Chapter 15

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3 Wochen später:

Mittlerweile war schon fast die Nacht eingebrochen, als Johanna erschöpft stehen blieb.
Obwohl sie nun seit drei Wochen auf der Flucht war, war sie die ganze Rennerei nicht mehr gewohnt und brauchte nun dringend eine Pause.
Es kam ihr alles so surreal vor.
In dem einen Moment war sie noch bei ihren Freunden gewesen und im nächsten wieder auf der Flucht.
Wie nah er ihr wohl mittlerweile gekommen war?
Oder hatte er eine falsche Fährte eingeschlagen?
Sollte sie umkehren und sich in ihr altes Dorf zurückschleichen, wo sie definitiv sicherer wäre, als hier draußen im Wald?
Sie wusste es nicht.
Johanna trank etwas Blut und legte sich einen Moment nieder mit der Absicht nicht einzuschlafen.
Doch dies misslang ihr.
Fluchend wachte sie auf.
Sie war eingeschlafen.
Wer weiß, wie nah er ihr mittlerweile war.
Sie stand auf und wollte gerade weiterrennen, als jemand auf sie zusprang und sie am Boden niederpresste.
Johanna schloss die Augen.
„Klaus.", flüsterte sie.
„Ganz recht, Liebes. Und, wie gefällt es dir auf der Flucht? Oder soll ich besser sagen", begann er und hielt sie fester, wobei er ihre Oberarme fast zerquetschte, „wie gefällt dir die Tatsache, dass du für den Versuch mich zu verlassen, die Hölle auf Erden erleben wirst?", erwiderte er und sein Gesicht sah sie hasserfüllt an.
Seine Fingernägel gruben sich in ihre Haut, hinterließen rote Abdrücke. Er konnte seine Wut kaum noch kontrollieren. So sehr er auch erleichtert war, sie gefunden zu haben - der Hass war größer.
Johanna schluckte.
Sie glaubte keinen Moment, dass seine Worte nur leere Drohungen waren.
„Lass mich bitte gehen.", flüsterte sie.
„Lass mich gehen? Lass mich gehen? Ist das dein Ernst?", entgegnete er laut lachend.
„Du wirst nirgendswo mehr hingehen! Hast du mich verstanden?", fügte er hinzu, seine Augen vor Wahnsinn glitzernd.
„Du kannst mich mal!", begann sie doch bevor sie ihre Hasstirade fortsetzen konnte, brach er ihr das Genick, warf sie über seine Schulter und trug sie zurück zu seinen Geschwistern, welche ein Stück abseits auf ihn warteten.
Sie schienen erleichtert, als sie sahen, dass Johanna bei ihm war.
Gemeinsam machten sie sich schweigend auf den Weg nach Hause.
Klaus Wut war riesig, doch nicht auszudenken um wie viel schlimmer sie wäre, wenn er Johanna nicht gefunden hätten.
Allerdings war dies erst der Anfang.
Seine Drohung, Johanna das Leben zur Hölle zur machen, war die komplette Wahrheit gewesen.

Benommen wachte sie wieder auf.    
Sie erinnerte sich nur noch, dass ihr jedes Mal, wenn sie wieder erwacht war, erneut das Genick gebrochen worden war.
„Wo bin ich?", stöhnte sie.
„Gleich an einem Ort, an dem du mir nicht mehr so leicht weglaufen kannst.", knurrte er und zerrte sie wutentbrannt in den Kerker.
Wenn man diesen überhaupt als Kerker bezeichnen konnte.
Der Begriff Kerker mit gelegentlichen Folterkammern hätte ihrer Meinung nach besser gepasst.
„Lass mich los!", schrie sie und versuchte sich von ihm zu lösen, doch es war vergeblich.
Man konnte die Kraft eines Urvampirs nicht mit der Kraft eines tiertrinkenden Vampirs gleichsetzen, egal wie viele Jahre sie schon auf dieser Erde war.

Mühelos schleifte er sie hinter sich her, ihre ständigen Schreie und nutzlosen Hilferufe ignorierend.
Hilfe? Die konnte sie vergessen.
Er war ein Hybrid und alle anderen in diesem Haus waren seinem Willen ausgesetzt.
Und er hatte jedem untersagt ihr auch nur ansatzweise zu helfen.
Er umschloss ihr Handgelenk noch fester.
Bei einem normalen Menschen wäre es bereits mehrfach gebrochen gewesen, doch sie war schließlich kein Mensch mehr.
Also konnte er das alles auch anders angehen, wie er es bei einem Menschen hätte tun müssen.
Er stieß sie in eine kleine, dunkle Zelle, die eher an einen übergroßen Besenschrank in tiefster Dunkelheit erinnerte.
Klaus wusste, dass Johanna schon immer ein wenig klaustrophobisch (Bei diesem Begriff musste er grinsen, da er vom Namen her zweifach passte) gewesen war.
Er hörte, wie sie nach Luft japste und sah, wie sie sich panisch umblickte.
„Nik,...", fing sie an, als er sie sofort unterbrach.
„Wag es ja nicht, mich Nik zu nennen, Johanna.", knurrte er wütend.
Sie verdrehte die Augen.
Er hasste es, wenn sie das tat.
Das zeigte, wie wenig Respekt sie doch vor ihm hatte.
„Du kannst mich nicht in diesem winzigen Ding lassen! Es ist viel zu eng hier drin!", rief Johanna aufgebracht.
„Weißt du Liebes,...", begann er mit einem genüsslichen Grinsen, „Ich habe bestimmt nicht die Absicht, dich in einen 5-Sterne-Aufenthaltsort zu verfrachten."
„Ach wirklich?", entgegnete sie spöttisch und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
Sollte sie diesen Ort jemals verlassen, würde sie ihm mit einem Respekt begegnen, der seiner würdig war.
„Ich könnte dir auch eine größere Zelle geben, aber dafür müsstest du dir erst einmal eingestehen, dass es falsch war, mich zu verlassen."
„Es war nicht falsch. Das Einzige was daran falsch war, war, dass ich es nicht schon früher versucht habe!"
Klaus schlug mit seiner Faust gegen die Wand und blickte sie wütend an.
„Was ist schlimmer für dich, Klaus? Die Tatsache, dass du mich fast nicht gefunden hättest und ich weitere Jahrhunderte ohne dich gewesen wäre oder die Tatsache, dass du nicht gemerkt hast, dass ich dir was vorspiele? Oder vielleicht die Tatsache, dass du schon wieder nicht in der Lage warst mich bei dir zu halten, du elender, widerlicher, psychopathischer, kontrollsüchtiger, soziopathischer Bastard?", erwiderte sie höhnisch grinsend, ihre Beleidigungen nicht unterbrechend.
Noch bevor er wusste was er tat, holte er mit seiner Hand aus und gab ihr eine Ohrfeige, welche so hart war, dass es von all den Wänden wieder hallte.
Sie verstummte sofort und sah ihn erschrocken an.
Damit hatte sie wohl nicht gerechnet.
„Sollte ich noch irgendeine Beleidigung aus deinem Mund hören, werden aus dieser einen Ohrfeige zwei und danach drei, dann vier...Solange bis du verstehst, dass du das gefälligst zu lassen hast. Die Zeiten, wo ich nur sagte was du zu tun hast und du dich mir immer widersetzt hast, sind vorbei. Du glaubst, dass ich so bin, wie du mich gerade eben beschrieben hast? Das kannst du gerne haben. Wenn du dich verhältst wie ein kleines Kind, behandle ich dich wie ein kleines Kind. Und du weißt ja, es heißt man sei so wie der eigene Vater. Erinnerst du dich noch, wie mein Vater zu mir war?"
Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich und Klaus konnte erkennen, dass sie es sehr wohl wusste.
Angst spiegelte sich in ihren Augen.
„Aber ich werde nicht so sein wie er, Liebes."
Versöhnlich blickte er ihr entgegen und sie atmete spürbar auf.
Doch dann nahm er wieder diesen kalten Blick an, seine Körperhaltung veränderte sich und er nahm sie ins Visier, als sei er das Raubtier und sie seine Beute.
„Ich-werde-noch-viel-schlimmer-sein.", sagte er, jedes einzelne Wort betonend.
Johanna konnte nicht verhindern ihn panisch anzusehen.
Sie wusste, wie sein Vater mit ihm umgegangen war.
Und sie hatte keinen Zweifel daran, dass er noch schlimmer sein konnte.
Sie spürte wie ihre Gesichtszüge ihr entglitten, sodass man ihre wahre Reaktion auf seine Worte sehen konnte.
Doch das wollte sie nicht.
Er durfte nicht sehen, was sie im Moment empfand.
Also setzte sie ihr „ich-zeige-keine-Emotionen" Gesicht auf und begann erneut ihn zu verhöhnen: „Glaubst du etwa, ich habe Angst vor dir? Du hast keine Macht über mich. Ich weiß zwar nicht wie du es geschafft hast mich zu finden, aber glaub mir eins, das nächste Mal findest du mich nicht."
Er ging noch einen Schritt auf sie zu, sodass sie nun keinen Weg fand sich von ihm zurückzuziehen.
„Falsch. Ich werde dich immer finden.", meinte er mit seinem wahnsinnigen Grinsen.
Johanna verbarg ihr Empfinden darüber und erwiderte: „Ich sage es dir nochmal Niklaus. Du wirst mich niemals brechen, JUNGE."
Sein Gesicht änderte sich mehrmals innerhalb weniger Sekunden. Von wahnsinnig zu traurig, von traurig zu wütend, von wütend zu enttäuscht und am Ende zu dem Gesichtsausdruck, den sie bisher nur einmal gesehen hatte.
Den Gesichtsausdruck, den sie niemals hatte wieder sehen wollen.
Seine Augen waren vor Wut zu Schlitzen geworden, sein Körper bebte und er knurrte.
„Ich werde dich brechen. Du wirst mir gehorchen."
„NIE IM LEBEN!!!", brüllte sie wütend und versuchte ihn von sich zu stoßen, was ihr jedoch misslang.
Er zerquetschte ihre Arme und drückte sie mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Wand.
„DU GEHÖRST MIR!!! NUR MIR ALLEIN!!! NIEMAND ANDEREM SONST!!! DU BIST MEINE EHEFRAU!!! DU WIRST MIR GEHORCHEN UND MICH LIEBEN, SOWIE ES SICH FÜR EINE EHEFRAU GEHÖRT!!!"
Johanna zitterte und stöhnte leise vor Schmerzen.
„Nein.", flüsterte sie entschlossen.
„Was?"
„Nein.", sagte sie nun lauter.
„Ich hab mich wohl verhört!"
„NEIN! ICH WERDE DIR NIEMALS GEHORCHEN GESCHWEIGE DENN DICH LIEBEN!!!"
Plötzlich ließ er sie los und trat, noch immer vor Wut zitternd, einen Schritt zurück.
Mit einem eiskalten Blick sah er sie an und sagte: „Weißt du, eigentlich wollte ich dich nur eine Weile hierunten behalten damit du lernst, wem du gehörst. Aber anscheinend muss man bei dir andere Geschütze aufziehen."
„Was soll das schon wieder heißen?", knurrte sie wütend.
„Das wirst du noch sehen.", erwiderte er.
„Findest du das jetzt fair, du sadistischer-", begann sie wieder, doch ein Blick in sein Gesicht ließ sie unterbrechen.
Sie schloss die Augen und beschloss zu schweigen.
Wer wusste schon, was dieser Psychopath sich jetzt schon wieder ausgedacht hatte.

Klaus kettete sie fest, sodass sie keine Möglichkeit hatte die Tür zu berühren.
Es waren Ketten, die für Werwolfs Verwandlungen gedacht waren und sie waren in Eisenkraut getränkt.
Sie würde sich nicht davon losreißen können.
Und ohne menschliches Blut würde sie sowieso niemals stark genug dafür sein.
Blut.
Auf ihr tierisches Blut musste sie von nun an verzichten.
Er war sich sicher, dass sie sich hassen würde, wenn sie einen Menschen aussaugen würde.
Und er war sich ebenfalls sicher, dass sie, egal wie lange es dauern möge, genau das am Ende tun würde.
Kein Vampir kann auf ewig ohne Blut leben.
Oja, er hatte sich schon einige Gedanken gemacht, wie er sich rächen konnte.
Denn niemand, der ihn so sehr verletzte, kam ungestraft davon.
Nicht mal die Person, die er zurzeit so sehr hasste, aber zugleich auch liebte.
< Liebe macht mich schwach. >, dachte er sich als er den Kerker verließ und die Tür ihrer Zelle mit einem lauten Knall zufallen ließ.

Schmerzerfüllt blieb sie zurück in der Zelle.
Auch wenn sie einen Schrei unterdrückt hatte, die Ohrfeige von ihm hatte ganz schön wehgetan.
Sie hatte schon fast vergessen, wie viel Kraft er besaß.
Es war vorhersehbar gewesen, dass er sie bestrafen würde, wenn er sie jemals finden würde.
Aber woher hatte er nur gewusst, wo sie war?
Sie seufzte.
Im Moment konnte sie eh nichts tun außer abwarten, was noch geschehen würde.
Wie lange musste sie wohl hier drin bleiben?
Monate? Jahre? Jahrzehnte? Oder sogar Jahrhunderte?
Sie hatte keinen Zweifel, dass sie hier die Ewigkeit verbringen würde, sollte er denken, dass er sie nur auf diese Art und Weise bei sich behalten konnte.
Sie sah sich um.
In dieser winzigen Kammer gab es weder ein Fenster, noch einen Durchgang, der erreichbar für sie wäre.
Sie versuchte sich von den Ketten zu befreien, doch es war vergeblich.
Ohne Blut hatte sie keine Kraft.
Und sie bezweifelte, dass Tierblut dafür ausreichen würde.
Trotz dieser Dunkelheit, die einen an das schwarz der tiefsten Nacht erinnerte, konnte sie Umrisse erkennen.
Wände aus Stein, die eine Kälte ausstrahlten, welche selbst das wärmste Feuer vertreiben würden.
Ketten, die quietschten und dank dem Eisenkraut schmerzten, sobald sie sich auch nur ein wenig bewegte.
Eins konnte man ihm lassen: Er war für alles vorbereitet.
Ein Teil von ihr war noch immer stolz darauf, dass sie versucht hatte zu fliehen, aber ein anderer fragte sich, wie sie nur so dumm sein konnte zu glauben, dass er sie erneut nicht finden konnte.

Die nächsten Tage vergingen ohne große Ereignisse.
Klaus kam zweimal am Tag hinunter, starrte sie an und egal wie sehr, beziehungsweise mit was, sie ihn beleidigte er setzte seine Maske auf und ignorierte sie.
Anfangs provozierte sie ihn immer mehr, doch langsam wurde sie dieses Spieles müde.
So kam es, dass sie ihn, wenn er bei ihr war, ebenfalls nur anstarrte.
Doch je mehr Zeit verging, umso mehr dürstete sie nach Blut.
Sie versuchte es zu unterbinden, aber es ging nicht.
Sie war ein Vampir. Und Vampire brauchten eben Blut um zu überleben.
Johanna war über eine Woche lang stark gewesen und hatte durchgehalten, eine beträchtliche Zeit, wenn man bedenkt, was ihre Bluteinnahmen sonst waren, beziehungsweise wie kurz man davon eigentlich satt war.
Doch sie schaffte es nicht mehr.
Sie würde mit ihm reden müssen.

„Niklaus.", sagte sie, als er auf dem Weg nach draußen war.
Er bliebt stehen, hob eine Augenbraue und sah sie fragend an.
„Schick Elijah her."
Klaus schüttelte den Kopf.
Er wusste ebenfalls, wie man sie provozieren konnte.
„Dann eben Rebekah."
Er verneinte erneut.
„Ich brauche einen der Beiden."
„Du kannst auch mit mir reden, Love."
Sie knirschte mit den Zähnen.
Genau das hatte sie vermeiden wollen.
„Ich brauche Blut.", sagte sie leise und blickte zur Seite.
„Ach wirklich? Mh...was soll ich da nur tun?"
„Bring mir irgendein Tier her."
„Johanna? Ein Tier? Ich kann dich doch unmöglich nur mit Tieren versorgen."
Johanna stockte der Atem.
Sie hatte sich damals geschworen nie wieder Menschenblut zu trinken.
Und diesen Vorsatz hatte sie, obwohl sie sehr oft in Versuchung geraten war, dank ihrem Willen beinahe 800 Jahre lang durchgehalten.
„Klaus. Ich brauche Tierblut, kein Menschenblut."
„Entweder menschliches Blut à la Frischfleisch oder gar nichts.", sagte er entschlossen und verschränkte die Arme.
„Das kannst du mir nicht antun."
„Was kann ich dir nicht antun? Menschliches Blut zu trinken? Sei froh, dass ich es dir überhaupt erlauben will! Ich kann dich auch einfach austrocknen lassen!"
„Ich werde niemals wieder Menschenblut trinken. Das hab ich mir damals geschworen!", entgegnete sie wütend.
„Tja, deine Entscheidung. Bis dann.", erwiderte er und machte Anstalten den Raum zu verlassen.
„Klaus!", rief sie ihm hinterher.
„Ja, Love?", fragte er spöttisch.
„Bitte."
„Erst wenn du einsiehst, dass es dumm war mich zu verlassen."
„Ja ich sehs ein.", knurrte sie.
„Und erst wenn du dich entschuldigst und es wahrhaftig bereust."
Johanna schnappte nach Luft. Das konnte er vergessen.
„Ich werde es niemals bereuen!"
„Na dann...Bis morgen."
Er schloss die Tür und ging von dannen.
Johanna gab einen wütenden Schrei von sich.
Dieser Mann machte sie noch wahnsinnig.
Genauso wie ihr Durst nach Blut

Once upon a time (Klaus/OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt