Vorsichtig folgte ich Raphael den Flur entlang, der an sich sehr gemütlich und heimelig wirkte. Die Stimmen aus dem Zimmer, welches ich als Wohnzimmer betitelt hätte, wurden immer lauter, auch als der Brünette schon fast im Raum stand.
„Es interessiert mich einen Dreck, was ihr davon haltet, aber das lasse ich mir nicht länger bieten", stieß John voller Hass aus. Obwohl ich hinter Raphael stand, konnte ich das Wohnzimmer genauer inspizieren.Für jemanden wie John und seine Freunde wirkte der gesamte Raum alles andere als passend. Alle Möbel waren farblich aufeinander abgestimmt. Somit nahm ich an, dass definitiv eine Frau ihre Finger im Spiel hatte. Natürlich konnten auch Männer eine Wohnung wirklich stilvoll einrichten, doch die Kombination aus schwarz, weiß und verschiedenen Blautönen glich eher dem Geschmack einer Frau.
Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer gleiten und versuchte dabei alles zu verarbeiten. Dabei blieb mein Blick schlussendlich an dem großen Blonden kleben, der wutentbrannt in Jonas Gesicht starrte. Uns schien er dabei gar nicht wahrzunehmen. Auch Max nicht, der sich hinter mir ebenfalls ins Wohnzimmer quetschte und anschließend auf das große Sofa fallen ließ. Raphael begleite sich dennoch kein Stück weiter und schien mich von der Situation abschirmen zu wollen.
„Komm runter", murmelte Jonas resigniert und nickte Raphael zur Begrüßung zu. Als er jedoch mich hinter ihm entdeckte zog er die Augenbrauen zusammen. Er schenkte mir dennoch ein entschuldigendes Lächeln und auch seine Augen schienen sich für alles zu entschuldigen.
Ich empfand zwar, dass die Situation in keiner Weise von ihm zu entschuldigen war, dennoch lächelte ich zurück. Schließlich konnten Jonas und Max nichts dafür, dass wir mitten in einer mir völlig fremden Wohnung standen; mitten in der Nacht und mit mir eigentlich fremden Menschen.„Komm runter?!", brüllte John plötzlich los, sodass ich zusammenzuckte und Raphael versuchte mich weiter von den Anderen abzuschirmen, „ich hab jedes Recht mich aufzuregen. Diese Frau ist der Meinung sie kann sich alles erlauben, egal wie ich damit klar komme. Sie interessiert sich überhaupt nicht für meine Situation. Es kümmert sie einen Dreck. Jeder von euch ist glücklich. Du, Jonas, hast die perfekte Frau Zuhause, die dich liebt und nach jedem Konflikt trotzdem noch zu dir steht. Max hat auch jemanden, der Zuhause auf ihn wartet und sich um ihn sorgt. Und von Raphael brauche ich ja gar nicht anfangen."
Spöttisch blickte John nun in unsere Richtung. Dabei war mir bewusst, dass sein Blick nur auf Raphael haftete. Mich nahm er gar nicht war.
Und auch Max und Jonas starrten in unsere Richtung. Ihnen schien klar zu sein, dass es kein gutes Ende nehmen würde; dass John definitiv nichts Gutes über Raphael sagen würde. Dieser starrte John ebenfalls an, dabei wirkte er deutlich angespannter als noch vor einer Sekunde. Sein gesamter Körper stand unter Vollspannung; komplett geladen. Mir wurde indes bewusst, dass die beiden zwar Freunde waren, doch sie wussten so viel übereinander, dass sie den Anderen damit mehr als nur verletzen konnten.„Der Märchenprinz", stieß der blonde Mann vor uns spöttisch aus, „hat die perfekte Frau, die alles für ihn tun würde. Dabei gibt sie einen Scheiß drauf, wer du bist und was du machst. Sie liebt dich unabdinglich; nichts ist ihr wichtiger als du. Aber was machst du? Du beschwerst dich immer über sie, ganz egal an welchem Tag und egal zu welcher Uhrzeit. Du stößt sie zurück und gibst ihr nicht das, was sie verdient hat. Und dennoch tust du so als wäre alles perfekt, dabei weiß doch jeder was für ein kaputtes Leben du hast. Sieh dich doch mal an."
Mit einer spöttischen Handbewegung deutete er auf Raphael, der immer noch schützend vor mir stand. Dieser hatte mittlerweile seine Hände zu Fäusten geballt und schien nicht mehr ansatzweise entspannt. Wenn man Anspannung übermäßig steigern konnte, dann war dies bei Raphael nun definitiv der Fall.
Inzwischen wünschte ich mir, dass ich doch nach Hause gegangen wäre. Auch wenn ich dann das hilfreiche Gespräch mit Raphael verpasst hätte. Doch in dieser Situation fühlte ich mich unwohl und mehr als nur fehl am Platz.
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Kingdom. || Bonez MC
FanfictionJeder kann etwas besitzen, darüber bestimmen und verfügen. Doch nicht alles lässt sich besitzen oder gehorcht. Sein Königreich war die Straße. Seine größte Liebe waren die Drogen. Und seine Rettung war die Musik. Aber niemand kann ganz alleine mit...