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Ein sehr langes Kapitel, als Dank für fast 10K, was völlig unglaublich ist!
Danke an jeden einzelnen Leser~♡

,,Ich sage das ja echt ungern, aber du siehst in letzter Zeit überhaupt nicht gut aus"
Eine mir bekannte Stimme, der dazugehörige Besitzer näherte sich der Mauer, auf der ich bereits 20 Minuten saß, obwohl die Schulklingel bereits vor einer halben Ewigkeit läutete.
Mein Blick leer auf die Ziegel gerichtet, die die Schule zusammenhielten und etwas altmodischer wirken ließen.

,,Du scheinst ja echt Ahnung von meinem Leben zu haben", schnaubte ich und riskierte nicht mal einen kurzen Moment, um den Jungen mit Motorradhelm unterm Arm, zu mustern.

In normalen Fällen wäre ich ausgerastet, vielleicht hätte sich auch der Neid in meinen Augen widergespiegelt oder ich hätte einfach hinterfragt, warum er gerade mit mir sprach und nicht zu seinen Weibern abzischte.
So viele Sachen, doch ich fühlte mich nicht danach, mich respektlos ihm gegenüber zu verhalten, obwohl ich es wahrscheinlich echt gerne getan hätte.

,,Du, tut mir ja echt leid. Aber ich meine... Ich sehe dich öfter in der Schule und sowas bemerkt ein Blinder mit Krückstock, dass etwas mit dir ist"

In Wahrheit war einfach sein Motorrad ausgefallen und er musste irgendwie die Zeit totschlagen, während er auf seinen Vater wartete.
Alle Schüler waren bereits los, da keiner freiwillig noch Zeit in diesem Knast verbrachte.
Nur deshalb saß er neben mir auf dieser veralteten Mauer, neben einem morschen Baum, der jede Sekunde zu fallen drohte.
Dabei versuchte er sich so gut wie möglich zu nähern, was mich keines Weges störte, aber dennoch äußerst unangenehm war.

Aber was störte mich das schon?
Ich würde sowieso gleich zu Chanyeol rübergehen und dann müsste er auch nicht mehr so dumme Fragen stellen.

,,Doyoung, versteh es! Du bist nicht meine Mutter, du gehörst nicht zu meinem, außerordentlich kleinen Freundeskreis, also hat dich das alles hier nicht zu interessieren. Behandel mich bitte wie vorher, also wie Luft. Ich wäre dir echt dankbar", mit diesen Worten sprang ich von der Mauer herab und klammerte mich fest an meine geschulterte Schultasche, mit all den unnötigen Büchern und unwichtigen Schulstoff der letzten Tage.

,,Aber Baekhyun-"

Keine Antwort meinerseits, denn ich wollte hier nur noch weg.
Mein einziges Ziel war heil bei Chanyeol anzukommen und mit ihm zu reden.
Klang wahrscheinlich völlig absurd... war es auch.
Aber ich dachte, dass mir allein Chanyeols Nähe aushelfen würde, um aus mir wieder einen normalen Menschen zu machen.
So war es wohl das einzig Richtige, Doyoung dort alleine sitzen zu lassen und abzuhauen.

Ich pflegte keine Verbindung zu ihm, er besuchte nur die selbe Schule und konnte jedes Mädchen haben.
Wieso sollte ich so einem mein Interesse bereitstellen und ihm zuhören, Geschweige denn seine Fragen beantworten?
Wo besteht denn mein Recht darin?

Schwer atmend rannte ich die Wege entlang, wich den Menschen erfolgreich aus, auch wenn sich viele echt breit machten, als würde ihnen diese komplette Straße gehören.

Meine Gedanken klebten nur an Chanyeol und ich verdoppelte mein eigentliches Tempo, meine Hände an den Trägern meiner rüttelnden Tasche.
Sobald eine Ampel auch nur rot schlug, hätte ich durchdrehen können.
Zwar litt ich nicht unter Zeitdruck, aber Zeit lassen wollte ich mir dennoch nicht.

Während unseres Telefonates heulte mein Idol sich die Augen aus.
So einfach konnte ich das doch nicht auf mich sitzen lassen.
Er schien am Boden zerstört. Irgendetwas musste vorgefallen sein.
Irgendetwas, was er mir verheimlichte oder einfach nicht verriet.

,,Komm schon", säuselte ich und tippte mit meinem Fuß wahllos auf dem Boden umher, als die Ampel noch immer errötet in meine Richtung leuchtete.
Die vielen Hochhäuser um mich und diese vielen Menschen machten mich noch verrückt.
Solche Umstände war ich nicht gewohnt, doch anders würde ich nicht zu Chanyeol kommen können.
Ich musste einmal quer durch die Stadt, um Zeit zu sparen.
So auch dieses Mal, mit leider viel zu viel Verkehr um mich.

Von allen Seiten beobachtet werden, typisches Großstadt-Feeling.
Gerade als Jugendlicher hast du es nicht einfach und keiner kann es dir Recht machen.
Die Blicke, sowohl positiv als auch negativ, laufen über deinen Körper und du hast keine andere Wahl, als es dir gefallen zu lassen.
Je besonderer du dich verhälst, desto verwirrter und angewiderter werden die Augen der Beobachter, beinahe von Neid geprägt.
So auch im Gegenteil, je unauffälliger, desto schneller wirst du sie los.

Endlich schaltete die Ampel in ein leuchtendes Grün um, weshalb ich sofort die Initiative ergriff und über die Straße rannte.
Nur noch wenige Häuser von Chanyeol entfernt, einige wenige Straßen bog ich noch ein, als ich plötzlich zurückprallte.

Auf den Boden, zutiefst erschüttert, fand ich mich wieder.
Keine Person weit und breit, doch mein Körper von Schmerzen geprägt.
,,Aishh", machte ich und hielt mir die verletzten Stellen, während ich um mich schaute.

Als ich jedoch bemerkte, dass nichts und niemand für meinen Aufprall verantwortlich war, wurden meine Augen ganz groß.

Bin ich jetzt komplett bescheuert?
Ich bin doch eben noch gegen jemanden gerannt, oder nicht?

Leichte Schrammen an meinem Unterarm erkennbar, von dem passierten Sturz.
Der graue Weg, der verschont blieb, mit den wenigen, älteren Häusern um mich herum.
Keine Autos, keine Menschen, keine Gegenstände auf der Straße.

,,Was kann dann-"
Ich konnte gar nicht erst aussprechen, denn sobald ich aufstand, konnte ich vom weiten Chanyeol erkennen, der seine Tür aufschloss, anscheinend irgendwo unterwegs war.

,,Chanyeol, warte!!", schrie ich, versuchte abrupt loszurennen, doch erneut kam ich erstaunlicherweise nicht weiter. Etwas hinderte mich daran, einfach auf ihn zuzulaufen, weshalb ich anders auf mich aufmerksam machen musste.

,,CHANYEOL!"

,,HIER BIN ICH! HIER IST BAEKHYUN!"

Hoffnungslos..
Zwar drehte er sich um, jedoch in die falsche Richtung, er hatte mich überhaupt nicht gehört.

Vorsichtig fasste ich über die Stelle, wo ich gerade noch gegen lief, als mein Herz einen halben Aussetzer machte.
Nicht umsonst ging ich bei dieser leeren Straße in die Hocke, denn ich kam hier nicht weiter.

Eine Art unsichtbare Wand war über meine Augen gespannt und sobald ich nur kurz mit dieser in Berührung kam, wurde ich zurückgedrückt.
Immer wieder versuchte ich da durch zu gelangen, jedoch erfolglos.
Chanyeol war bereits in seinem Haus und ich stand, wie krank es auch klang, hinter einer Mauer, die niemand mit seinem bloßen Augen entdecken könnte.

Als würde das Schicksal es nicht wollen, dass ich auf Chanyeol treffe.
Eine magische Kraft, die unser Zusammentreffen verhindern wollte.
War das überhaupt möglich?
War das alles wirklich noch real?

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Author || ChanbaekWo Geschichten leben. Entdecke jetzt