Kapitel 2 - Die Cafeteria

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Als es klingelte, packten Marie und ich unsere Sachen sehr schnell ein und liefen zu unseren Spinden. Benni war durch die ganzen Geräusche aufgeweckt und wie immer hatte er mich gefragt, ob ich ihm meine Aufzeichnungen von heute schicken könnte. Ich lächelte ihm nur zu und er wusste, dass ich es machen würde. Warum er immer mich fragte, wusste ich auch nicht so genau. Aber ich mochte ihn. Wir lachten viel und waren auch Freunde. Jedoch war er meist bei seinen Rudelfreunden und so hatten wir außerhalb nicht sonderlich viel Kontakt.

Marie redete neben mir die ganze Zeit schon über diesen Ball und ich war kurz davor stehen zu bleiben und sie an den Schultern kurz durchzurütteln. Am Ende erreichte sie damit doch nur, dass ich noch weniger Lust auf das Ganze hatte und wirklich nicht hinging.

Nach einiger Zeit hatten wir beide unsere Hefter getauscht und waren nun bereit für den nächsten Unterricht. Ich wollte gerade loslaufen und hatte meinen Kopf nach rechts gedreht, um Marie zuhören zu können, als ich plötzlich in jemanden hineinlief.

Erstaunt und mit den Augen kurz blinzelnd, stolperte ich einige Schritte wieder zurück und hörte, wie meine beste Freundin neben mir nach Luft schnappte und so konnte ich mir schon denken, um wen es sich handelte. Also hob ich meinen Kopf und sah ihm direkt ins Gesicht.

Wie schon vermutet, stand vor mir niemand anderes als Kiyan und schaute mich kurz böse an, bevor er mit seinem Gefolge von acht anderen Werwölfen weiterging. Ja, wir beide hatten nicht das beste Verhältnis, aber immerhin schrien wir uns nicht an oder sowas, sondern beschränkten uns auf eisiges Ignorieren und ein paar böse Blicke ab und zu.

Mir war nicht bewusst, wie sehr ich meinen Körper angespannt hatte. Das merkte ich erst, als ich mich auf einmal entspannte, da Kiyan nicht mehr zu sehen war.

Marie und ich schauten uns einfach nur stumm in die Augen. Wir waren zwar nur Menschen, aber  trotzdem brauchten wir den Mind-link nicht, um ohne Worte zu kommuniezieren. In den vielen Jahren unserer Freundschaft wussten wir mittlerweile, was der andere dachte.

Wir sagten weiter nichts und gingen einfach erst einmal stillschweigend weiter zu unserem nächsten Raum, in dem wir Unterricht hatten. Davor wartete Liam schon auf uns. Als er Marie jedoch sah, fragte er uns sofort was los ist.

Ich hatte mich schon wieder gefangen, aber meiner besten Freundin stand der Schreck wortwörtlich noch ins Gesicht geschrieben. Marie erklärte Liam kurz, was mir passiert war und Liam musste einfach nur darüber lachen. Typisch für ihn.

"War ja wieder klar, dass ausgerechnet du in ihn hineinläufst, weil du nicht aufpasst."

Ich zuckte kurz mit meinen Schultern und schaute zu Boden, wo ich aber trotzdem ein klein bisschen lächeln musste. Tja, was soll ich sagen? Komischerweise passierte immer mir sowas.

Immernoch grinsend, legte mir Liam seinen Arm um meine Schulter und so betraten wir den Unterrichtsraum, welchen wir für die nächste Zeit leider nicht verlassen konnten.

Nach dem Unterricht liefen wir drei in die Cafeteria und sahen schon meine Schwester und Zain an einem Tisch sitzen. Quatschend stellten wir uns an die Essensschlange und warteten darauf, dass wir drankamen. Heute gab es wieder irgendetwas undefinierbares, was in letzter Zei echt oft der Fall war. Naja, immerhin hatte ich noch was in meinem Zimmer versteckt, was ich dann später genießen konnte.

Ich musste es verstecken, da Liam immer ganz hibbelig wurde, wenn er zu viel Süßes aß. Einen Vampir, der eindeutig zuviel Zucker gegessen hatte, sollte man auf jeden Fall nicht unterschätzen.

Es endete schonmal damit, dass mein bester Freund in Vampirgeschwindigkeit durch die Gegend gerannt ist und ausversehen eine Mitschülerin angerempelt hat, welche natürlich gegen einen Baum geschleudert wurde und dann auf die Krankenstation musste. Katelyn hatte ihm das bis heute noch nicht verziehen und dass, obwohl sie als Hexe eigentlich relativ sanftmütig war, da dies in ihrem naturell lag.

Die Tür zur Cafeteria ging auf und herein kamen Kiyan und seine Freunde. Rücksichtslos drängelte er sich vor alle anderen in der Warteschlange. Niemand sagte etwas, da sie zu viel Angst hatten. Dieses Gefühl war nicht unbegründet.

Immerhin war er einer der stärksten Alphas, aber leider auch durch diesen Fakt ein Werwolf mit einem viel zu großem Ego.

Ich war kurz davor etwas zu seiner Aktion zu sagen, als Liam seine Hand auf meinen Mund legte und mich daran hinderte, irgendetwas sagen zu können.

Wütend schaute ich ihn an und er zuckte nur hilflos mit den Schultern und rechtfertigte sich, indem er sagte: "Ich weiß doch was passiert, wenn du jetzt irgendwas sagst und nachdem du heute schon in ihn reingerannt bist, wollen wir ihn ja nicht noch einmal provozieren oder?"

Irgendwo hatte er recht und ich beruhigte mich und stieß seine Hand von meinem Mund weg, sodass ich wieder reden konnte. Milo und sein Rudel hatten sich schon hingesetzt und das Ganze ohne irgendwie negativ aufzufallen. Warum konnte sich Kiyan nicht auch so verhalten?

Kopfschüttelnd lief ich weiter und bekam mein Essen, womit ich sofort zu unserem Tisch ging.

Dort angekommen, begrüßte ich Zain erst einmal und gab Viola einen Wangenkuss. Wir beide waren ein Herz und eine Seele und das, obwohl unsere Eltern immer meinten, dass es eine Zeit gab, als wir uns im Kleinkindalter nur gestritten hatten.

Marie setzte sich neben mich und wir fingen an zu essen. Ich musste nicht lange warten, bis meine Schwester das Gespräch auf den Mateball lenkte. Na toll. Viola stuppste mich an und ich rang mir ein Lächeln ab.

Normalerweise wäre ich begeistert gewesen, da ich heimlich von meinem Seelengefährten schon lange träumte. Ich war mittlerweile 17 Jahre alt und die verräterische Hoffnung wurde immer größer.

Jedoch wurde der Mateball wegen zwei Personen veranlasst, wo ich mir eigentlich sicher war, dass ich nicht die Mate einer der beiden war.

Leider wurden Milo und Kiyan am gleichen Tag 18 Jahre alt und wären somit bereit ihre Mate zu finden. Für Milo freute ich mich ja auch und hoffte, dass er unsere zukünftige Luna finden würde, da das das Rudel sehr beruhigen würde und diese mit einer gewissen Sicherheit in die Zukunft gehen konnten.

Aber Kiyan? Ich wusste nicht, wie er sich bei seiner Mate verhalten würde. Aber ich hoffte, dass sie ihn zum Positiven verändern könnte, wenn es nicht unbedingt Nele war.

Was auch immer am Freitag passierte, irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl im Bauch und darauf konnte ich mich eigentlich immer verlassen.

Soulmate - into the unknownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt