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,,6:36 Uhr"
Meine Augen völlig ausgetrocknet, alte Tränen klebten an meinen Wangen, wie Regentropfen auf der Fensterscheibe. Diese sah man meist noch nach Tagen, durch ihr enthaltenes Salz.

Nicht ein einziges Mal schloss ich meine Augen. Mein Herz pumpte und pumpte wie verrückt gegen mein Brustkorb, mein Gehirn völlig abgeschaltet.
Ich vergaß die Zeit, sie war plötzlich so irrelevant für mich.
Alles drehte sich um mich, aber auch irgendwie nicht.
Immer wieder bildete ich mir ein, etwas gesehen zu haben, jedoch war es stockduster in meinem Zimmer, nicht mal meine Hand konnte ich vor Augen entdecken, also ausgeschlossen, dass sich da etwas regte.

,,B-baek.. Baek", murmelte ich über meine trockenen und eingerissenen Lippen, da ich durchgängig durch den Mund atmen musste, aufgrund der verstopften Nase, in der sich meine Traurigkeit wiederspiegelte.
Ich hinterfragte es gar nicht mehr, sondern ließ mich auf all den unerklärlichen Schmerz ein.

Leere, nichts als Leere, die über meinen Körper herrschte und Verlust, der in mir siegte.
Baekhyun hatte ich verloren.
Aber- Halt!
Ich kannte ihn gar nicht.
Chanyeol, verdammt!
Reiß dich jetzt am Riemen.
Du hattest ihn gestern das erste Mal in deinem Leben gesehen. Nie zuvor.

Vergeblich versuchte ich aufzustehen, denn ich realisierte, dass ich mich auf meine Arbeit begeben sollte.
Jedoch hielten meine Beine nicht Stand und sackten förmlich in sich zusammen.

,,Aishh~", machte ich, als mein Gesicht Bekanntschaft mit dem beigen Laminatboden machte.

Steh auf, du Esel!
Du kannst nicht einfach faul rumliegen, als wäre dein Leben vorbei, also zack zack.

Meine innere Stimme motivierte mich zum weitermachen, auch wenn auf spezieller Weise.
Erneut erhob ich mich auf meine wackeligen Beine, griff abrupt an meine Kommode, um nicht wieder zu fallen.

Mein Körper spielte komplett gegen mich. Meine Gedanken, mein Kopf reagierten und durchdachten die Sachen ganz anders, als sie es wirklich waren.
Es passte rein gar nichts zusammen.

Ich probierte es mit kleinen Schritten, kam so an meinem Kleiderschrank an und suchte mir irgendwelche passenden Sachen raus. Beim heutigen Filmdreh würde ich sowieso umgestylt werden, deshalb brauchte ich mir gar nicht so viel Mühe geben.
Währenddessen versuchte ich bereits ein Taxiunternehmen zu erreichen, da mein geliebter Manager zum erneuten Mal nicht an sein Handy ging.

Und um nicht zu Fuß laufen zu müssen, war das Taxi die sogenannte Notlösung.

Im Badezimmer machte ich mir noch meine Haare zurecht und konnte bereits vom Fenster aus sehen, wie ein schwarzes Auto vor meiner Auffahrt parkte und zu warten schien.

Deshalb versuchte ich so schnell wie möglich aus meinem Haus zu kommen und dort einzusteigen.
,,Morgen", wünschte ich dem Taxifahrer und nannte ihn die passende Adresse des Gebäudes.

...

2 seriöswirkende Wachmänner vor dem Entertainment-Gebäude versperrten mir den Weg.
,,Entschuldigen Sie, aber ich muss zu meinem Set. Wir drehen gleich!"
Empört ging mein Blick von dem schwarzhaarigen zum blondgefärbten Mann und dann wieder zurück.
,,Papiere!"

Nicht die Fassung verlieren, Chanyeol.
Dir ist es zwar noch nie passiert, dass du nicht reingelassen wirst, aber vielleicht mag es sich nur um ein Irrtum handeln.
Aber dieser Irrtum kostet gerade so unglaublich viel wichtige Zeit, ugh.

Aufbrausend drückte ich dem Schwarzhaarigen meinen Ausweis hin, welchen er überflog und mit einer Liste verglich.

,,Sie stehen hier nicht drauf!"

,,Das kann nicht sein! Ich bin die Hauptrolle von Passenger. Lassen Sie mich rein!"

Ich presste mich so gut wie möglich durch die Männer, doch mit einem einzigen Ruck landete ich 2 Meter zurück auf dem Gehweg, mit meinem Hinterteil voraus.

,,Verschwinde, bevor es gleich richtig ausartet!", schrie mich der Blondhaarige an.
Mit riesigen Augen starrte ich auf das große Entertainmentschild.

Ich bin doch nicht verrückt.
Das ist mein Entertainment und hier findet mein Filmdreh statt.

,,Ich würde gerne meinen Manager Hyeon sprechen, das muss hier alles ein riesen Missverständnis sein!", versuchte ich es wieder.

,,Vergiss es! Mr. Hyeon ist der Manager von Hwang Minhyun, wir wüssten davon Bescheid, hätte er noch andere Flusel zu bedienen. Und jetzt Verschwinde, verdammt nochmal!"

Tränenunterdrückend stand ich von dem gepflasterten Gehweg auf und wollte mich gar nicht weiter beschweren, bevor sie noch richtig handgreiflich geworden wären.

Ich verstand absolut die Welt nicht mehr. Hatte ich gerade soeben meinen Job verloren? Warum fühlte es sich dann so an, als hätte es diesen Job nie für mich gegeben?

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Author || ChanbaekWo Geschichten leben. Entdecke jetzt