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Zittrig erhob ich mich von meinem hellen Laminatboden und stellte mich auf meine wackeligen Beine, die beinahe wieder in sich zusammenbrachen.
Fühlen tat ich mich wie eine Leiche, verstorben.
Ich selbst verstand mein ganzes Leben nicht mehr. Jede einzelne Tat meines Körpers verwirrte mich zu Tode, da ich sowas nie vorhatte.
So auch dieses Mal, als ich stumpf aus meiner Haustür trat, die vielen Straßen entlangschlendernd, ohne jegliches Ziel.

Hupende Autos, verteilte Menschen und zig Gebäude, die höher als jeder Wolkenkratzer ragten. Ich dazwischen mit meiner Gefühlslosigkeit.
Mein Kopf schwankte von einer Richtung zur anderen, als ein Fahrradfahrer beinahe in mich reinraste.

,,Passen Sie doch auf!"

Ungehindert lief ich weiter, interessierte mich gar nicht für diesen Menschen, der mit Schimpfwörtern um sich schmiss, als wäre es sein kompletter Wortschatz.

Kinderschreie aus einer dunklen Gasse tretend, was mich nicht ganz kalt ließ und meine Aufmerksamkeit erweckte. ,,Huh?"
Stirnrunzelnd ging ich zwischen den Gebäuden entlang, dachte gar nicht an die Gefahr, die sich vielleicht dort verbarg.
Die Gasse immer kühler und dunkler werdend, schreckte mich recht wenig ab.

Wimmern, Krächzen, Schreien, alles wurde lauter, sobald ich näher trat und auch meine Sicht wurde immer eindeutiger und klarer.
Ein Mädchen, um die 10 Jahre, in einem rosanen Rock, bedroht von 2 Männern in schwarzer Kleidung.

Mit gesunden Menschenverstand ging ich vor, konnte doch nicht dafür sorgen, dass sie dem Mädchen etwas antun.

,,Hey! Habt ihr'n Knacks in der Birne? Entfernt euch gevölligst von dem Mädchen!", schritt ich ein und versuchte dabei so ernst wie nur möglich auszusehen.
Die Aufmerksamkeit lag nun komplett auf mir, erst jetzt erkannte ich das glänzende Messer in deren Händen, was mich weich werden ließ.

,,Ach ja? Und was wenn nicht?", fragte der eine von denen grinsend, der durch seine Sonnenbrille kaum wiedererkennbar war.
Der andere mit schwarzen Mundschutz, murmelte sich irgendetwas zusammen.

Immer näher kam ich zu den beiden Spaßvögeln und legte meinen Kopf verwirrt schief.

,,Hab ich nicht gerade gesagt, dass ihr vom Mädchen wegkommen sollt?"

Völlig ungesteuert und von allen Geistern verlassen lief ich auf den Ersten zu und holte mit der bloßen Faust aus, um erstmal sein ätzendes Gesicht zu polieren.
Vor lauter Wucht fiel ihm sein frisch poliertes Messer aus der Hand, was perfekt in meinen Händen landete, als wäre es meine Bestimmung gewesen.

,,Wer nicht hören will muss fühlen!"

Mit meinen letzten Bewegungen schaffte ich es, dem mit der Brille in den Hals zu stechen.
Dabei fiel ihm seine Brille von der Nase und mit geweiteten, tödlichen Augen starrte er mich an.

Erst als er zu Boden krachte, realisierte ich, was ich eigentlich gerade getan hatte.
Einen Menschen.. I-ich habe einen Menschen umgebracht!
Einfach so ohne mit der Wimper zu zucken, als wäre es ein dummes Spiel!

Mein Blick glitt zum Messer, was ich in meinen zittrigen Händen fasste.
Beinahe fiel es aus dieser, da meine Angst mich ausnahmslos überkam.
Das Leben rauschte an mir vorbei.

,,Du hast-... ihn umgebracht!", schrie der mit dem Mundschutz auf und rannte zu seinem Kumpel, um diesem zu Helfen.

,,N-nein.. Nein..ich-"

Tränen stießen mir in die Augen, als immer mehr Blut aus seinem Hals tropfte und eine Blutlache bereits auf dem steinigen Boden erkennbar war.

Das war ich nicht!
Nein!
Ich würde niemals jemanden umbringen!
Hör auf, Chanyeol.
Du träumst!--

Ich näherte mich dem zweiten Mann, der mich überhaupt nicht kommen sah. Erst musste ich mein Werk vollenden, dann war alles wieder gut.
Erst mein Werk, erst mein Werk.
Diese Worte wiederholten sich in meinem Kopf, als ich meine Augen fest zusammenkniff, nachdem ich das Messer auf den zweiten zusteuern sah.

Dagegen tun konnte ich nichts.
Ich wollte es nicht, doch mein Körper tat nicht mehr das, was er sollte.
Alles was ich konnte, war schreiend zuzusehen, wie ich das Messer in dem Mann umdrehte.
Meine Augen liefen rot an, denn ich wollte das alles nicht sehen, ich wollte das nicht tun.

Das war nicht mehr ich.
Ein Monster herrschte über meinen Körper.

Beide Leichen übereinander, meine Augen verheult. Schwach lehnte ich mich über die Toten und öffnete vor Schock leicht meinen Mund.
Dieser Moment saß tief in meiner Brust und ich konnte nichts tun, außer ihn zu ertragen.

Das Mädchen auf mich zukommend, legte ihre Hand auf meine Schulter.
Ihre Augen völlig traumatisiert von der Situation soeben.
Sie wirkte wie ich, so zerbrechlich und verstört.
Dabei war ich selbst dafür verantwortlich.
Nur verschwommen konnte ich sie wahrnehmen, doch verspürte so viel Drang.
Drang, den ich nicht haben wollte.

,,B-bitte renn!", warnte ich sie, denn alles in mir spielte verrückt.
Meine Hände wanderten bereits zum blutverschmierten Messer, doch sie starrte mich nur mit geweiteten Augen an.
Ihre Unterlippe bebte und sie wollte noch was sagen-

"R-RENN WEG, B-BITTE!", flehte ich sie schluchzend an, als sie erst dann wagte loszurennen, nur leider zu spät.
Irrational lief ich auf sie zu und stach von oben auf ihre Schulter ein.
Ein lauter Schrei, als sie zu Boden glitt und ich das Messer immer wieder in ihre zierliche Haut rammte.
Erst als sie tot vor mir lag, stießen mir neue Tränen in die Augen.

,,I-ich wollte das alles n-nicht!"

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845 Wörter

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Author || ChanbaekWo Geschichten leben. Entdecke jetzt