Ich wäre bestimmt noch eine ganze Weile erstarrt stehen geblieben, wenn mich nicht jemand mitten im Schulflur angerempelt hätte. Erst da merkte ich wieder, dass ich nicht allein war und die grüne Tafel vor mir auch der Wirklichkeit entsprach.
Na toll, warum musste denn ausgerechnet übermorgen dieser Mateball stattfinden, obwohl da eigentlich Freitag ist und ich mich mit meiner besten Freundin Marie zu einem Filmeabend verabredet hatte.
Während ich mir überlegte, einfach nicht zu dieser Veranstaltung zu gehen, obwohl auf dem Zettel stand, dass es verpflichtend für alle Schüllerinnen im Alter von 16 bis 18 war, stupste mich jemand meine Schulter an. Als ich meinen Kopf ein bisschen nach rechts drehte, um die Person anzuschauen, erkannte ich Liam, meinen besten Freund.
Schon seit dem Kindergarten verstanden wir uns gut. Meine Mama erzählte auch immer wieder gerne die Geschichte, als Liam mich damals mit vier Jahren fragte, ob ich ihn nicht heiraten wolle. Mama musste darüber noch heute lachen und Liam wurde jedesmal rot, trotz der Tatsache, dass er ein Vampir war.
Ja, ihr habt richtig gelesen. Mein bester Freund ist ein Vampir und wir gehen gemeinsam auf die gleiche Schule.
Ich ging auf ein Internat und war nur umgeben von übernatuerlichen Wesen.Eigentlich hatte ich als Mensch hier nichts zu suchen. Da meine gesamte Familie jedoch aus Werwölfen bestand, musste ich trotzdem auf diese Schule gehen. Liam machte immer Witze darüber und sagte, dass sie bei mir die Hoffnung wohl nie aufgeben würden, da ich ja immernoch die Mate von einem Werwolf sein könnte.
Auch jetzt machte er sich wieder über mich lustig, als er sagte: "Na Amalia, schon Angst vor dem Mateball. Ich bin mir sicher, dass ich dich beschützen kann, falls ein großer, böser Wolf auf dich zugerannt kommt und behauptet, dass du seine Mate seist. Immerhin bist du doch meine beste Freundin und da bin ich es dir schuldig oder?"
Mit einem Lächeln auf den Lippen schaute ich ihm direkt in seine braunen Augen und bemerkte, dass seine blonden Haare in alle Richtungen abstanden, was wohl bedeutete, dass er mal wieder kurz davor gewesen war, den Schulbeginn zu verschlafen.
Diese Tatschae machte ich mir natürlich sofort zu nutze. "Weißt du Liam, es ist doch eindeutig so: Bevor du mich vor einem Werwolf beschützen kannst, musst du erstmal lernen, dich am frühen Morgen ordentlich fertig zu machen, um nicht dem Klischee eines Vampires zu entsprechen, auch wenn du einer bist."
Beleidigt schaute er mich nun an und setzte seiner schauspielerischen Darbietung noch die Krone auf, als er ein kleines "Das stimmt doch gar nicht." murmelte, während er mit seinen Fingern durch seine Haare fuhr, in der Hoffnung, dass sie danach etwas besser aussehen würden.
Ich grinste ihn nur an und irgendwann endete es damit, dass wir beide lachen mussten und wir gemeinsam in unsere Klasse gingen.
Dort angekommen, setzte ich mich auf meinen Platz neben Marie. Meine beste Freundin schaute mich wissend und erwartungsvoll an. Ich wusste, welche Frage sie mir stellen würde, noch bevor ich sie von ihr selbst hören konnte: "Und was machen wir jetzt wegen dem Mateball? Ich würde mich so freuen, wenn wir beide unsere Seelenverwanden finden. Ein Happyend für uns beide."
In ihren Augen lag ein Glanz, der typisch für sie war. Marie war einfach total niedlich und leider auch ein bisschen zu naiv. Sie hoffte darauf, dass sie ihre große Liebe finden würde und beide dann für immer und ewig zusammen leben würden.
Was soll ich sagen? Welches Mädchen wünschte sich das denn nicht? Leider musste ich aber feststellen, dass auch viele ihre Mate erst sehr spät fanden oder sie schon gestorben war. Die Schmerzen des verbliebenen Werwolfes waren einfach nur schrecklich und wie sehr sich jemand veränderte, dem das passierte, wusste ich. Mein Großvater hatte damals fast den gesamten Planeten auf den Kopf gestellt, um seine Mate zu finden. Als er sie dann endlich in seinen Armen halten konnte, passierte ein tragischer Unfall und sie verstarb.
Manchmal hoffte ich einfach, dass alles normal ablaufen würde. Marie hatte es mehr als verdient.
Immerhin hielt sie mich, Liam, Zain und Viola schon lange aus. Zain ist auch ein Werwolf und der Beta eines Rudels auf unserem Internat. Eigentlich war er nur durch meine Schwester Viola in unsere Gruppe gekommen, da sich beide mochten und sie ihn am ersten Tag durch die Schule führte mit seinem Rudel. Schon da, empfanden die beiden was füreinander.
Ich hatte meine Schwester schon oft darauf angesprochen, wenn ich mal wieder nicht schlafen konnte und in ihr Bett gehuscht bin. Jedoch sagte sie immer wieder nur zu mir, dass sie einfach nur hoffte, dass er ihr Mate war. An andere Möglichkeiten wagte sie nicht zu denken.
Mitten in meinen Überlegungen kam unser Geographielehrer herein. Wie immer begrüßte er uns und dann ging es auch schon los und wir lernten etwas über die verschiedenen Vegetationen der unterschiedlichen Arten.
So bevorzugten Wölfe eher einen abgelegenen Standort mit einem Wald in der Nähe, währenddessen Vampire gerne in Großstädten ihr Unwesen trieben. Da ich das eigentlich alles schon wusste, lies ich meinen Blick durch meine Klasse schweifen und fand alle übernatürlichen Arten vor.
Ganz links saßen die Feen und wirkten, wie jeden Tag, eher zerbrechlich. Die meisten von ihnen waren klein und schüchtern, was auch bedeutete, dass sie eher unter sich blieben.
Hinter mir hörte ich das leiche schnarchen von Benni. Ich hatte mich schon gefragt, wann ich es denn vernehmen würde, da er in Geographie jedes mal schlief. Das war aber auch nicht verwunderlich war, da das unsere erste Stunde am Mittwoch war und er in der vorherigen Nacht immer die Grenzen mit noch einem anderen Wolf ablaufen musste.
Ein bisschen Mitleid hatte ich ja schon, aber was der Alpha sagte, war Gesetz.
Sofort musste ich an die zwei Rudel denken, welche auf unser Internat gingen. Zu meinem Leidwesen und das vieler anderer Schüler waren wir das einzige Internat mit gleich zwei Werwolfsrudeln.
Da hatten wir einmal Kiyan und seine Bande von Idioten, welche dachten, dass sie besser waren, als alle anderen in dem Raum zusammen.
Weiterhin hatten wir aber auch noch die Ehre, dass Milo als Alpha das andere Rudel anführte. Er war total nett und wir verstanden uns auch gut. Das lag größtenteils daran, dass meine Familie auch in seinem Rudel war und er mehr auf Gemeinschaft achtete, als das andere Werwolfsrudel, die eher nur das Aussehen im Kopf hatten.
Wie man vielleicht schon bemerkte, mochten ich das andere Rudel nicht so sehr. Kiyan, ihr Alpha, war manchmal einfach unausstehlich. So war es natürlich klar, dass wir beide uns aus dem Weg gingen. Ich hoffte einfach, dass es so weiterging wie bisher und nicht alles durch diesen blöden Mateball durcheinandergeworfen wurde.
Immerhin hatte ich keine Lust auf ein Mädchen, dass Kiyan mit ihrer Art noch bestärken würde, bei allem was er tat, auch wenn es total sinnlos war. So eine brauchte er nicht mehr. Da hatte er ja schon Nele, welche zu allem immer ja und ahmen sagte.
Augenverdrehend über meine eigenenen Gedanken versuchte ich mich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren, was mehr schlecht als recht funktionierte.
DU LIEST GERADE
Soulmate - into the unknown
WerwolfLe plus fort est l'amour et non le destin. (Das stärkste Band ist die Liebe und nicht das Schicksal.) Amalia lebt in einer Welt voller Übernatürlichem. Aufgewachsen in ihrer Familie, die nur aus Werwölfen besteht und mit einem besten Freund an ihrer...