Kapitel 14

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"Ich war neugierig!", platzte es heraus. Ich gab mir selbst nicht die Zeit, um darüber nachzudenken. Es kam einfach so. Mein Kopf wollte ihm die Wahrheit sagen und das für unser beiden Segen schnell beenden. Aber mein Herz sagte, dass das nicht ok war... Für mich... Ich durfte ihm nicht die Wahrheit sagen...

Dann durfte mein Kopf nach den Ausreden meines Herzens suchen und ich stotterte: "A- also, e- es ist so, d- dass du- Weißt du? I- ich meine- Verstehst du?". "Nein...", schüttelte er langsam mit dem Kopf. Rot werdend sah ich zur Seite weg. Plötzlich meinte er: "Wir beide geben einfach keine Antwort". "Was...?", war ich verwundert. "Wie würdest du dich fühlen, wenn ich etwas für dich hätte? Und wie würdest du dich fühlen, wenn es nicht so wäre?", stellte er die Gegenfrage. Das war der Punkt in meinem Leben, wo ich so verwirrt wie noch nie zuvor war. Die Antwort hätte klar sein müssen, aber es brachte mich unglaublich durcheinander. Ja was hätte ich denn bei den Szenarien gefühlt? Ich wusste es nicht. Wirklich nicht, bei weder noch.

"Meine letzte Frage ist nur... Würdest du mit mir zum Tanzball vom Homecoming gehen...?", machte er es noch schnell. "Ich... Ich mag solche Tanzbälle nicht...", beschämt sah ich zur Seite weg. Er ließ mich los, nahm sich das Skateboard und ging nickend los: "Na gut...". "Wo gehst du hin?", fragte ich besorgt. "Nach Hause... Hab Hausaufgaben...", gab er niedergeschlagen von sich. Ich sagte ihm nicht die Wahrheit und dennoch fühlte ich mich unglaublich schlecht.

~~~

Ich wählte den Weg zu Fuß nach Hause. Mir war jetzt das Risiko zu groß, Aurelian hätte auch mit dem Bus fahren können. Gerne hätte ich das mit ihm ausgesprochen, aber ich wollte ihm nicht noch mehr weh tun. Auf dem Weg achtete ich nicht auf meine Umgebung. So stieß ich aus Versehen mit einer Mitschülerin zusammen. Dabei verschüttete ich ihren Milkshake auf ihrer gesamten Kleidung. Natürlich entschuldigte ich mich sofort: "Oh, das tut mir unglaublich leid! Ich habe nicht darauf geachtet, wo ich hin laufe!". Verlegen lachte sie: "Das ist aber unpraktisch, wenn man auf dem Weg irgendwohin ist". "Wenn ich denn wirklich dorthin möchte...", murmelte ich für mich. "Wie war das?", fragte sie nach. "Nichts. Hab nur laut nachgedacht", winkte ich ab. Sie wischte sich den Milkshake von der Kleidung, dabei fiel ihr auf: "Hey... Du bist doch dieser Shiro, oder? Es gab in letzter Zeit viele Gespräche um und über dich". "Ich weiß...", ich kratzte mich am Hinterkopf und sah zur Seite weg, "Ich mache nicht gerade die schlausten Entscheidungen". "Wie nicht gerade aus zu schauen?", neckte sie mich.

Still sah ich auf den Boden. Sie lachte: "Nimm es nicht so böse. Es gibt Waschmaschinen". Sie kam mir bekannt vor: "Bist du nicht im Cheerleader Team?". "Richtig. Ich komme gerade vom Training. Mit Homecoming ist ganz schön viel Arbeit zu tun. Vor allem, wenn man gefühlt die Einzige ist, die sich um alles kümmert", nickte sie. Ich seufzte: "Ich kann jetzt schon nichts mehr von Homecoming hören...". "So schlimm sind diese Bälle gar nicht", gab sie ihre Meinung ab. Dennoch änderte sich meine nicht: "Eigentlich doch. Diese Fragerei, ob man zusammen dorthin gehen möchte. Das Gesäusel um dieses traumhafte Erlebnis und bläh. Mir reicht der Abschlussball echt aus". "Kann es vielleicht sein, dass dich noch nie jemand ausgefragt hat?", fragte sie mit neckendem Unterton. Gereizt wurde ich rot werdend lauter: "D- doch! Natürlich! Erst heute!". "Ernst gemeint? Oder war es wieder so etwas wie mit Damian. So viel, wie ich mitbekam, seid ihr immer zusammen gegangen, um Chaos anzurichten. Vielleicht wollte das die Person heute auch. Bei deiner Einstellung wette ich, dass du abgelehnt hast. Sag doch zu. Du musst ja nicht mal tanzen", sie war echt freundlich zu mir.

Zu freundlich.

"Nein danke... Ich will dort wirklich nicht hin...", lehnte ich weiterhin ab. "Na gut", sie hatte aber diesen schelmischen Blick, "Aber du hast etwas gut bei mir". "Willst du mich jetzt zum Ball zerren wegen etwas Trinken?! Kann ich dir nicht einen Neuen kaufen?!", schreckte ich hoch. "Ich möchte doch nicht, dass du da auftauchst, wenn du dagegen wirklich so eine Krätze hast", beruhigte sie mich. Erleichtert atmete ich aus, da erweiterte sie ihre Aussage: "Du sollst mir bei den Vorbereitungen helfen". Kurzzeitig bekam ich wieder einen Schrecken, doch ich gab nach: "Schätze, es hätte schlimmer kommen können...". "Also sagst du zu?", fragte sie nach. "Ja, aber ich kann erst ab 16Uhr", nickte ich etwas verzweifelt. "Das passt. Ich habe ja auch Training. Wir fangen morgen schon an, ok? Ok. Bis morgen, Shiro", sie ließ mir da schon keine Chance mehr und sie ging fröhlich winkend. Und ich ging seufzend weiter.

Wie dekorierte und organisierte man denn einen Ball? Ich wusste ihn nur zu ruinieren.

~~~

Eine positive Sache hatte das Ganze - Ich hatte keine gelogenen Ausreden, um nicht Zuhause sein zu müssen. So konnte ich vielen Fragen aus dem Weg gehen. Abends waren meine Eltern zu müde, um noch nachzufragen. Dennoch hatte ich zu erklären, weshalb ich an dem Tag so spät da war. Ich log natürlich. Also blieb ich angeblich länger in der Schule, um schneller meine Strafarbeiten abzuarbeiten. Was Besseres fiel mir nicht ein. Danach setzte ich mich nur noch schnell an die Hausaufgaben, aß schnell und ging ins Bett. Wirklich was Anderes tun wollte ich nicht mehr. Ich raste an meinem sozialen Leben vorbei. Und wie!

Ich vergaß da wen...

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Am nächsten Morgen war Aurelian nicht im Bus. Seufzend setzte ich mich hin und sah aus dem Fenster. Neben mich setzte sich plötzlich die Cheerleaderin vom Vortag. Mit einem netten Lächeln grüßte sie mich: "Guten Morgen, Shiro. Hast du gut geschlafen?". "Mittelmäßig", zog ich knapp die Schultern hoch. "Hauptsache man übersteht den Tag, nicht wahr?", sie kicherte recht viel, "Ich wollte schon mal meine Pläne und Ideen mit dir teilen. Unser Thema für Homecoming ist ja Über den Sternen. Da der Ball abends stattfindet, könnten wir auch den Außenbereich dekorieren. Für die generelle Gestaltung dachte ich an schöne Blautöne. Sterne aus Papier oder Pappe mit blauen Farben angestrichen. Blaue und weiße Luftballons würden sich auch gut machen. Aber im Großen und Ganzen würde ich die Beleuchtung komplett bunt machen". "Hol mal Luft", stoppte ich sie. Sie holte einen großen Atemzug und hielt ihn inne

Mein Gehirn kam da kaum nach. Ich fragte nach: "Hast du das alles aufgeschrieben?". Sie nickte, während sie weiterhin die Luft anhielt. "Alles ok?", fragte ich weiter nach. Wieder nickte sie so. "Du sollst schon atmen", machte ich sie aufmerksam. Sie atmete normal weiter: "Achso!". Nichts gegen sie, aber sie war etwas hängen geblieben. Leicht lachte ich leise. Sie klatschte in ihre Hände: "Ha! Du hast gelächelt! Seitdem du in diesen Bus getreten bist, hast du diese düstere Miene! Jetzt hast du gelacht~". Da vollführte sie einen Siegestanz im Sitzen. Ich änderte meine Aussage - Sie war echt schräg. Aber es brachte mich tatsächlich zum Lachen. Eine Frage hatte ich ihr aber noch zu stellen: "Wie ist eigentlich dein Name?". "Delia", lächelte sie, "Habe wohl vergessen, dir das noch zu sagen". Ich nickte: "Ok, Delia...". Sie kicherte wieder. Was wohl jetzt wieder witzig war?

Delia tappte mir auf die Schulter: "Na dann, wir sehen uns spätestens nach der Schule wieder. Bis später, Shiro". Mit einem fröhlichen Lächeln ging sie. Ob sie jemals schlecht gelaunt sein konnte? Es machte mir irgendwo leichte Angst. Doch erstmal hatte ich das zur Seite zu schieben. Schule... Egal, was mit meinem Privatleben war. Dieses Jahr hatte ich meine Schulnoten auf die Reihe zu kriegen!


Oh Lord I'm GayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt