Chapter 17

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Als Johanna am nächsten Morgen von dem aufgehenden Sonnenlicht geweckt wurde, fragte sie sich, wo sie war. Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, auf einem weichen Bett gelegen zu haben, umhüllt von einer flauschigen Decke.
Mühsam versuchte sie sich die Ereignisse der letzten Tage in ihr Gedächtnis zu rufen. Sie erinnerte sich, dass Rose und Trevor sie gefunden hatten, dass sie von einem Werwolf gebissen war, und dass sie Blut getrunken hatte, welches sie letztendlich heilte. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Es gab nur ein Lebewesen, dessen Blut sie hatte heilen können. Ein Hybrid namens Klaus Mikaelson. Augenblick wurde ihr bewusst, wo sie sich befand. Tränen schossen ihr in die Augen, doch sie versuchte, diese zu verscheuchen. Sie musste jetzt stark bleiben.
Langsam richtete sie sich auf und erkannte, dass ihre Vermutung zutraf. Sie befand sich in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer.
Johanna ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, als ihr ein Schatten aus der Ecke entgegen trat.
„Klaus", wisperte sie leise und warf ihm einen ängstlichen Blick zu. Sie wollte nicht sehen, wie er sie wutentbrannt anstarrte. Doch das Gegenteil schien zu geschehen. Seine Augen sprachen Sorge aus.
„Johanna", sagte er leise und ergriff ihre Hand, „ich dachte schon, es wäre zu spät gewesen."
Samft strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Ihre Unterlippe zitterte, und sie spürte, wie in ihr alles zusammen brach. Sie war durch ihre ständige Flucht in den letzten Wochen erschöpft und stand noch immer unter Schock. Und auch wenn in ihr noch immer die Angst herrschte, was als nächstes geschah, ein Teil von ihr brauchte nun jemand der sie festhielt, egal um wen es sich handeln würde. Johanna fing an zu weinen und tat etwas, was sie nie gedacht hätte zu tun. Sie richtete sich auf, schlang ihre Arme um Klaus und drückte ihn an sich.
Für einen Moment zögerte Klaus, doch dann erwiderte er die Umarmung. Es tat gut, sie so zu halten. Obwohl das letzte Mal 800 Jahre her war, fühlte es sich so vertraut an. Ihr Haar roch nach Jasmin und ihre Haut fühlte sich glatt und warm an. Ihr Herzschlag war schneller, doch er schien sich pro Sekunde zu verlangsamen, genau wie ihre heftige Atmung. Es hatte den Anschein, als würde sie sich geborgen und sicher fühlen. Dies verwirrte Klaus ungemein, wenn man bedachte, dass sie vor wenigen Wochen noch vor ihm geflohen war.
Johanna hatte sich allmählich beruhigt, doch sie ließ ihn nicht los. Sie atmete seinen Geruch ein, welcher ihr trotz all der Zeit noch immer vertraut war, lauschte dem gleichmäßigem Herzschlag und spürte die Wärme seines Körpers. Sie fühlte, wie seine starken Arme sie festhielten. Keiner der Beiden wusste, wie viel Zeit vergangen war, als sie sich von einander lösten. Alles in diesem Raum war still. Der Regen prasselte von außen gegen das Fenster, hinterließ einen beruhigenden Klang. Die weichen Kissen hinter ihren Rücken stützten Johanna und die Matratze war äußerst bequem. Klaus sagte kein Wort. Auch wenn er es nicht zugeben würde; er hatte Angst mit nur einem Satz alles kaputt zu machen. So kam es, dass Johanna das Wort ergriff.
„Wie lange bin ich schon hier?"
„Zwei Tage, du warst immer wieder bewusstlos. Ich hatte schon Sorge, es wäre zu spät. Ein Glück, dass Rose uns noch rechtzeitig gefunden hat."
Johanna sah ihn scharf an. Langsam gewöhnte sie sich an die Helligkeit und ihr Kopf funktionierte wieder klarer.
„Wo ist sie?", fragte sie knapp und blickte ihn prüfend an.
Klaus wich ihrem Blick aus.
„Was hast du mit ihnen gemacht?!", fragte sie erneut und entzog sich Klaus Griff.
„Es geht ihnen den Umständen entsprechend gut."
„Den Umständen entsprechend? Was heißt, den Umständen entsprechend?!"

Klaus schwieg für einen Moment und blickte aus dem Fenster. Es schien, als müsse er sich für seine nächsten Worte sammeln.
„Ich denke dir ist wohl bewusst, dass ich dir im Moment keinesfalls vertraue. Deswegen wirst du in nächster Zeit jeden Tag an meiner Seite verbringen. Das heißt keine Alleingänge, keine „Ich muss mal weg" Ausreden oder sonstiges. Nein, du wirst die ganze Zeit bei mir bleiben. Und bevor du mir jetzt widersprichst: Das hast du dir selbst zuzuschreiben."
Johanna schluckte. Das war keinesfalls gut.
„Und noch was: Du wirst das Gebäude ohne mich nicht mehr verlassen."
„Und was ist, wenn ich in den Garten oder zu Esmeralda will?", fragte sie ihn wütend.
„Das musst du dir erstmal verdienen. Und selbst dann werde ich an deiner Seite sein.", antwortete er knapp. „Und was deine Familie betrifft...du hast die Wahl."
Irritiert sah sie ihn an.
„Was meinst du mit, ich habe die Wahl?"
„Ich wollte das nie wieder tun. Ich wollte eine gemeinsame Zukunft mit dir aufbauen, dass wir uns gegenseitig vertrauen. Doch mit deinem Fluchtversuch hast du mich verraten und das dulde ich nicht. Ich vertraue dir nicht mehr Johanna, kein bisschen mehr. Und deshalb erlaube ich dir nicht mehr, deine Familie zu sehen, zumindest vorerst."

Eine Wut ergriff Johanna erneut und ihr Kiefer spannte sich an. Sie krallte ihre Fingernägel in das weiche Bettlaken, welches sie sich zwischenzeitlich über ihre Beine gezogen hatte.
„Das kannst du nicht machen!"
„Und wie ich das kann!", entgegnete Klaus zornig, „ich könnte sie dafür töten, dass du mich ihretwegen erneut verlassen hast, doch das tue ich nicht, solange du den Kontakt mit ihnen unterbindest."
Johanna hielt einen Moment inne. Sie wollte ihn dafür hassen, doch sie verstand, warum er das tat. Allerdings hieß dies keineswegs, dass sie von seinem Plan begeistert, oder gar einverstanden war.
Doch wenn die Alternative der Tod ihrer Freunde war, hatte sie keine Wahl.
„Wann werde ich sie wiedersehen?", fragte sie nach einem kurzen Moment der Stille.
„Das weiß ich nicht. Vermutlich dann, wenn ich dir zu 100% vertrauen kann."
Johanna schluckte. Es war zwar nicht ausgeschlossen, dass sie ihre Familie wiedersehen würde, aber zugleich wusste jeder, wie misstrauisch Klaus Mikaelson war. Die Hoffnung, ihre Familie in wenigen Monaten wieder besuchen zu können, schwand zunehmend.
„In Ordnung. Aber ich will mich noch verabschieden. Bitte, Nik."
Klaus hielt inne.
„Nein, ich gehe das Risiko nicht ein, dass ihr gemeinsam Fluchtpläne schmiedet. Und nur mal so nebenbei: Solltest du es jemals wagen, wieder zu fliehen...Du weißt, was ich dann tuen muss."
Verbittert schnaubte sie auf. Müssen? Das war typisch Klaus.
„Bitte Klaus. Bitte lass mich von ihnen Abschied nehmen."
Klaus schien sich unschlüssig zu sein. Sie konnte an seinem Blick entnehmen, dass er mit sich rang.
„Also schön. Du wirst von oben sehen können, wie sie das Anwesen verlassen, damit du siehst, dass ich mein Wort halte. Mehr ist nicht drin, Johanna. Geh nun auf den Balkon, dort kannst du sehen, wie ich sie freilasse."

Johanna sah ein, dass sie das Spiel verloren hatte. Sie nickte und nahm von ihren Freunden aus der Ferne Abschied. Ihr Herz tat weh, und sie schluckte schwer. Sie wusste, dass es die einzige Möglichkeit war, ihre Freunde am Leben zu lassen, aber dies machte den Schmerz keineswegs leichter. Wie lange würde es wohl dauern, bis sie die zwei wiedersehen würde?

Als sie abends zum Essen hinunterging, war die Stimmung noch immer angespannt. Die meiste Zeit hielt sie ihren Blick auf den Teller, schob das Essen hin und her. Sie wollte nicht sehen, wie Rebekah ihr giftige Blicke zuwarf. Als sie jedoch den Kopf kurz hob, um die Lage zu überprüfen, erkannte sie, dass ihre Sorge unbegründet war. Rebekah ignorierte sie vollkommen.
Kaum war das Essen vollendet, entschuldigte sie sich, ging hoch in das Schlafzimmer und begab sich in das Land der Träume. Sie bekam nicht mit, wie Klaus seine Schwester zur Rede stellte.

„Was sollte das, Bekah?". Wütend sah Klaus die Urvampirin an, während sein Kiefer sich zusammenpresste. Er wollte nicht, dass Johanna sich unwohl fühlte. Rebekah verschränkte die Arme und funkelte ihn zornig an.
„Was das soll? Wem spielst du hier etwas vor, Nik? Wenn sie nicht von dem Werwolf gebissen worden wäre, wären wir vermutlich wieder Jahrhunderte auf der Jagd gewesen!".
„Aber wir haben sie", erwiderte er störrisch.
„Die Frage ist nur – für wie lange?". Schnaubend wandte sie sich um und verließ den Raum, darauf bedacht, nicht erdolcht zu werden.

Klaus goss sich einen weiteren Drink ein. Auch wenn er seine Schwester verstehen konnte, ihm behagten ihre Worte keinesfalls. Tief in seinem Inneren wusste er, dass Rebekah Recht hatte. Nach einer Weile begab er sich in sein Schlafzimmer und legte sich zu Johanna in ihr gemeinsames Ehebett. Ihre Atmung war regelmäßig und Klaus sah, dass sie eingeschlafen war.
So viele Gefühle durchströmten ihn bei ihrem nun friedlichen Anblick.
Liebe, Wut, Ärger, Hoffnung, Freude, Angst, Lust, Trauer...welches dieser Gefühle würde am Ende wohl überwiegen?
Wahrscheinlich würde es noch lange dauern, bis er das herausgefunden haben würde.
Manchmal war er froh, dass die Ewigkeit für ihn und sie existierte.
Er schloss ebenfalls seine Augen und schlief ein.

Once upon a time (Klaus/OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt