Kapitel 20

20 1 0
                                    

Der letzte Knopf an meinem gold-schwarzen Hemd war nun auch zu und meine Mutter war fertig damit, mich in Parfum zu ertränken. Nachdem Aurelian gestern nicht in der Schule war fragte ich mich, ob er überhaupt noch zum Ball kam. Aber ich hoffte darauf. Meine Eltern schickten mich einfach los. Ich konnte Delia nicht so schick mit einem Auto abholen, da ich meine ganzen Führerscheinprüfungen verpeilte. Lieber ließ ich Dinge in die Luft gehen. Nun ging ich zu Fuß die ganzen fünf Blöcke rüber zu Delias Haus. Dort lachte sie schon mit ihren Eltern auf der Veranda vor dem Haus. Schüchtern winkte ich vom Bordstein aus. Ihre Eltern waren sehr erfreut, mich kennen zulernen - Der Vater besonders: "Mensch Delia, das ist wirklich ein hübscher Bursche, den du dir gefunden hast!". Auch die Mutter scheute sich nicht, ihre Freude zu zeigen: "Shiro war das, ja? Sei nicht schüchtern, komm ruhig her! Wir beißen nicht, machen nur Fotos". Es fühlte sich seltsam an, zu ihnen zu gehen, Delia dieses Blumenarmband zu geben und Fotos schießen zu lassen, wo wir uns umarmten.

Mir tat es schon leid, dass ich sie in ihren hochhackigen Schuhen laufen lassen musste. Wiederum aber plante sie auch, für diesen ganzen Abend darin zu tanzen. Von daher dachte ich, diese paar Kilometer taten ihr nicht weh. Zumale sie Cheerleaderin und somit sportlich war. Sie sprach schon direkt das erste Thema auf dem Weg an: "Hast du eigentlich schon Eddie kennengelernt? Du und Aurelian sind ja Laborpartner in Chemie. Eddie ist heute seine Begleitung". Leichtes Knurren kam da im Unterton schon mit: "Ja, ich weiß...". "Ich habe ihn gestern beim großen Spiel getroffen. Er ist ja einer der Spieler in unserem Football-Team. Du bist in Fußball, nicht wahr?", lächelte sie. Still nickte ich. Ja, ich hatte keine hübschen blonden Haare und Sixpack wie Eddie... Ich wusste schon Bescheid... Sie merkte meine Anspannung wohl kaum: "Es gibt nur wenig Jungs, mit denen ich mich normal unterhalten kann. Halt so ohne, dass sie mich nach Dates fragen. Ich bin echt froh, Eddie zu kennen. Und du so? Damian war ja immer dein bester Freund. Mit wem redest du gerne?". "Mittlerweile mit meinem Hund und meiner Wand...", nuschelte ich. Sie lachte nur: "Aw, ein Hund. Ich hätte auch gerne einen. Zur Zeit besitze ich aber zwei Katzen".

So kamen wir zum Glück vom ersten Thema ab. Bei der Halle angekommen ging die Party schon richtig ab. Nach den Bildern wollten wir die Halle betreten, hörte aber großes Gejubel zwischen der schnellen und vibranten Musik. Als wir eintraten, wollte ich Knochen brechen. Das Gejubel kam von ganz vielen Mitschülern, welche anfeuerten, wie Eddie und Aurelian sich den Mittelpunkt der Tanzfläche klauten und diese im Partnertanz rockten. Danach lachten sie gemeinsam. Herausfordernd sprach ich zu Delia: "Das kriegen wir doch auch hin, oder?". Sie war etwas erschrocken: "Das traust du dir wirklich zu?". Ich nahm einfach ihre Hand und fing an, mit ihr gemeinsam zu tanzen. Nach und nach immer weiter in die Mitte rein. Dabei tanzten Aurelian und Eddie schon gar nicht mehr. Doch als sie uns sahen, stiegen sie wieder ein und es wurde schon eher zu einem Kampf. 

Bis zu dem Punkt, wo mein Hinterkopf mit dem von Aurelian zusammen knallte und wir beide volle Kanne auf den Boden fielen. Dabei riss ich sogar Delia mit auf mich drauf. Eddie konnte sich als einziger oben halten. Vor Schmerzen jammernd rührten wir beide uns nicht. Nur Delia stützte sich hoch und fragte mich: "Shiro, ist alles ok?". "Mehr oder weniger...", stöhnte ich angestrengt. Mein ganzer Schädel dröhnte. Verlegen lachte sie, während sie über meine Wange strich: "Du solltest vielleicht doch nicht tanzen. Jedes Mal passiert irgendein Unglück". Hinter mir hörte ich, wie Eddie Aurelian aufhalf und Aurelian sich beschwerte: "Mir ist schwindelig...". Eddie führte ihn weg: "Vielleicht solltest du dich lieber setzen". Ich stand von alleine auf und sah ihnen streng nach. Das war das erste Mal, wo ich Delia ernst sah: "Shiro, können wir uns kurz draußen unterhalten?". Oh oh.

Hinter der Halle nahm sie meine Hände und sprach es direkt an: "Hör zu, wenn du nicht mit mir sein willst, dann solltest du keine Angst davor haben, es mir zu sagen. Ich weiß schon Bescheid". "Nein, nein, nein! Das habe ich nicht gesagt, ich-! Du was?", entsetzt sah ich sie an. "Ich weiß ich wirke nicht immer wie die hellste Kerze auf der Torte, aber ich erkenne deutliche Bilder. Fast jeder dieser Schule hat sie gesehen, auch wenn sie jetzt weg sind. Ich dachte nur, ich könnte dir eine Chance geben, da ich dich wirklich süß finde. Doch solltest du allen einen Gefallen tun, indem du ehrlich bist und dich endlich auf Aurelian einlässt, wenn du wirklich ihn lieber willst", meinte sie einfühlsam. Sofort stritt ich ab: "Nein, will ich nicht! Mir ist egal, was in meinem Kopf vor sich geht! Am Ende des Tages will ich meine Eltern nicht los werden! Oder mein Leben! Ich werde nächstes Wochenende die Firmung durchstehen und...". Sie neigte ihren Kopf und hob eine Augenbraue an: "Mich für dein Alibi haben?". "Nur so drei Wochen?", bettelnd sah ich sie an. "Wenn ich eine Beziehung eingehe, dann bitte auch richtig. Ich möchte nichts von dem, wenn es mit Sicherheit nicht länger hält", schüttelte sie mit dem Kopf.

Ich gab jammernde Geräusche von mir. Da gab sie etwas nach: "Ich würde zu deiner Firmung kommen, aber nicht als deine Partnerin". "Ich kann meinen Eltern doch nicht sagen, dass es schon wieder aus ist. Da bekomme ich eine über gezogen", quietschte ich. "Immer noch besser, als die Wahrheit zu sagen?", sie zeigte in die Halle, wo Aurelian saß. Von ihrer Seite war das Nein ganz deutlich, dennoch murrte ich: "Ja, ist es...". "Wann wirst du lernen, Shiro?", mit großen Augen sah sie mich an. Reden ließ sie mich nicht. Sie nahm nur mein Handgelenk und zog mich wieder zurück in die Halle. Dort standen wir unmittelbar nah an Aurelian und plötzlich küsste sie mich nochmal. Das sah er mit Sicherheit, schließlich hörte ich ihn aufstehen und weg gehen. Etwas in mir knackste, sodass ich mich von Delia riss und ihm nach lief: "Aurelian, warte!". Da war er schon aus der Tür raus.

Trotzdem drehte er sich leicht um: "Was soll das, Collins?". "Ich...", zögerte ich umher, "...ich wollte den Kuss nicht... Keinen, von niemandem... Außer von dir...". "Du wiederholst dich. Ohne bedeutenden Hintergrund", schüttelte er niedergeschlagen mit dem Kopf. Eddie folgte uns und Aurelian meinte direkt zu ihm: "Sorry, Ed... Ich fahre schon nach Hause... Dein Haus ist ja nicht weit weg... Ich denke, dass Delia jetzt keine Begleitung mehr hat... Ihr könntet ja einfach etwas Zeit miteinander verbringen...". Auch Eddie war nicht das beste Werkzeug in der Werkzeugkiste: "Oh, ok. Gute Besserung, die eine Stunde war ganz lustig mit dir". Und dann war es nur noch einer - Ich, ganz alleine... Nachdem mir alle etwas eingeredet hatten...


Oh Lord I'm GayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt