25

307 45 7
                                    

Chanyeol PoV

,,Schau mich nicht so an"
Meine Augen waren bis eben noch auf den verdreckten Boden der Bahn gerichtet. Die schwitzenden Hände rieb ich vor mir zusammen, beugte mich nach vorne und stützte somit meine Unterarme auf der Hose ab.
Die Kapuze tief über mein Gesicht gezogen.
Dennoch merkte ich die auf mir ruhenden Blicke des Jugendlichen gegenüber von mir, der wahrscheinlich soeben aus der Schule kam und nur einen ruhigen Nachhause-Weg haben wollte.

Er verfiel in Stockstarre, als der gruselige Mann mit den blutroten Augen zu ihm sprach und dabei nicht eine Miene verzog.
Seine bebenden Finger, so wie der feste griff an seine Schultasche verriet mir, dass Angst in ihm aufstieg.

Tief atmend senkte ich meine Augen wieder zum Boden und wollte meinen Gedanken freien Lauf lassen, doch sobald dies geschah, erinnerte ich mich daran....
Ich war ein Mörder.
Menschenleben mit denen ich einfach so spielte ohne etwas zu empfinden.
Völlig zwischen den Stühlen stehend krallte ich meine Hände aneinander.
Einerseits hatte ich diese Gefühle von Angst, Mitleid und Schmerz, doch... andererseits empfand ich gar nichts.

Das klang wahrscheinlich wie ein schlechter Scherz, doch genau so verlief mein Leben.
Ich wusste nicht mehr wohin mit mir, die letzten Tage haben alles verändert.

Meine Umgebung und auch mich haben sie verändert.
Die Wiedergeburt im gleichen Körper.
Sowas erlebte ich.
War das überhaupt möglich?

"Nächste Station... Dobong-gu", ertönte die monotone Stimme von oben aus den Lautsprechern.
So weit war ich bereits von Zuhause fort, doch ich entwickelte nicht im geringsten Interesse.
In normalen Fällen hätte ich Bedenken, wenn ich nicht in der Nähe meiner üblichen Umgebung war, doch es interessierte mich alles nicht mehr.
Noch immer blieb ich mit meinen Füßen fest am Boden kleben, lauschte dabei dem Getuschel von den Seiten.
Die vielen Menschen, die wahrscheinlich über mein schreckliches Verhalten herzogen und gar nicht darüber, dass ich ein Star war.

Die Starrolle war bereits vor Tagen verronnen. Einfach weg. Keiner kannte mich noch.

Erneut stieß mir die Wiedergeburt in den Kopf, was als einziges zurzeit plausibel klang.

...

"Hör auf... hör auf... hör auf", so sprach ich immer wieder zu mir selbst, den Tränen Nahe.
Dieser Moment, wo mein Körper unsteuerbar war und nichts mehr mit sich machen ließ.
Ein verlangen nach Morden stieß in meine Adern, egal wie sehr ich mich auch weigerte.

"N-nicht", kämpfte ich gegen diese Gefühle an, doch meine Beine jagten  von selbst, meine Hände handelten von alleine und meine eigentlichen Gedanken wurden einfach so zur Seite gequetscht.

Die Straßen von Seoul entlang, ohne sich etwas anmerken zu lassen, das Messer tief in meiner Hosentasche versteckt.
Wolken zogen über mir her und verliehen der Stadt eine furchteinflößende und schreckliche Aura.
Allein das kurbelte mich noch mehr an, endlich ein Opfer zu suchen, was alleinstehend war....

Und dort traf ich sie...
Die Frau im beigen Strickmantel mit weißen Hackenschuhen, direkt auf mich zukommend, als wäre es von Anfang an geplant gewesen...

---

Author || ChanbaekWo Geschichten leben. Entdecke jetzt