100 Jahre später:„Teuerste, wenn du nicht still hältst, kann der Maler kein gutes Porträt von dir erstellen!", rief ein großgewachsener, junger Mann, mit einem Lächeln im Gesicht, ihr zu.
Johanna lächelte zurück.
Seit 2 Jahren war sie mittlerweile in Italien und sie musste zugeben, dass sie sich sehr wohl fühlte.
Es gab sogar Tage, an denen sie vergaß, warum sie in Italien war, beziehungsweise warum sie überhaupt andauernd unterwegs war.
Sie war auf der Flucht.
Auf der Flucht vor Niklaus Mikaelson.
Ihrem, falls er das nach ihrem Tod und ihrer Wiederauferstehung rechtlich gesehen überhaupt noch war, Ehemann.
Bei jedem noch so kleinen Gedanken an ihn, spürte sie, wie eine Gänsehaut ihren Körper überzog.
Ihre Angst war noch immer vorhanden, doch glücklicherweise nicht mehr so groß wie in den ersten Jahren nach ihrer Flucht.
100 Jahre.
Für einen Menschen wäre es die Ewigkeit, ihr, als Vampir, kam es so vor, als seien diese 100 Jahre wie im Flug vorbeigegangen.
100 Jahre, in denen sie ständig herumgeirrt war.
100 Jahre, die sie Tag und Nacht in Angst verbracht hatte.
100 Jahre, die sie...
„Liebste, bist du überhaupt noch anwesend?", hörte sie eine Stimme, welche ihren Gedankengang unterbrach.
Sie schaute auf und sah direkt in die warmen, braunen Augen ihres Freundes, Thomas DeLucaro.
Sie lächelte und nickte.
Johanna hatte ihm nichts von ihrer Vergangenheit und ihrem wahren Wesen erzählt.
Er dachte, sie sei 17 Jahre alt, ein Mensch, dessen Familie grausam ermordet worden war (was der Wahrheit entsprach) und seitdem auf der Flucht war(was ebenfalls der Wahrheit entsprach), und dass ihr Name Gianna sei.
Gianna klang ihrem richtigen Namen gar nicht einmal so unähnlich.
Das Risiko, ihm die Wahrheit zu sagen und ihn somit in Gefahr zu bringen, war zu groß.
Als sie vor 2 Jahren hier angekommen war, hatte sie nicht gedacht, dass sie jemals bleiben würde.
Doch dann hatte sie ihn getroffen.
Thomas DeLucaro.
Es war...nein, man konnte nicht sagen, dass es unbeschreiblich gewesen war.
Schließlich wusste sie schon, wie es sich anfühlte, die Nacht mit einem Mann zu verbringen.
Aber das mit ihm war anders.
Sie war weder in ihn verliebt, noch hasste sie ihn.
Sie ruhte in der Nacht einfach an seiner Seite, ohne dass sie miteinander schliefen.
Es war aus freiem Willen geschehen.
Nicht, weil jemand es so entschieden oder verlangt hatte.
Nein, es war geschehen, weil sie es so wollte.
Und es fühlte sich schön an, wenn man etwas tat, weil man es wollte.
Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es nicht auf ewig gehen würde.
Eines Tages würde sie ihn verlassen müssen.
Es fiel ihr manchmal schwer, ihr Vampirdasein zu verheimlichen, gerade was die Nahrung anging.
Ein Glück, dass er ihr glaubte, wenn sie sagte, dass sie nur durch die Wälder reiten wollte, um einen täglichen Ausritt zu machen.
Die Tatsache, dass sie dabei Tierblut trank, musste ja nicht unbedingt erwähnt werden.
Sie war stolz, dass sie immer noch ihren Vorsatz durchhielt.
Das Blut eines Tieres anstelle des Blutes von einem Menschen.
Dies zeigte ihr, dass sie kein Monster wie er war.„Fertig, Signora.", sagte der Maler, verbeugte sich und ging fort.
Johanna sprang von dem Podest und stellte sich neben Thomas.
„Es ist wunderschön geworden.", sagte sie erstaunt.
„Du bist wunderschön, Gianna.", erwiderte Thomas und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Komm mit, es gibt Essen."
Er nahm sie bei der Hand und führte sie zum Tisch, wo bereits ein paar Freunde von ihm waren.
Anfangs hatte sie es komisch gefunden, dass sie alle ein Tattoo auf dem Arm hatten, hatte es aber bewusst vor Thomas verschwiegen.
Wenn er gewollt hätte, dass sie es weiß, hätte er sicherlich etwas dazu gesagt.
„Na, wie geht es dem glücklichen Liebespaar?", fragte einer der Männer freundlich und mit blitzenden Augen.
„Alexander, du bist wirklich unglaublich.", erwiderte ein Mann zu seiner linken augenverdrehend.
„Wollte ja nur nachfragen."
„Wenn du es wissen willst: Uns geht es großartig und nein, wir sind immer noch kein Liebespaar, sondern nur Freunde. Giannas Porträt ist gerade fertig geworden."
„Mit Verlaub würde ich es nachher gerne sehen."
„Es sei dir gewährt.", sagte Johanna lachend.
Gemütlich beieinander sitzend, aßen sie ihr Essen.
Nach einer Weile erhob sich Johanna jedoch und begann zu reden:
„Entschuldigt mich bitte, ich werde eine Runde reiten gehen, Cassio muss sich mal wieder ein wenig bewegen."
„Pass auf, dass du nicht runterfällst."
Johanna schüttelte den Kopf.
„Ich bin bisher nur ein einziges Mal herunter gefallen. Wie lange wirst du mich daran denn noch erinnern?"
„Bis in alle Ewigkeit."
Sie ging zu den Stallungen, schwang sich auf ihr Pferd, gab ihm leicht die Sporen und ritt voran.
Sie liebte es durch den Wald zu reiten, die frische Luft einzuatmen und den Wind in ihrem Gesicht und ihren Haaren zu spüren.
Jedes Mal, wenn sie hier war, hatte sie das Gefühl lebendig zu sein.
Hier war der einzige Ort, an dem sie, sie selbst sein konnte.
Johanna Jacobson.
Nicht Gianna oder sonst jemand, nein, einfach nur sie selbst.
Sie wusste noch genau wie es am Anfang gewesen war.
Ihre ersten Tage auf der Flucht.
Den Hunger, den sie erlitten hatte.
Die Angst, die ihr täglicher Begleiter gewesen war.
Die Furcht, von ihm entdeckt zu werden.
Tag für Tag, war sie auf sich allein gestellt gewesen.
Und sie hatte es geschafft.
Sie hatte es geschafft, der Einsamkeit zu trotzen, dem Wunsch nach Menschenblut, welchen sie durch Tierblut ausglich, zu widerstehen, ja sie hatte so viel geschafft.
Johanna Jacobson war damals gestorben.
Und auch wenn ein Teil von ihr es leugnete, das ständige Namen und Lebensgeschichte erfinden, war ihr gar nicht mal so unrecht.
Denn jedes Mal, wenn sie an einem Ort jemand anderes war, musste sie sich nicht mit ihrer Vergangenheit auseinander setzen.
Doch manchmal wurde sie dieses Versteckspiels müdes.
Auch wenn es bereits 100 Jahre her war, erinnerte sie sich stets, als sei es erst gestern gewesen.
Sie sah Niklaus. Henrik. Ihre Eltern. Ihre beste Freundin Rebekah.
Sie sah sie alle noch immer.
In mancher stillen Nacht, wenn sie den Schlaf nicht fand, verlor sie sich in Gedankengänge.
Was wäre wenn...?
Doch diese Gedanken versuchte sie zu verdrängen.
Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie ihre Zukunft mit Niklaus ausgesehen hätte, wenn er sie nicht gegen ihren Willen verwandelt hätte.
Johanna band Cassio an einem Baum fest, streichelte kurz seinen Hals und machte sich auf die Jagd.
Sie wusste nicht wieso, aber sie hatte das Gefühl, sie brauche diesmal besonders viel Blut.
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Once upon a time (Klaus/OC)
Fanfiction„Du gehörst mir. Und du wirst mich nie verlassen." Das waren die Worte des Mannes, den sie anstelle ihres verstorbenen Verlobten, hatte heiraten müssen. „Du bist ein Monster, Niklaus Mikaelson." Das waren die Worte von Johanna Mikaelson, ehemalige J...