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Baekhyun PoV

Kameraähnliche Objekte die unser Revier filmten.
Schneidearbeiten zur Vervollständigung des Filmes.
Aber auch Regisseureinschnitte, Nörgeleien und Unterbrechungen.
Nach all diesen Dingen hielt ich in gewisser Weise ausschau.
Je länger Chanyeol und ich uns unterhielten, desto mehr verfielen wir unseren vorgefertigten Rollen.
Die Kontrolle meines Körpers verlor ich für wenige Minuten, bis eine Pause unsere Situation in Maßen auflockerte.

Schrecklich ängstliche Augen, die Trost in meinen fanden, sowie erkühlte Hände, die sich um meine legten. Der Schmerz in seiner Seele war fassbar, wie die Wissenschaften der Physik und Mathematik.
Jeder Weg verlief zu einer bestimmten Lösung, so auch der Weg unseres Schauspiels.
Wie gerne ich Chanyeol gefragt hätte, wie er es schaffte, so authentisch zu spielen und ob das ganze eine Liveshow sei. Wohl kaum würden wir anderenfalls ohne Cuts leben können von Szenen, die wiederholt werden mussten.  Trügerisch bettelte er ein ,,Geh nicht" vor sich hin, griff in die Tiefen meines Herzens mit seinen schmerzvollen Klagen. Trotz des Schauspiels mit meinem Idol, war mir nicht nach lachen zumute. Als hätte mich die Rolle verschluckt.
Eine Schlange, die seine Beute fraß.

,,DU HAST 200 ME-"
Ein Donnerwetter, der auf Chanyeol einschlug und bleibende Schäden hinterließ.
Sein Gesicht vertrübte, seine Augenbrauen schwellten in die Höhe.
Was auch immer in seinem Geiste vorging, jegliche Analysen würden bedauernswert scheitern.
Ich hatte keine Ideen davon, was in seinem Kopfe vorging.
Seine Glaubwürdigkeit irritierte mich.

,,Wenn du jetzt gehst, dann werde ich lebenslänglich im Gefängnis hocken", raunte er, betroffen von der vorherrschenden, angsteinflößenden Situation.
Naivität begleicht Naivität.
Angesichts der vorlaufenden Thematik, sollte die Naivität zugrunde gehen.
Morde sollten stets rational ermittelt werden, ohne eine Gefühlsebene einfließen zu lassen.
Nicht nur ich spielte hier den Leichtsinnigen, ohne dessen bewusst zu werden, was Morden eigentlich bedeutete, zudem auch noch so viele zu begehen, sondern auch Chanyeol der nach 200 Tötungen normalerweise jegliche Gefühle überwunden hätte, aber sein Herz weinte und seine Augen bluteten.
Er besaß dieses gutmütige Herz, was keinem Mörder gleichgestellt ist, seine Taten bringen jedoch die Blutlachen zum überschwappen.

,,Du bist krank, Chanyeol."
Er nickte.
Zu tief steckte ich bereits in der Rolle.
Es war wie eine Sucht, die gestillt werden musste.
Ich hatte den Drang danach, zu wissen, wie es weitergeht, obwohl ich der Urheber des Werkes war, paradoxerweise.
Ich lebte dieses Stück und fragte mich, ob nicht auch mein innerer Monolog für die Verfilmung von Bedeutung wäre, um der Monotonie
der äußeren Handlung einen neuen Schliff zu verpassen, auch in meinem Buch spielten die Gedankengänge der Protagonisten eine entscheidende Rolle, um zu verstehen, bevor man werten und urteilen kann.
Nicht jedes Bösartige verbindet sich mit der Boshaftigkeit der Seele und des Geistes eines jenen Menschen.
Oder einfacher gesagt: Böse zu sein setzt nicht das Böse in Einem voraus.

,,Du musst mir etwas versprechen."
Erwartungsvoll ließ er seinen Blick nach langem wieder zu mir rüber wandern. Ein kleines Fünkchen Hoffnung spiegelte sich in seinem Gesicht wider, ich war leider zu durchschaubar und naiv.

,,Keine Morde"
Wegen des Schmerzes in seiner Brust, lösten sich Tränen von seinen Wimpern ab und hinterließen einen heißen Eindruck, als würden sie gleich verdampfen.
Es waren keine kalten Tränen, dafür war sein Herz zu warm.
Zu viele Seelen lagen auf seinem Gewissen, sie pressten ihn in den Abgrund und würden jede Sekunde nutzen, um ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.
Sie hörten ihn, sie sahen ihn.
Die 200 Seelen der verstorbenen Menschen warteten, bis sie im entscheidenden Moment angreifen könnten.

,,Kannst du mir auch etwas versprechen?..."

,,Bleib bei mir, für immer"

Verlustängste prägten seine Worte, die über mein Denken entscheiden ließen. Ja, er war ein guter Mensch.
Einsam sein macht unglücklich, dass konnte er wohl am eigenen Leibe spüren, was seine Trauer vergrößerte, dabei wollte ich niemals gehen.

,,Für immer..", flüsterte ich in sein Ohr.

Ich spürte seinen Herzschlag auf meiner Brust, schnell aber dennoch regelmäßig. Er lebte. Er atmete. Er tötete.

Der Schauspieler Park Chanyeol war aus meinem Gedächtnis gelöscht, ich kannte nur noch die Maske des Mörders und seine verborgene, zerbrechliche Seele dahinter.

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Nach langer Zeit bin ich dann wohl auch mal wieder hier.
Ein Autor findet irgendwann immer zu seiner Leidenschaft zurück, ohne die er nicht leben könnte.
Liest noch irgendjemand dieses Buch? xd

Ich freue mich über Feedback~



Author || ChanbaekWo Geschichten leben. Entdecke jetzt