Chapter 12

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Anmerkung: Kursive Schrift bedeuten Flashbacks

Warme Sonnenstrahlen streiften ihr Gesicht, als sie am nächsten Morgen erwachte.
Für einen Moment hielt sie noch die Augen geschlossen, sich an das Gespräch mit Elijah erinnernd.
„Gib ihm eine Chance.", hatte er gesagt.
Aber war sie bereit dafür?
Sie wusste es nicht.
Johanna öffnete blinzelnd die Augen und sah einen schlafenden Klaus neben sich.
Im Schlaf sah er so friedlich aus.
Als ob er niemals jemandem wehtun könnte.
Sie setzte sich auf, streckte sich und gähnte.
Sie drehte sich noch einmal um, überprüfend, ob er noch schlief.
Dann stand sie auf, begab sich zu ihrem Kleiderschrank und wählte wahllos das nächstbeste aus.
Sie entledigte sich ihrer Schlafkleidung, entblößte sich und zog sich zugleich neue Unterwäsche und das Kleid an.
Nachdem sie sich die Haare gekämmt hatte und auf dem Weg nach unten war, vernahm sie ein Gähnen.
Johanna drehte sich um und erblickte Klaus.
„Guten Morgen, Johanna.", sagte er freundlich.
Sie wollte ihm schon eine unfreundliche Bemerkung entgegenschleudern, als sie innehielt.
< Gib ihm eine Chance. >, schalt sie sich innerlich und lächelte gezwungen zurück.
„Guten Morgen, Klaus."
„Wo gehst du hin?", fragte er bestimmend.
Johanna unterdrückte ein Augenrollen.
Dieser verdammte Kontrollfreak.
„Ich gehe frühstücken. Normales Frühstück. In der Küche ist bestimmt etwas, nicht wahr?", antwortete sie ehrlich.
„Begib dich in den Speisesaal, da ist bereits ein Frühstücksbuffet hergerichtet, genau wie jeden Morgen."
< Auch nicht schlecht. >, dachte sie sich und verließ den Raum.

Als seine Ehefrau erwacht war, war Klaus bereits schon wach gewesen.
Er hatte jedoch so getan, als ob er noch schlafen würde.
Er erhob sich, zog sich an und folgte ihr in den Speisesaal, wo er sie auch schon essend vorfand.
Klaus setzte sich zu ihr und lud sich ebenfalls Essen auf seinen Teller.
Eine Zeitlang aßen sie schweigend bis er schließlich ein Gespräch begann.
„Hast du für heute schon was vor?", fragte er sie aufmerksam.
„Ich wollte eine Runde ausreiten, allerdings ist das nicht möglich, da sich mein Hengst noch im Dorf befindet.", antwortete sie betont höflich, was Klaus ein wenig irritierte.
„Nun was das angeht, hätte ich eine kleine Überraschung für dich. Wenn du mir bitte folgen würdest?"
Johanna erhob sich und folgte Klaus, welcher zu den Stallungen ging.
Er deutete auf die dritte Box von links.
Klaus sah, wie sie sich neugierig dorthin bewegte und plötzlich wie erstarrt stehen blieb.
„Esmeralda.", flüsterte sie und schlug sich die Hände vor den Mund.
„Wann?", begann sie und Klaus antwortete: „Ich habe ihn gestern, als du mit Elijah im Wald warst, holen lassen."
Johanna öffnete die Box und ging zu ihrem Pferd.
„Sch, sch, Esmeralda ich bins, Johanna.", redete sie beruhigend auf ihren Hengst ein.
„Ich hätte eine Frage, Love. Wieso gibst du einem Hengst einen weiblichen Namen?", fragte er sie interessiert.
„Kannst du spanisch, Niklaus?"
„Ein wenig."
„Esmeralda heißt übersetzt „Smaragd". Und nun sieh dir seine Augen an."
Sie führte ihren Hengst zu Klaus und dieser sah ihm in die Augen.
„Smaragdgrün.", murmelte er.
„Smaragdgrüne Augen und ein weißes Fell. Das einzige, was manchmal ein wenig nervig sein kann, ist ihn zu waschen, nachdem er sich im Dreck gewälzt hat.", sagte Johanna lachend und schwang sich auf ihr Pferd.
„Kein Zaumzeug?", fragte Klaus augenbrauenhochziehend.
„Brauch ich nicht. Esmeralda und ich verstehen uns auch ohne Worte."
Sie wollte gerade losreiten, als sie sich an Elijahs Worte erinnerte.
Innerlich seufzte sie, sprach ihn jedoch trotzdem darauf an.
„Willst du mitreiten?"
Klaus sah sie überrascht an, stimmte dann jedoch zu.
Er setzte sich ebenfalls ohne Zaumzeug auf seinen schwarzen Rappen und sah sie herausfordernd an, als sie davon galoppierte.
„Johanna?", rief er und eilte ihr hinterher.
„Wettrennen!", schrie sie ihm lachend entgegen.
Fluchend über ihren Vorsprung holte er schnell auf und schon bald befanden sie sich in einem Kopf an Kopf Rennen, als sich vor ihnen ein großer Graben auftat.
Klaus Pferd blieb erschrocken stehen, doch Esmeralda sprang hinüber.
„Gewonnen!", jauchzte Johanna und sprang mit roten Wangen von ihrem Pferd hinunter.
Sie liebte es zu reiten.
Wenn sie auf ihrem Pferd unterwegs war, konnte sie spüren, wie die Freiheit zum Greifen nah war.
Klaus band sein Pferd fest und sprang über den Graben.
„Du hast aber nur gewonnen, weil Esmeralda es hinübergeschafft hat."
„Tja, Vertrauen ist eben so gut wie alles.", erwiderte sie.
Noch im selben Moment erkannte sie, was sie mit ihren Worten eigentlich angedeutet hatte.
Bevor Klaus etwas erwidern konnte, ließ sie sich ins Gras fallen und streckte sich aus.
Er tat es ihr gleich, sodass sie nebeneinander lagen und die Pferde friedlich grasten.
Johanna schloss die Augen und ließ die Sonne auf ihre Haut strahlen.
„Hör auf mich anzustarren.", murmelte sie.
Klaus zuckte ein wenig zusammen und ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht.
„Ich kann nicht aufhören dich anzustarren."
„Wieso?", fragte sie erneut murmelnd.
„Weil du so wunderschön bist."
Für einen Moment verspannte sie sich und die Zeit schien still zu stehen.
Sie öffnete die Augen und sagte: „Ich glaube, es ist Zeit zurückzureiten. Findest du nicht auch?"
Schnell sprang sie auf und setzte sich auf Esmeralda, welchen sie in einem leichten Trab laufen ließ.
Nachdenklich blieb er noch einen Moment liegen und sah ihr nach, beschloss dann jedoch ihr zu folgen.
Gemeinsam brachten sie die Pferde zurück in den Stall.
Johanna verabschiedete sich liebevoll von Esmeralda und versprach ihn bald wieder zu besuchen.
Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit konnte sie wieder lächeln.
Sie drehte sich um und sah, dass Klaus mittlerweile verschwunden war.
Sie ließ sich auf einen der Heuballen sinken, stützte ihre Ellbogen auf ihre Knie und legte ihren Kopf in ihre Hände.
Sie schloss die Augen und fing an, sich an ihre gemeinsame Zeit als Kinder zu erinnern.

Es war Johannas 8. Geburtstag. Sie hatte den Tag mit ihrer Familie und ihren Freunden verbracht. Ihre beste Freundin Rebekah hatte ihr eine Kette gebastelt, die sie sofort begeistert anlegte. Henrik hatte ihr ein Bild gemalt, das er ihr mit einem roten Gesicht, welches einer Tomate glich, gegeben hatte. Von ihren Eltern hatte sie ein wunderschönes neues Kleid bekommen. Doch das schönste Geschenk war von Niklaus. Er hatte ihr ein kleines, robustes Pferd geschnitzt.
„Das habe ich selbst gemacht.", hatte er ihr stolz erklärt und sie hatte ihn sofort umarmt.
Niklaus wusste gar nicht, wie lange sie sich schon ein Holzpferd zum Spielen gewünscht hatte.
„Danke, danke, danke.", flüsterte sie und umarmte ihn, was er erwiderte.
Dann ließ sie ihn los und ging mit Rebekah in das Elternhaus zurück, wo sie mit dem Pferd und verschiedenen Holzklötzen spielten.
Es war einer der schönsten Geburtstage gewesen, die sie jemals gehabt hatte.
Sie hatte das Pferd, trotz Kopfschütteln ihrer Eltern, sogar mit in ihr Bett genommen.
Es war der einziges Gegenstand gewesen, den sie bei ihrer Flucht vor 800 Jahren mitgenommen hatte.

Mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht öffnete Johanna wieder die Augen.
Anscheinend hatte es einst eine Zeit gegeben, in der sie Klaus nicht so sehr gehasst hatte wie heute.
In ihrem Inneren entstand wieder dieser ewige Kampf aus rationalem und emotionalem Denken, aus Wut und Freude, aus Hass und Liebe.
Es machte sie krank.
Würde all dies jemals ein gutes Ende nehmen?
Sie schloss erneut die Augen und versuchte sich auf ihre Atmung zu konzentrieren.
Hauptsache ihre Gedanken würden endlich Ruhe geben.

Nachdem sie nach mehreren Stunden immer noch nicht aufgetaucht war, hatte Klaus sich auf die Suche nach ihr begeben.
Wer weiß, wo sie steckte.
Vielleicht war das Ganze auch nur eine Täuschung ihrerseits gewesen.
Er hätte sie nicht allein zurücklassen dürfen.
Wütend auf sich selbst, ballte er die Hand zu einer Faust und betrat den Stall.
Sie lag selig auf einem der Heuballen und schlief tief und fest.
„Johanna?", flüsterte er und rüttelte sie leicht an der Schulter doch sie reagierte nicht.
Klaus seufzte, nahm sie in seine Arme und hob sie hoch.
Er trug sie zum Gebäude hinüber und lief mit ihr in das Schlafzimmer, wo er sie behutsam auf das Bett legte.
„Schlaf weiter, Love.", murmelte er und ging wieder hinaus.

Kurz nachdem er das Zimmer verlassen hatte, erwachte Johanna aus ihrem Schlaf.
Sie versuchte sich zu orientieren, wo sie sich gerade befand, da sie sich noch in der Annahme befand noch im Stall zu sein.
Stattdessen lag sie im Bett.
< Entweder hat er mich hochgetragen oder ich bin schlafgewandelt. >, dachte sie sich und setzte sich auf.
Sie ließ den heutigen Tag noch einmal Revue passieren.
Es war ein schönes Gefühl gewesen wieder auf ihrem Pferd zu reiten.
Es hatte sich beinahe so angefühlt wie früher.
Sicher, sein Kommentar war ihr unangenehm gewesen, aber dass er sie aus dem Stall hochgetragen hatte, hatte etwas an sich.
Johanna setzte sich auf als Klaus durch die Tür trat.
„Du bist wach?", sagte er mit zusammengekniffenen Augen.
„Ja.", erwiderte sie, verwundert über seinen wütenden Blick
„Du bist vorhin im Stall eingeschlafen.", stellte er nüchtern fest.
„Kann sein, ich weiß nicht mehr."
„Wolltest du dich etwa wegschleichen?", fragte er sie scharf.
„Was? Wie kommst du jetzt darauf?"
„Nun ja, ich warte auf dich, du erscheinst nicht, dann gehe ich in den Stall und du schläfst. Vielleicht wolltest du auch einfach fliehen und bist davor eingeschlafen. Diese Freundlichkeit, die du heute beim Reiten gezeigt hast...du glaubst doch nicht wirklich, dass ich darauf reinfalle?!"
Johanna kam nicht umhin die Augen zu verdrehen.
Sie hatte es zwar Elijah versprochen aber solche Unterstellungen duldete sie nicht.
„Ich wollte dir, beziehwungsweise uns, eine Chance geben, verdammt nochmal. Krieg deine Paranoia in den Griff, Klaus.", knurrte sie und legte sich genervt wieder hin.
Er schnaubte und verschwand ins Badezimmer.
Wütend schloss sie die Augen.
Dieser Mann konnte sich nicht ändern.
Er würde immer kontrollsüchtig und paranoid bleiben.
Dass sie bei ihm bleiben würde, konnte er vergessen.
Die Ewigkeit mit einem so launischen und nicht einschätzbaren Vampir, der meinte, es sei sein Recht sie zu besitzen, zu verbringen, würde sie nicht überstehen.
Nein, sie würde ihn verlassen.
So bald wie möglich.
Es war ihm und jeglichen anderen übernatürlichen Wesen unmöglich das Dorf zu betreten, was bedeutete, dass Rose und Trevor, solange sie dort blieben, in Sicherheit sein würden.
Sobald er ihr erlaubte die Beiden zu besuchen, würde sie ihren Freunden von ihrem Plan erzählen.
Sie musste nur noch herausfinden, wann sie ihre Freunde ein zweites Mal besuchen dürfte.
Denn wenn sie beim ersten Besuch glücklich nach Hause kommen würde, würde sie erneut dorthin gehen dürfen.
Mit dem Unterschied, dass sie beim zweiten Besuch definitiv nicht zurückkommen würde.
Nein, sie würde ihre Begleitung außer Gefecht setzen und fliehen.
Und wenn sie die nächsten 800 Jahre immer noch auf der Flucht sein würde, all das war ihr egal.
Hauptsache sie entkam ihm erneut.
Sie konnte es kaum erwarten wieder frei zu sein

Once upon a time (Klaus/OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt