem sorgenvollen Blick. Auch wenn ich sie als stark und durchaus selbstbewusst einschätzte, konnte man auch ihr anmerken, dass sie die ganze Situation mitnahm.„Raphael hat Recht", sagte sie mitfühlend. Dabei trat sie einen Schritt auf mich zu. Auf ihre Lippen schlich sich ein aufmunterndes Lächeln. „Ich hatte noch keine Möglichkeit mich vorzustellen", die junge Frau streckte mir ihre Hand entgegen, „ich bin Adrijana."
Vorsichtig erwiderte ich ihre Geste und fand mich kurze Zeit später in einer Umarmung wieder. Adrijana war genauso groß wie ich; jedoch mit einem Körper beglückt worden, für den manch andere Frau töten würde.
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Kingdom. || Bonez MC
FanfictionJeder kann etwas besitzen, darüber bestimmen und verfügen. Doch nicht alles lässt sich besitzen oder gehorcht. Sein Königreich war die Straße. Seine größte Liebe waren die Drogen. Und seine Rettung war die Musik. Aber niemand kann ganz alleine mit...