Chapter 14

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Sofort nach Sonnenaufgang war er erwacht.
Einen Moment hatte er sich verwirrt nach Johanna umgesehen bis er sich wieder an die gestrigen Ereignisse erinnerte.
Er hatte sie nicht mehr gesehen und in der Annahme, sie schliefe bereits, hatte er im Gästezimmer geschlafen weil er sie nicht wecken wollte.
Er stand auf, zog sich an und ging zum Schlafzimmer um nach ihr zu sehen.
Doch sie war nicht da.
Klaus durchsuchte das gesamte Haus, das gesamte Gelände, jeden Winkel in dem sie sich verstecken könnte.
Er ließ sogar jemanden in das Dorf schicken, doch nach zwei Stunden kam dieser Mensch zurück und sagte, dass sie nicht da gewesen sei.
Als er sie nach mehreren Stunden noch immer nicht gefunden hatte, durchwühlte er wütend ihre Sachen, in der Hoffnung einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort zu finden.
Und tatsächlich befand sich ein Zettel in ihrem Kleiderschrank.
Misstrauisch faltete er ihn auseinander und las folgende Worte:


Klaus, wenn du das liest, bin ich bereits fort.

Ich habe mir Mühe gegeben.

Obwohl ich anfangs nur so getan habe, als ob ich uns beiden eine Chance geben wolle.

Habe versucht, dir zu glauben, als du sagtest, dass du dich geändert hättest.

Und für eine gewisse Zeit habe ich all dem Glauben geschenkt.

Ich war sogar am überlegen dich nicht zu verlassen.

Doch ich lag falsch.

Such mich nicht, denn du wirst mich nicht finden.

Lebwohl,

Johanna




Er las die Nachricht wieder und wieder bis er sich endgültig sicher war, dass es sich nicht um einen Scherz handelte.
Sie hatte ihn verlassen.
Schon wieder.
Und was noch schlimmer war, er hatte tatsächlich geglaubt sie würde bei ihm bleiben.
Wenn er sie in die Finger kriegen würde...dann würde sie die Hölle auf Erden erleben.
„REBEKAH!!!ELIJAH!!! IN DIE EINGANGSHALLE, SOFORT!!!", schrie er aus Leibeskräften und rannte hinunter.
Seine Geschwister trafen kurz nach ihm ein.
„Was ist denn los, Nik?", fragte Rebekah ihn mürrisch.
„Johanna ist abgehauen. Sie hat mir einen Brief hinterlassen."
Schlagartig war Rebekah wach.
Wenn sie Johanna nicht fanden, würde alles wieder von vorne losgehen.
„Wir reiten sofort los, Bruder.", sagte Elijah und wollte sich auf den Weg machen, als Klaus ihn festhielt.
„Hol mir eine der Hexen, sie wissen wo Johanna ist."
Elijah blickte ihn verwirrt an, nickte jedoch.
Er ging los und kam kurz darauf mit einer Hexe zurück.
„Was kann ich für euch tun, Lord Niklaus?", fragte diese höflich wenn auch misstrauisch.
„Auf Johanna liegt ein Zauber, der es möglich macht, stets ihren Aufenthaltsort zu erfahren. Also wo ist sie?"
„Welcher Zauber genau?", erwiderte die Hexe zögernd.
„Coniunctum Aeternum oder wie auch immer er heißt, beeilt euch!", sagte er wütend.
Die Hexe sah ihn einen Moment an, nickte dann jedoch.
„Bringt mir eine Landkarte und gebt mir ein wenig von eurem Blut.", meinte sie und setzte sich hin.
Sofort nachdem die gewünschten Mittel da waren, begann sie einige Worte zu murmeln und Klaus Blut auf die Karte tropfen zu lassen.
Das Blut floss einen Weg entlang bis zu einem bestimmten Punkt auf der Karte.
„Wenn ihr diese Karte mitnehmt, wird der Blutfluss immer dorthin laufen wo sie sich befindet.", fügte die Hexe hinzu und ging von dannen.
Ohne ein Wort zu sagen, rannte Klaus hinaus, seine Geschwister im Schlepptau.
Sie sattelten die Pferde und ritten wie der Teufel.
Er würde Johanna nicht noch einmal verlieren.
Sie konnte sich auf was gefasst machen wenn er sie wiederfand.
Diesmal würde es Konsequenzen haben, ernsthafte Konsequenzen.
Doch es war nicht die richtige Zeit um darüber nachzudenken.
Jetzt galt es erstmal sie zu finden.
Was danach geschehen würde war noch ungewiss.
Er bemerkte nicht, dass seine Geschwister ihm immer wieder unsichere Blicke entgegenwarfen.
Alle paar Minuten schaute er auf die Karte und folgte der Blutspur.
Als mehrere Stunden vergangen waren und sie die Pferde ruhen lassen mussten, sprach Elijah ihn an.
„Wenn wir die Pferde hier lassen und stattdessen rennen sind wir schneller."
Sie banden die Pferde fest und rannten los.

Es war genau wie damals.
Nur mit dem Unterschied, dass sie mittlerweile was das Thema Flucht anging einige Erfahrungen gesammelt hatte.
Johanna rannte so schnell sie konnte und bewegte sich volle Kraft voraus.
Sie spürte die Hitze, welche in ihrem Nacken glühte.
Sie spürte die Erschöpfung, welche sich langsam aber sicher in ihr ausbreitete.
Sie hatte Angst, solche Angst.
Mittlerweile schalte sie sich innerlich, wie dumm es doch gewesen war zu fliehen.
Was wenn er sie finden würde?
Nein, sie durfte jetzt nicht daran denken.
Für einen Moment kam in ihr der Gedanke auf, ob es nicht am besten wäre umzukehren, zurückzugehen und ihn um Verzeihung zu bitten.
Doch noch bevor sich dieser Gedanke vergrößern konnte, breitete sich ihr Dickkopf wieder aus.
Es war richtig gewesen zu fliehen.
Oder etwa nicht?
Hatte er sich in letzter Zeit nicht große Mühe gegeben sie glücklich zu machen?
Und hatte sie sich nicht sogar von Zeit zu Zeit wohl gefühlt?
Sie blieb stehen und schrie frustriert auf.
Johanna atmete noch einmal tief ein und dachte nach.
Wenn sie jetzt zurückkehren würde, was würde er wohl tun?
Würde er ihr verzeihen und sie mit offenen Armen empfangen?
Sicherlich nicht.
Sie hatte ihn mit ihrem Fluchtversuch zu sehr verletzt.
Nicht auszudenken wie er sie bestrafen würde.
Aber was wäre wenn sie sich entschuldigen würde?
Wenn sie ihm sagen würde, dass es ihr Leid täte?
In ihrem Inneren breitete sich ein Gewissenskonflikt aus, ein Kampf zwischen richtig und falsch, ein Kampf zwischen Entscheidungen.
Es war eine Tatsache, dass sie sich nun entscheiden musste.
Entweder sie floh, mit dem Wissen, dass sie weiterhin vor ihm davoneilen würde oder sie kehrte zurück, mit dem Wissen, dass er sie bestrafen würde, noch ungewiss wie diese Bestrafung aussehen würde.
< Wenn ich zurückkehre, könnte er Rose und Trevor verletzen. Wenn ich nicht zurückkehre hat er keinen Grund dafür. >, dachte sie sich innerlich und traf somit ihre Entscheidung.
Wenn der einzige Weg, ihre Freunde zu beschützen, darin bestand zu fliehen, würde sie dies nun tun.
Johanna rannte wieder los, Stunde um Stunde, Minute um Minute.
Schmerz breitete sich in ihr aus, begleitet von Angst und Sorge.
Sie wusste, sie musste nun einen Moment rasten um wieder zu Kräften zu kommen.
In nicht allzu weiter Entfernung erblickte sie ein Gasthaus.
< Das Risiko entdeckt zu werden ist zu groß, Johanna! >, schalt sie sich in Gedanken, doch ihr Körper sagte etwas anderes.
Außerdem konnte sie sich in dem Gasthaus umhören, ob jemand etwas von Klaus gehört hatte.
Und zudem bekam sie langsam aber sicher Hunger.
Und gab es in Gasthäusern nicht immer Haustiere?
Schnell ging sie hinein und setzte sich an den Tresen.
„Was darf's denn sein, hübsche Frau?"
Innerlich verdrehte sie über diesen Kommentar die Augen.
„Ein Schluck Wasser genügt erstmal.", sagte sie kalt und der Wirt blickte sie für einen Moment erschrocken an.
Er brachte ihr das Wasser doch bevor er sich wieder entfernte, hielt sie ihn fest und blickte ihm in die Augen.
„War hier in der letzten Zeit ein Mann mit blauen Augen und dunkelblonden Haaren, welcher eventuell noch eine Schwester und einen Bruder dabei hatte?"
Manipuliert antwortete er: „Bisher nicht."
Johanna seufzte erleichtert auf.
Sie wandte sich den Trunkenbolden zu, die am anderen Ende des Raums irgendein Lied sangen.
Plötzlich kam ihr eine Idee.
Sie brauchte irgendetwas, das sie von dem Gedanken an Klaus ablenkte.
Und wenn es eins gab, was ihr stets geholfen hatte, war es zu singen.
Sie drehte sich zum Wirt, fragte ob er irgendwelche Tiere habe und ging zu der besagten Stelle.
Schnell hatte sie Blut zu sich genommen und verließ das Gasthaus wieder.
Als ihr nach weiteren Stunden erneut die Kraft schwand, beschloss sie zu singen um sich abzulenken.

(Das Lied heißt „Frei" von Schandmaul, lediglich der Text wurde stellenweise geändert)


Und sie hofft und sie lacht und sie läuft und sie lebt
Sie hofft und sie lacht und sie läuft und ist frei...

Unbeschwert war's als ihr Leben begann,
als Tochter geboren eines Werwolf Manns.
Hell waren die Tage und friedlich die Nacht
bevor dieser Mann ihr hat Unheil gebracht

Getötet wurde ihre Familie, welcher sie Treue geschworn.
Sie hat ihre Liebsten und ihre Freiheit verlorn.
Als Ehefrau diente sie, erlitt Höllenqual,
Die heimliche Flucht war die einzige Wahl.

Und sie hofft und sie lacht und sie läuft und sie lebt
Sie hofft und sie lacht und sie läuft und ist frei...

Denn sie ist frei von Niklaus Mikaelson
Endlich frei - von der Fessel die sie hält
und sie spürt die große Kraft,
wenn der neue Tag erwacht

Nun lebt sie als Schatten, als Lufthauch im Nichts.
Ihr Heim sind die Wälder fernab jeden Lichts
So zieht sie weiter, einsam Tag für Tag,
zusehen was das Schicksal ihr bringen mag

Und sie hofft und sie lacht und sie läuft und sie lebt
Sie hofft und sie lacht und sie läuft und ist frei...

Denn sie ist frei von Niklaus Mikaelson
Endlich frei - von der Fessel die sie hält
und sie spürt die große Kraft,
wenn der neue Tag erwacht

So läuft sie weiter, läuft so schnell wie der Wind,
bis niemand sie find
Und so läuft sie weiter, sucht nach jenem Ort,
wo sie bleibt

Denn sie ist frei von Niklaus Mikaelson
Endlich frei - von der Fessel die sie hält
und sie spürt die große Kraft,
wenn der neue Tag erwacht

Nun ist sie frei!


Kaum hatte sie dieses auf die Schnelle ausgedachte Lied gesungen, fühlte sie sich bestärkt.
Bestärkt in ihrer getroffen Entscheidung.
Bestärkt in dem Glauben, dass ihre Flucht erfolgreich sein würde.
Wie sollte er sie schon finden?
Sie hatte es schließlich 800 Jahre geschafft ihm zu entkommen.
Und was sprach schon dagegen, dass es erneut 800 Jahre sein würden?
Ein kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

Obwohl er stärker und schneller als Johanna war, hatte er sie noch immer nicht gefunden.
Seine Geduld schrumpfte von Minute zu Minute.
Er hasste es, wenn er nicht die Kontrolle hatte.
Dennoch hörte er auf Elijahs Rat bei dem Gasthaus Rast zu machen und sich umzuhören ob es irgendein Zeichen von Johanna gab.
Er betrat mit seinen Geschwistern das Gasthaus und ging auf den Wirt zu.
„War hier eine dunkelhaarige Frau mit einem blauen Ring am Finger?!", fragte er ihn ohne zu Zögern.
Noch bevor dieser etwas sagen konnte, rief einer der betrunkenen Männer: „Dunkle Haare, sagt ihr? Wenn ihr diese heiße Frau mit den langen Haaren und den Kurven an den richtigen Stellen meint dann ja. Die hätte ich gerne mal in meinem Bett."
Die Männer fingen an zu lachen und stimmten ihm zu.
Sofort stand Klaus bei ihnen und riss ihnen allesamt das Herz heraus.
Niemand hatte das Recht so über seine Frau zu denken oder gar zu sprechen.
Er ging zurück zum Wirt und sprach ihn erneut an, wobei er ihn manipulierte.
„Ich frage noch einmal: War sie vorhin hier?"
„Ja, war sie. Sie hat gefragt ob ich einen Mann mit blauen Augen und dunkelblonden Haaren mit seinen zwei Geschwistern gesehen habe."
„Und was habt ihr erwidert?"
„Ich habe Nein gesagt. Sie sah irgendwie erleichtert aus. Ich glaube sie hat sogar gelächelt."
Klaus zitterte vor Wut.
„Dieses-undankbare-arrogante-ignorante-manipulierende-Weib-wagt-es-so-etwas-zu-tun?", zischte er stoßweise hervor, das Gasthaus währenddessen demolierend.
„Nik...", begann Rebekah doch Klaus unterbrach sie.
„Wenn ich sie jemals wieder in die Finger kriege, kann sie sich auf etwas gefasst machen! Wie kann sie es nur wagen?! Ich werde jedem, der ihr bei ihrer Flucht hilft, die Kehle rausreißen!"
Er ging auf den Wirt zu, riss ihn an seinem Kragen hoch und knurrte: „Wann hast du sie zuletzt gesehen?"
Der Wirt erwiderte zitternd: „Vor mehreren Stunden."
Klaus ließ ihn fallen und rannte los, ihm zuvor noch das Herz herausreißend.
Er würde sie noch heute Nacht schnappen und zurückbringen.
Und wenn sie erstmal daheim waren...konnte sie sich auf etwas gefasst machen.

Once upon a time (Klaus/OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt