Kapitel 8

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Ich hatte gar nicht die Möglichkeit auf seine Action zu reagieren, denn Raphael tauchte wieder hinter mir auf. Er legte mir einen Arm um die Schultern und half mir aus dem V.I.P. Bereich, immer bedacht darauf, dass ich nicht umknickte oder wieder umfiel. Die Menschenmenge im Club war deutlich größer als noch vor einigen Minuten. Dementsprechend stickig und eckig war die Luft hier drin auch.

Sobald wir vor dem Club in der frischen Luft standen, atmete ich tief ein. Es kamen mir wie ein ganzer Tag vor, dabei waren Pia und ich erst vor dreieinhalb Stunden losgezogen. Dennoch war ich unglaublich froh, dem Club und seinen Besuchern zu entkommen.
„Da vorne steht mein Wagen", Raphael deutete auf auf die andere Straßenseite. Dort stand ein schwarzer Wagen, den ich von weitem nicht ganz erkennen konnte. Anstatt auf irgendeine Reaktion von mir zu warten ergriff er meine Hand und zog mich auf das Auto zu. Dabei war ich mir sicher, dass ich von allen Seiten beobachtet wurde. Und die stechenden Blick in meinem Rücken schienen mich dennoch nicht zu interessieren.

„Danke schonmal", gab ich von mir als wir vor seinem Auto standen. Raphael antwortet darauf nur mit einem Lächeln und öffnete die Beifahrertür.
„Die Dame", er deutete mir mich auf den Beifahrersitz zu setzen. Seiner Aufforderung folgte ich, wobei mir im Augenwinkel das kleine Logo an der Seite des Autos auffiel. Raphael besaß nicht nur irgendein Auto. Er schien stolzer Besitzer eines Maserati GT zu sein, was mich dazu veranlasste einmal tief einzuatmen. Dieses Auto musste ein Vermögen gekostet haben. Ich könnte mir so etwas nicht einmal im Traum leisten.
Nun wurde mir bewusst, dass Raphael nicht nur gebildet und sympathisch rüberkam, sondern definitiv mehr hinter diesem Mann stecken musste.

Meinen Gedankenschwall unterbrechend setzte sich besagter Mann neben mir in den Wagen und startete ihn mit schnurrendem Motor. Bedächtig zog ich meine Augenbraue in die Höhe.
„Ein schöner Wagen", murmelte ich und ließ meinen Blick dabei über das Cockpit gleiten. Alles hier drin wirkte edel und dennoch sportlich; alles unterstrichen von den Carboneinsätzen. Ein stolzes Lächeln schlich sich auf die Lippen meines Begleiters, der nun den Wagen auf die Straße lenkte. „Ich bin sehr stolz darauf", antwortet er leise, und stellt das Radio etwas leiser. Es spielte grade irgendeinen neuen Popsong, den ich allerdings nur im Hintergrund wahrnahm. „Das glaube ich dir", etwas sprachlos strich ich über die Innenseite der Beifahrertür. Ich hatte schon immer gewünscht einmal in so einem Auto zu sitzen; ehrlich gesagt hatte ich mir vorstellen können, dass es irgendwann Realität werden würde.

„Kennst du dich mit Autos aus?", Raphaels tiefe Stimme lenkte meine Aufmerksamkeit vom Auto weg und wieder auf ihn. „Ehrlich gesagt nicht wirklich", ließ ich ihn wissen, „ich habe mit meinem Vater früher immer darüber gesprochen, aber nie wirklich mich mit Autos auseinander gesetzt. Es sei denn, ich wollte mir selbst eins kaufen."
Eine Haarsträhne fiel mir ins Gesicht, welche ich sogleich wieder hinter mein Ohr strich. „Hast du ein gutes Verhältnis zu deinem Vater?", fragte er und sah kurz zu mir, ehe sein Blick sich wieder auf die Straße richtete, „also wenn ich das fragen darf."

„Es ist schwierig", murmelte ich und ließ meinen Blick auf meine Finger sinken. Diese schienen auf einmal viel interessanter. „Du musst mir darauf auch nicht antworten", Raphael schien verlegen und etwas unsicher. „Ist schon in Ordnung", ich seufzte auf, „ich kenne dich zwar nicht wirklich, aber vielleicht tut es gut darüber zu reden."
Mir war bewusst, dass ich es ihm nicht hätte erzählen müssen. Doch in mir kam das Bedürfnis auf darüber zu sprechen, was mit meinem Stiefvater geschehen war und wie ich mich fühlte. Natürlich war Tom eigentlich immer derjenige, dem ich alles erzählte. Aber er war nicht hier, mal wieder.

„Tamara", seine Stimme wirkte eindringlich, „du musst mir nichts erzählen, wenn du es nicht willst. Ich möchte, dass du das weißt. Ich würde dich nie zu irgendetwas zwingen." Mein Begleiter drehte seinen Kopf zu mir, als er vor einer roten Ampel zum stehen kam. Seine braunen Augen sahen dabei tief in meine, so als wollte er mir klar machen, dass ich zu nichts verpflichtet war. Er schien sich wirklich Sorgen darum zu machen. Denn ich konnte Sorge und Bedachtsamkeit in seinen Augen erkennen.
Als Antwort nickte ich, ehe ich ein Lächeln aufsetzte. Ich versuchte die negativen Gedanken über meinen Verlobten, die sich gerade in meinem Kopf einnisteten, zu ignorieren.

Kingdom.	|| Bonez MCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt