Jemand rüttelte an meiner Schulter. Verschlafen drehte ich mich einfach auf die andere Seite und entspannte meine Gesichtszüge wieder. Gleich konnte ich weiterschlafen.
Schnell merkte ich jedoch, dass ich mich getäuscht hatte, da nun auch noch eine aufgeregte Stimme dazu kam, die meiner besten Freundin gehörte.
"Amalia, jetzt steh doch mal auf! Denkst du, dass alle anderen ewig auf uns warten werden? Wenn ich wegen dir Ärger bekomme, haben wir beide ein Problem."
Verwirrt blinzelte ich und öffnete dann meine Augen ganz. Verschlafen sah ich Marie an. "Die anderen? Warum machst du so einen Stress?"
Ich hatte mich mittlerweile halb aufgerichtet und langsam wurde ich sauer. Ein paar Stunden Schlaf hätte ich noch sehr gut vertragen.
"Ich habe jetzt keine Zeit dir das zu erklären. Das mache ich auf dem Weg. Du musst dich jetzt anziehen. Währenddessen werde ich deine Sachen packen."
Schon erhob sich Marie und ihre braunen Haare flogen hin und her, als sie sich umsah und überlegte, was ich gebrauchen könnte.
Meine Arme konnten mich nicht mehr halten und so glitt ich langsam wieder zurück auf mein Bett. Kurz schloss ich meine Augen, da diese so schwer waren. Mit Klappern, Klirren und dem Gemurmel von Marie schlief ich wieder ein.
Nach einer gewissen Zeit bekam ich unterbewusst mit, dass meine beste Freundin jemanden rief.
Ich ließ mich jedoch nicht beirren und schlief einfach weiter.
Warme Hände führen unter meinen Körper und hoben mich hoch. Ich spürte ein angenehmes Prickeln und kuschelte mich näher an die Person ran.
Irgendwann ging ein Ruck durch meinen Körper und ich wollte gerade meine Augen aufschlagen, als ich eine Stimme hörte, die mir ins Ohr flüsterte, dass ich weiterschlafen konnte. Es wäre alles gut und ich würde beschützt werden.
So schmiegte ich mich näher an die Wärme und versank wieder in meinen Träumen.
Eine halbe Stunde später fuhr der Bus durch ein Schlagloch und somit weckte ich ruckartig auf.
Orientierungslos schaute ich mich um und erkannte, dass Zain neben mir saß, welcher mich schelmisch angrinste. Verwirrt runzelte ich meine Stirn und ließ meinen Blick weiter wandern. Gegenüber von mir saß Marie und neben dieser meine Schwester.
Jemand streichelte über meine Hand, ich zuckte zusammen und schaute zu der Person, der diese Hand gehörte.
Kiyan lächelte mich breit an. "Guten Morgen." Süße Grübchen zeigten sich in seinen Wangen und ich musste leicht grinsen.
Gänsehaut zog sich über meinen Körper. Die Ursache ergründend schaute ich an mir herunter und sah, dass meine Kuscheldecke heruntergerutscht war. Die Tatsache, dass ich noch meinen Schlafanzug trug, machte die ganze Sache nicht gerade leichter.
Peinlich berührt zog ich die Decke schnell wieder bis unter mein Kinn. Den süßen Teddybär auf meinem Schlafshirt musste nun wirklich nicht jeder sehen.
Ich spürte, wie der Körper unter mir bebte und hörte Kiyans Lachen. Mein Mate beugte sich zu mir und sagte leise: "Ich finde dein T-Shirt süß. Es passt zu dir."
Mit roten Wangen verdrehte ich meine Augen und antwortete auf seinen Kommentar gar nicht erst.
Stattdessen wandte ich mich Marie zu und fragte, was das hier alles werden sollte.
Kurz überlegte sie. "Naja, wo fange ich da nur an?"
Sofort unterbrach ich sie, da ich einfach zu ungeduldig war und Antworten wollte. "Wie wäre es denn damit, warum ich auf Kiyans Schoß sitze."
Als ich dies sagte, wollte ich aufstehen, da mir diese Position erst jetzt richtig bewusst wurde. Anscheinend hatte Kiyan aber etwas dagegen, weil er mich wieder an sich ranzog und jeden weiteren Versuch meinerseits damit verhinderte. Genervt schaute ich ihn an. "Es sind doch sowieso nur noch sieben Minuten Fahrt, Amalia."
Ich überlegte kurz und nickte dann. Kiyan legte glücklich seinen Kopf auf meiner Schulter ab und seine Arme schlangen sich noch etwas fester um meine Taille.
Als Marie sah, dass sie anfangen konnte zu reden, begann meine beste Freundin. "Naja, ich wollte dich wecken, weil alle Mates unten auf dem Hof erscheinen mussten. Du hast jedoch nicht wie gewünscht reagiert und stattdessen einfach weitergeschlafen, während ich deinen Koffer gepackt habe. Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen, als Kiyan zu rufen. Immerhin waren wir schon sehr spät dran und ich kenne dich. Mein größter Fehler wäre es gewesen, wenn ich dich noch einmal versucht hätte zu wecken. Ich wusste nicht, ob ich das überleben würde. Also holte ich deinen Mate und dieser trug dich dann in den Bus. Wir hatten keine Zeit mehr, dich umzuziehen. Du hast dich an ihn geschmiegt und wolltest ihn gar nicht mehr loslassen. Das war so süß." Marie strahlte mich an und klatschte begeistert in ihre Hände.
Oh nein. Mein Gesicht erwärmte sich wieder und ich vergrub es kurz in meinen Händen. Meine Freunde lachten und so langsam fing ich auch an Spaß zu haben, aber eine wichtige Frage blieb noch offen. "Und wo fahren wir hin?"
Nun ergriff meine Schwester das Wort. Sie strich sich schnell eine nicht vorhandene Haarsträhne hinter ihr Ohr. Sofort war ich alarmiert. Diese Geste tat sie nur, wenn sie nervös war.
Trotzdem beruhigte mich ihre melodische Stimme, die mich seit meiner Kindheit bekleidete. "Als wir unten auf dem Hof standen, kam ein Mann und hielt eine Rede. Er meinte, dass wir jetzt auf die Akademie der Zusammengehörigkeit gehen würden, weil wir unsere Mates vor wenigen Stunden gefunden hatten. Diese schlichte Tatsache würde uns zu diesem Glück verhelfen. Genauso hat er es ausgedrückt. Weiter sagte er, dass diese Akademie dazu dienen soll, uns zu richtigen Seelenverwandten zu entwickeln. Wer es mit seinem Mate gemeinsam schaffen würde, hätte die Möglichkeit eine Fähigkeit auszubilden und ein glückliches Leben zu führen. Im gleichem Atemzug sagte er jedoch, dass er bisher in den vielen hundert Jahren, in der er die Schule betreute, nur fünf Mates hatte, die es geschafft hatten, eine Fähigkeit auszubilden. Von daher sollten wir uns ganz auf unseren Seelenverwandten konzentrieren und darauf, dass wir alle unsere Prüfungen bestanden. Dann ging er und nun fahren wir dahin."
Mit diesen Worten endete Violas Bericht. Schon wieder prasselten verschiedene Informationen auf mich ein. Überfordert schaute ich alle an. Ihr Gesichtsausdruck bestätigte die Version von Viola und so konnte ich nicht fassen, dass ich noch nie etwas von so einer Akademie gehört hatte.
So wie ich das verstanden hatte, würde Kiyan nun der Mittelpunkt meines Lebens werden, wenn es nach diesem komischen Mann gänge.
Ich lehnte mich zurück und seufzte auf. Ich mochte Kiyan und ich würde auch nicht leugnen, dass wir eine gewisse Anziehung für den jeweils anderen besaßen, aber war ich dafür bereit?
Das würde ich anscheinend herausfinden, wenn Kiyan und ich uns näher kennenlernten in der Akademie. Ich hoffte einfach nur, dass alles gut gehen würde. Immerhin war ich nicht alleine. Ich hatte meine Freunde, die mich unterstützen würden.
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Soulmate - into the unknown
WerewolfLe plus fort est l'amour et non le destin. (Das stärkste Band ist die Liebe und nicht das Schicksal.) Amalia lebt in einer Welt voller Übernatürlichem. Aufgewachsen in ihrer Familie, die nur aus Werwölfen besteht und mit einem besten Freund an ihrer...