Wie wir mit der Situation weiter umgehen sollte, wusste ich nicht. Auch eine Beschreibung der Beziehung zwischen John und mir konnte ich nicht wirklich hervorbringen. Uns konnte man nicht wirklich beschreiben. So skurril sein Geständnis mir gegenüber auch gewesen war und so glücklich ich mich damit schätzte, es machte alles nicht einfach. Ich kannte John gut, zumindest dachte ich das. Aber ich wusste noch lange nicht alles. Ob ich dies überhaupt wollte, konnte ich auch nicht sagen.
Mittlerweile saßen wir bei mir Zuhause, hatten schon gegessen und einfach nur den Nachmittag zusammen verbracht. Wieso er mich angerufen hatte, hatte der Blondschopf immer noch nicht ausgesprochen. Stattdessen schien er die Normalität zu genießen; einfach auf dem Sofa zu sitzen und fern zu sehen. In meinen Gedanken herrschte hingegen das reinste Chaos, ich wusste einfach nicht wie wir weiter machen sollten. Seine Gefühle kannte ich, aber wie ich mich fühlte konnte ich nicht aussprechen. Eine klare Aussage würde ich auch erstmal nicht treffen wollen. Lieber ließ ich alles auf mich zukommen, anstatt mich in etwas zu verrennen. Immerhin war meine vergangene Beziehung mit Tom nicht gut verlaufen; er hatte mich gelehrt niemandem so einfach alles Vertrauen zu schenken. Lieber behielt ich einen gewissen Teil für mich, damit so etwas nicht noch einmal vorkam.
„Hör auf mich so anzustarren", brummte John neben mir und zwickte in meine Waden, die über seinen Beinen lagen, „gleich verflüssige ich mich noch oder so." Seine Stirn war in Falten gezogen. Er wirkte gelassen, fast schon entspannt aber dennoch konnte ich die kleinen Fältchen an seinen Augen erkennen. Diese bildeten sich eigentlich nur, wenn er nachdachte; soviel wusste ich mittlerweile.
„Ja klar", schmunzelnd stupste ich ihn in den Oberarm. Seine Arme lagen über meinen Beinen, während er sie schmeichelte. Er wirkte glücklich; angekommen. „Madame", er zog die Augenbrauen in die Höhe. Nun musste auch er schmunzeln.
Die Atmosphäre zwischen uns wirkte entspannt, und damit fast schon unnormal für unsere sonstige Umgangsweise. Aber es war definitiv etwas, an das ich mich gewöhnen konnte. Das Telefonat, mit der Frauenstimme, ging mir dennoch nicht aus dem Kopf.„Sag mal", setzte ich an, und wandte mich mehr an den Blondschopf, der immer noch ein Lächeln auf den Lippen trug. Dabei blickte er mir schelmisch entgegen.
„Ja?", er klimperte mit den Wimpern und wirkte damit fast schon zu scheinheilig. Natürlich kannte ich seine spielerische Art, doch mir war klar, dass es nicht lange so bleiben würde.
„Vorhin haben wir doch miteinander telefoniert-", ich versuchte meine Vermutung einfach hinten anzustellen, doch John unterbrach mich, bevor ich irgendwie weitersprechen konnte.„Tamara", er seufzte auf und schob sanft meine Beine von den seinen. Er wirkte augenblicklich verschlossener und auch der spielerische Schalk in seinen Augen war verschwunden; als hätte ich bei ihm einen Schalter umgelegt.
„Ich weiß, dass es dich interessiert, aber manchmal ist es besser nichts zu wissen."
Urplötzlich machte sich eine Kälte in mir breit, die durch Johns eisigen Blick noch mehr verstärkt wurde. Dahin war die Sorglosigkeit und Zweisamkeit zwischen uns beiden.„Ich wollte dir damit nicht zu nahe treten", murmelte ich und begann an meiner Lippe herumzukauen. Ich bereute es, das Thema überhaupt angerissen zu haben. Am liebsten hätte ich mich dafür selbst gehauen, zumindest bildlich wäre das die bessere Option gewesen. Ich seufzte auf.
„Tamara", wiederholte der Blonde meinen Namen und umgriff meine Hände, die sich ebenfalls kalt anfühlten. Seine dagegen waren um einiges Wärmer und gaben mir ein sicheres Gefühl. Auch sein Blick wirkte ein wenig wärmer, dennoch distanziert. „Ich weiß, dass es dich interessiert; damit meine ich mein ganzes Leben. Aber du weißt, dass meine Vergangenheit nichts für dich ist, alles was geschehen ist. Ab jetzt bist du in meinem Leben und wirst mir beistehen, aber es gibt Sachen, bei denen kannst du mir nicht helfen."Er strich mit seinen Fingern über meine Wange bis er schließlich vorsichtig mein Kinn hob. Er sah mich Durchdringung an, wirkte dabei etwas vorsichtig, so als wäre ich eine Porzellanpuppe.
Sanft nickte ich, meinen Mund bekam ich trotzdem nicht auf. Ich wusste, dass er Recht hatte. Auch wenn ich ihm helfen wollte, und sicherlich keine Memme war; aber bei manchen Dingen konnte ich John einfach nicht helfen. Und er war definitiv kein Mann, der sich etwas sagen ließ; auch von mir. Zumindest manchmal.
Also beließ ich es einfach dabei, ich wollte ihm nicht noch mehr die Zweisamkeit nehmen. Denn auch ihm schien es gut damit zu gehen. Und die Gefühle seinerseits sicher zu wissen, schenkte mir das letzte bisschen Freunde und Glück, was mir durch Tom's Vertrauensbruch genommen worden war. Verlorenes Urvertrauen hatte Adriana das genannt; und das schien ich langsam aber sicher wieder zu bekommen.
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Kingdom. || Bonez MC
FanfictionJeder kann etwas besitzen, darüber bestimmen und verfügen. Doch nicht alles lässt sich besitzen oder gehorcht. Sein Königreich war die Straße. Seine größte Liebe waren die Drogen. Und seine Rettung war die Musik. Aber niemand kann ganz alleine mit...