Samstag fand der Ball statt und es war Donnerstag. Nachdem ich meine tägliche Strafarbeit durch hatte, betrat ich die Sporthalle, wo Delia schon die ganzen Rosen verteilte. Dabei hatte sie die eine - die nur für sie war - hinter ihr Ohr geklemmt. Sobald sie mich hörte, sprang sie weit lächelnd auf: "Oh, da bist du ja! Ich habe dich schon vermisst! Hör zu, morgen ist nach der Schule das große Homecoming Spiel, also ist heute der letzte Tag zum Dekorieren! Und einer muss noch die Lichter programmieren...~". "Ich setze mich schon ran", nickte ich und ging zum Pult mit der Zentrale rüber.
Während ich alles startete, fragte ich sie: "Delia... Was macht man eigentlich alles so... bei so einem Ball...?". "Du holst mir ein Armband gestückt mit Blumen und ich hole dir eine Blume zum Anstecken am Anzug. Dann holst du mich ab und du bezahlst den Eintritt, das Essen, die Fotos...", unschuldig grinste sie mich erwartungsvoll an. Nun, wo meine Eltern dachten, Delia sei meine Freundin gewesen... Sie hätten mir meinen Hintern mit Geld voll gepumpt für diesen Abend. Also nickte ich das ab. "Wirklich? Das ist in Ordnung für dich?", leuchteten ihre Augen auf. "Irgendwelche Wunschfarben für die Blumen?", war mein einziger Einwurf. Sie quietschte und hüpfte zu mir rüber. Aus ihrer Hosentasche zog sie ihr Handy und zeigte mir ein paar Bilder: "Wenn du mir sagst, welches Kleid ich anziehen soll, dann weißt du auch, welche Farben passen werden". "Das Thema liegt doch ohnehin im Bereich von blau, schwarz und gold", hob ich eine Augenbraue an. "Also wenn du es schaffst, goldene Blumen zu finden, dann bist du ein Supermann", lachte sie.
Dann fuhr sie fort: "Zuerst werden immer Bilder geschossen und danach tanzen wir einfach etwas. Später bringst du mich nach Hause und das war es schon. Es geht doch um Spaß, nicht um irgendwelche Verhaltensregeln". Erneut nickte ich: "In Ordnung, danke...". Fröhlich sprang sie zu den Rosen zurück und richtete diese. Das Meiste stand schon bereit und fertig. Ich regelte jetzt nur noch das Licht. Erst dimmte ich alles in einen lila Ton. Schüchtern lächelnd sah Delia sich um, bis sie mich ansah: "Und dennoch bleiben deine Augen so Gold...". Bitte nicht auf Gold ansprechen, danke. Ich schaltete die Lichter weiter, bis man nicht direkt beim Anblick kotzen wollte, es aber bunt blieb. Da bemerkte ich kaum, wie Delia mir meinen Schlüssel aus der Tasche zog und los rannte: "Guck mal, was ich habe!". "H- hey! Gib ihn mir wieder!", sofort lief ich ihr nach. Sie rannte sogar bis ins zweite Stockwerk, wo ich sie dann fing und meinen Schlüssel wieder nahm. Sie lachte, während sie meine Arme um sich fest hielt: "Wirst du endlich mal lächeln? Du bist die gesamte Zeit so angespannt".
"Ist halt viel los zur Zeit...", meinte ich leicht nervös. Sie drehte sich besorgt zu mir, blieb aber in meinen Armen: "Erschwere ich dir auch dein Leben oder kann ich dich irgendwie entlasten...?". Naja... Ich wollte es nur nicht... Oder...? Delia sah ja schon süß aus und ihre bekloppte Art war liebenswert... Nutzte ich sie dann wirklich aus, wenn ich...? Ich nahm meine Arme von ihr und steckte die Hände in meine Hosentaschen: "Also... Da wäre etwas... Ähm... Bitte frag nicht wieso, ich habe viele Gründe und ich weiß sie selbst nicht zu sortieren... Was richtig und was falsch ist... Ich... Ich habe nächste Woche meine Firmung und ich hätte dich gerne dort... Und vielleicht könnte ich dich meinen Eltern vorstellen... Halt... eventuell, wir beide so...-?". Ganz leicht hob sie ihre Füße an, schloss ihre Augen und küsste mich.
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Am Freitag kam Aurelian einfach nicht zur Schule. Ich war gestresst und hatte mit ihm zu reden. Doch wollte ich nicht zu ihm nach Hause rennen. Zumale mich meine Eltern davon abhielten, als ich nach der Schule wieder putzen sollte und sie mich abfingen, um alles für den Ball zu kaufen. Zum großen Spiel wollte ich sowieso nicht, der Ball war Qual genug. Und diesen Einkauf hatte ich mir wohl so oder so anzutun. Wie oft ich mir anhören durfte, dass mein Verband an der Hand zu viele Bilder kaputt machen würde? Oft. Ich ließ vieles nur noch an mir vorbei ziehen.
Irgendwann abends war ich einfach nur froh, als ich mich in mein Bett fallen lassen konnte. Da kam dann der nächste Stress, als mein wunderbarer nerviger Bruder rein kam und mir wieder Twix hin hielt: "Du vergisst da etwas!". "Geh du mit ihm raus, du hast dir den Hund gewünscht und ich bin zu müde. Außerdem bin ich auch morgen lange weg", seufzte ich. "Denkst du, ich würde ihn dir mit Absicht andrehen? Ich würde liebend gerne wieder mit Twix raus gehen, aber er weigert sich mit mir raus zu gehen!", motzte er mich an. Ich sagte dazu nichts, ich war wirklich zu müde. Da sank er seine Stimme zur Enttäuschung: "Seitdem dieser Junge mit dir aus geht, will Twix nur noch bei dir und ihm sein... Dabei fütter ich ihn und spiele mit ihm...". Ich riss meine Augen auf, knallte die Zimmertür zu und knurrte: "Wir gehen nicht miteinander aus!". "Klar, und die Bilder, die rum gingen, waren auch nur nachgestellt", rollte er mit den Augen, "Du brauchst die Tür nicht zu schließen, unsere Eltern sind keine Eulen".
"Sie dürfen davon rein gar nichts mitbekommen! Und du dürftest solche Bilder gar nicht sehen!", lehrte ich ihn nervös mit meinem Finger auf ihn zeigend. Da hob er eine Augenbraue an: "Ich bin vierzehn mit eigenem Zugriff auf Internet auf meinem eigenen Computer". "Das wollte ich nicht wissen!", hob ich meine Stimme. "Sollst du auch nicht. Also - Du erzählst Mom und Dad nicht, dass ich Spiele ab achtzehn zocke und ich sage nicht, dass du schwul bist", stellte er den Deal auf. Heftig schüttelte ich mit dem Kopf: "Pft-! Ad-bap-dat! Bin ich nicht! Wag es dich, mir so etwas zu unterstellen!". "Verstehst du es nicht? Ich versuche dir hier zu helfen! Warum sollte ich dir sagen, dass ich etwas Illegales tu und dann noch einen Deal mit dir schließen?!", maulte er mich an. "Inwieweit?", sank ich meine Stimme. Er erklärte: "Zu realisieren, wie dämlich du bist und was du alles für falsche Entscheidungen triffst. Denn nicht nur du leidest unter den Gerüchten. Meine Mitschüler unterstellen mir schon Dinge und im Gegensatz zu dir habe ich wirklich nichts mit Jungs am Laufen". "Du bist ein schrecklicher, nerviger Zwerg, weißt du das?", brummte ich.
Sein Kopf fiel nach vorne und er seufzte schwer: "Twix muss raus... Kannst du bitte mir mir kommen...?". "Oh, du kennst das Wort Bitte?", fragte ich ironisch. "Wenn ich älter bin, werde ich dir weh tun!", knurrte er. Und fünf Minuten später standen wir beide auf dem Bürgersteig und spazierten, während ich Twix an der Leine hielt. Nun wollte er mich lehren: "Ist dir überhaupt ansatzweise bewusst, wie sehr du allen in deinem Umkreis weh tust?". "Ich weiß, dass ich Aurelian ausnutze und irgendwas ganz sicher nicht ins Bild passt. Ich will morgen am liebsten mit ihm beim Homecoming tanzen, was ist los mit mir? Ich hasse tanzen! Eigentlich hasse ich auch Schwule, dennoch habe ich mir aus Wut und Gerechtigkeitssinn meine Hand fast zerschellt!", verzweifelte ich leicht. "Jetzt sollst du wohl mit irgendeiner Cheerleaderin gehen", meinte er, mich urteilend ansehend. Ich fügte jammernd hinzu: "Und sie nutze ich auch aus... Du wirst davon kaum etwas verstehen, aber ich habe sie heute geküsst und... Vergiss es, du bist zu jung dafür". "Ja, denn keiner hat eine Erklärung dafür gehabt, weshalb du letzte Woche Donnerstag so spät erst nach Hause kamst", provozierte er mich. Ich klatschte meine Hand mitten auf sein Gesicht und drückte ihn etwas weg.
Gegen meine Hand nuschelte er dann: "Und ist dir auch bewusst, was du Damian angetan hast?". Ruckartig blieb ich stehen, das fühlte sich wie ein Stromschlag an. Fiepsend atmete ich aus: "Ich habe mein Handy geschrottet...". Immer noch mit meiner Hand in seinem Gesicht reichte er mir einen Brief: "Der lag heute im Briefkasten". Direkt riss ich ihm diesen aus der Hand und regte mich auf: "Du hast ihn geöffnet und gelesen?!". "Du warst nicht da", zuckte er mit den Schultern. Bevor ich ihn las, zog er meine Hand mit dem Brief weg und meinte: "Du solltest ihn erst nach der Firmung lesen". "Wie jetzt-? Das ist noch eine ganze Woche hin! Ich kann ihn doch nicht noch weiter nach hinten schieben!", wollte ich darauf bestehen. Jedoch zischte er leicht: "Du willst doch so unbedingt deine Firmung haben und andere anlügen. Der Brief könnte deine Meinung ändern und das willst du ja bloß nicht. Denn du hörst nicht einmal auf Aurelian. Sicherlich hat Damian auch schon mehrmals versucht, dich zu überreden. Jetzt stehst du an der Kante, aber die Entscheidung soll doch deine sein". Auf einmal zerrte Twix an der Leine und wollte zu Joel rüber. Er nahm ihn an und ging ohne mich weiter.
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Oh Lord I'm Gay
Romance~BoyxBoy~ Ein neues Jahr, aber die letzte Chance. Der 17 jährige und streng katholisch erzogene Shiro besucht die 10. Klasse der Highschool und muss sich nun in Chemie richtig rein hängen, um Wissenschaften am College studieren zu können. Dazwischen...