Kapitel 24: Idiot! Wach auf!

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- So, ich hau' nochmal ein Kapitel raus. Einfach weil's geht. -

„Manuel..?“, fragte Peter langsam. Sein Bruder starrte mit trübem Blick an die Decke. Sein blasses Gesicht schien langsam etwas mehr Farbe anzunehmen, sein Bewusstsein war allerdings weit davon entfernt, der Realität die Hand zu reichen. „Manu..!“ „He, hörst du uns?“ „Manu? Biste wach?? Taddl und du müsst noch ganz viel-“ Eine Hand drückte sich in Felix Gesicht und zwang ihn dazu, den Mund geschlossen zu halten. „Peter..?“ Manuel blinzelte kurz ein paar mal, dann war sein Blick ganz eindeutig auf seinen Bruder gerichtet. „Er ist wach!!“, rief dieser enthusiastisch und jeder atmete auf. „Endlich!“ „War ja klar, ist und bleibt mein Sohn...“ Er schien sich überhaupt nicht in der Situation zurecht zu finden. „Was... Ich mein'- … Wo... Äh...“ Er versuchte sich aufzurichten, spürte aber einen stechenden Schmerz in der Magengegend und sank augenblicklich zurück in die Kissen. „Du hast eine Operation hinter dir“, fing Ardy an zu erklären. Manu starrte ihn ungläubig an, als er anfing zu berichten, dass er aufgrund innerer Blutungen vor gut zwei Monaten ins Krankenhaus eingeliefert worden war, dort bis jetzt im künstlichen Koma gelegen hatte und ein neues, funktionierendes Organ im Körper trug. „Wie ist das denn passiert..? Und zwei Monate?! Was ist mit meinem Kanal?!“ „Wie das passiert ist – keine Ahnung. Aber keine Sorge, wir haben oft genug erwähnt, dass du und Taddl nicht aufnahmefähig sind. Habt ganz viele Genesungswünsche bekommen übrigens!“, erzählte Simon und wollte schon auf seinem Handy ein Video auf seinem Vlog-Kanal aufrufen, in dem er, wie viele andere YouTuber ebenfalls, über Manu und Taddl gesprochen hatte. Darunter waren etliche Kommentare, die den beiden eine gute Besserung wünschten. Manu jedoch erstarrte nur und sah ihn mit einem merkwürdig schockierten Blick an. „Taddl“, kam der Name seines Freundes zitternd über seine Lippen. Die Farbe, die Manuels Gesicht erst vor einigen Minuten gewonnen hatte, verschwand fast komplett wieder. Sein Kopf begann zu schmerzen. Als würde jemand mindestens zehn mal kräftig mit einer Eisenstange, die gerade elektrischen Strom leitete, auf ihn einprügeln. Er wollte fast schon schreien, war aber wie gelähmt.

Einmal zu viel!“ - „Wie würdest du dich denn fühlen?!“ - „Es geht nicht nur um dich und deine überbewertete Meinung!“ - „Wenn ich sage: Ich hasse dich! Na, merkst du was?“ - „Es tut verdammt weh, was du alles gesagt hast, weißt du? Ich hab' langsam genug davon!

Das war das letzte, was Taddl zu ihm gesagt hatte. „Ich hab' langsam genug davon.“ Der Satz hallte in seinem Kopf hin und her, die zusammenhanglosen Wortfetzen aus ihrem Streit ebenso. Die Bilder zogen ihre endlosen Kreise vor seinen Augen und er drohte innerlich zu explodieren. Was war danach passiert..?! Langsam kehrte auch die Erinnerung daran zurück.

Taddl stürmte wütend aus der Küche. Manu sah ihm nach. Wütend und traurig zugleich. Am liebsten hätte er gerufen: „Ich auch!“ Im gleichen Moment allerdings ebenso: „Es tut mir Leid... Sei bitte nicht sauer auf mich, lass uns reden...“ Aber keins von beidem kam aus seiner Kehle. Er war ein wenig eingeschnappt, aber gleichzeitig verletzt. Taddl hatte recht, als er gesagt hatte „Ich hasse dich!“ war tatsächlich ein stechender Schmerz durch seine Brust gezuckt und er hätte am liebsten geweint und Taddl nebenbei einen Schlag ins Gesicht verpasst. Aber auch das hatte er unterlassen. Er stand nur wortlos da und sah ihm nach. Reue erfüllte ihn langsam. Taddl hatte es gut gemeint und das wusste er auch. So sauer wie er sich gegeben hatte war er eigentlich auch gar nicht... Er liebte Taddl schließlich trotzdem. Und wie. Er musste nur kurz daran denken, wie sehr sein Gewissen versucht hatte, ihn zu ersticken, als er ohne ihn auf der Couch geschlafen hatte, ihn abgelehnt hatte, wieder vor dem Gespräch davongelaufen war. Dass sein Herz in einem komischen Rhythmus schlug, war ihm aufgefallen. Aber er führte das auf seine Wut und Trauer zurück. Dass er begonnen hatte unregelmäßig zu atmen, war schon ein bisschen merkwürdiger... Ihm wurde schwindelig. Scheiße! Was war hier los..?! Alles begann sich zu drehen, er versuchte sich an der Kante der Küchenzeile festzuhalten, sah sie allerdings fünf mal zur gleichen Zeit und griff nach einer Illusion. Den Aufprall bekam er schon fast nicht mehr mit. Sein Kopf schmerzte noch einmal stark. Er wollte um Hilfe rufen. Was genau passierte, konnte er nicht mehr erfassen, aber davor hatte er Angst gehabt. Dass seine Krankheiten ihn dahinraffen würden. Welche genau jetzt wie seinen Körper dazu brachte sich anzufühlen wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wurde, konnte er nicht bestimmen. Seine Sicht verschwamm weiter und es wurde dunkler. Er öffnete den Mund, doch das einzige Geräusch, das daraufhin zu vernehmen war, war ein ersticktes Röcheln nach Luft. Wie schnell ging das denn bitte?! Noch zwei Sekunden, nur zwei, nur eine ganz, ganz kurze Zeitspanne, nur ein Moment, um noch einmal um Hilfe zu rufen, Taddl nochmal zu sehen, Taddl zu sagen, dass es ihm leidtat. Es blieb ihm verwehrt. Die höllischen Schmerzen, die vom Bauchraum ausgingen, ließen ihn kurz komplett schwarz vor Augen sehen. Verzweifelt sah er sich nach einem Stift um, vielleicht könnte er noch etwas schreiben! Was, wenn er jetzt starb?! Das konnte doch nicht angehen, so konnte und wollte er diese Welt nicht verlassen! Ein Kulli, ein Bleistift, irgendwas, irgendwas verdammt! Irgendwas um wenigstens ''Tut mir Leid'' zu schreiben, einfach irgendwas!! Die Schwärze rahmte sein Sichtfeld immer weiter ein, bis er langsam gar nichts mehr sah. Er vernahm seinen zitternden Atem und versuchte zu sprechen. Vergebens. Nein. Nein, nein, nein, nein!!! Das durfte nicht wahr sein, verdammt, nein! NEIN!

Taddl x GLPWo Geschichten leben. Entdecke jetzt