Kapitel 17 - Eine gute Neuigkeit

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Die Sonne schien in mein Gesicht und ich blinzelte verschlafen. Einige Sekunden blieb ich noch liegen und versuchte mich an den Gedanken zu gewöhnen, einen weiteren Tag ohne Kiyan zu verbringen. Ich war mit der  trügerischen Hoffnung eingeschlafen, dass er am nächsten Morgen neben mir liegt und sein Arm um meine Taille geschlungen ist. Ich wusste jedoch schon in den ersten Sekunden, dass er nicht hier war. Da brauchte ich mich auch nicht umzudrehen. Mehr als alles andere wusste ich, dass ich seine Nähe wahrnehmen konnte und es hatte sich seit gestern abend nichts verändert.

Langsam erhob ich mich und bemerkte, dass ich ausversehen meine Nachttischlampe die ganze Nacht über brennen gelassen hatte. Schnell machte ich sie aus und hoffte einfach mal, dass ich nicht wegen Stromverschwendung beim Direktor antanzen musste.

Tappsend ging ich ins Badezimmer und machte mich fertig. Ich hatte gerade meine Zahnbürste im Mund und putzte mir die Zähne, als ich ein schnelles Klopfen an meiner Zimmertür vernahm.

Ich hielt inne, ging zur Tür und und machte sie auf. Vor mir stand Marie und ihre Augen funkelten glücklich.

Ich winkte sie herein und gab ihr zu verstehen, dass sie kurz warten sollte. Sie nickte und setzte sich mit Schwung auf mein Bett. Ich ging währenddessen ins Badezimmer und putzte meine Zähne zu Ende. Dann nahm ich mir einen Haargummi und ging zu meiner besten Freundin.

Sie wartete schon sehr ungeduldig auf mich und fing sofort an zu reden, als sie mich sah.

"Es gibt sehr gute Neuigkeiten. Tim, Zain und Kiyan kommen heute wieder."

Ihre Stimme war hoch und sie klatschte erfreut in die Hände. Ich konnte sie absolut verstehen, denn ich freute mich auch sehr. Von unseren Glücksgefühlen überwältigt, fielen wir uns in die Arme und lachten.

Schnell machte ich mir einen Zopf und zog mich an. Dann nahm ich ihre Hand und zog sie zu dem Speisesaal. Ein Blick auf die Uhr hatte mir verraten, dass wir schon wieder knapp in der Zeit lagen.

Als wir dort ankamen, konnte man die Aufregung  im Raum förmlich greifen. Marie und ich sahen Viola, welche uns freudig winkte.

Zu dritt saßen wir beisamen und aßen unser Frühstück, bis wir das Geräusch von aufschwingenden Türen vernahmen. Sofort wurden alle Gespräche unterbrochen und verschiedenste Augenpaare im Raum richteten sich auf die riesigen Flügeltüren.

Jeder hoffte, dass das Warten nun endlich ein Ende hatte. Wir wurden jedoch leider enttäuscht, als wir sahen, dass der Direktor rein kam. Mit kraftvollen Schritten begab er sich in die Mitte des Speisesaals und räusperte sich einmal kurz, bevor er anfing zu sprechen.

"Wie einige von ihnen sicherlich schon mitbekommen haben, kommen heute ihre Mates wieder. Eigentlich sollte es für sie eine Überraschung werden, aber es gibt eine Dame hier im Raum, die sich nicht beherrschen konnte und an meiner Tür lauschen musste, während eines Telefonats."

Seine grauen Augen fanden den Weg zu meiner besten Freundin und blickte sie bedeutungsschwer an. Marie wurde rot und schaute peinlich berührt nach unten. Ich musste grinsen. Für Tim verletzte Marie sogar Regeln und das will etwas bei ihr heißen.

"Es ist auf jeden Fall so, dass sie genau in diesem Zeitpunkt alle in mehrere Busse einsteigen, um wieder hierherzugelangen. Seien sie nicht aufgeregt und essen sie in Ruhe ihr Frühstück zu Ende. Trotz allem ist heute Montag und sie werden zwei Unterrichtseinheiten haben, egal in welchem Alter sie sich befinden. Ihre Stundenpläne finden sie auf ihren Zimmern und wir bitten sie um Pünktlichkeit. "

Kurz blieb er noch stehen und ließ seine Worte wirken. Dann verließ er den Speisesaal wieder und die Türen schlossen sich selbstständig. Anscheinend waren sie verzaubert.

Langsam hörte man wieder verschiedenste Gespräche und Viola und ich schauten zu Marie. Diese war immernoch hochrot und schaute ihr Spiegelei an, als wäre es das interessanteste der Welt, weil sie genau bemerkte, dass wir eine Antwort von ihr erwarteten.

Meine Schwester und ich gaben jedoch nicht auf und so hörten wir Marie nach einer Weile leise seufzen, bevor sie hochblickte und uns gestand, dass der Direktor recht hatte.

Laut lachte ich auf. "Was ist denn mit meiner besten Freundin passiert? So kenne ich dich ja gar nicht."

Sie verknotete ihre Hände ineinander. "Naja, was soll ich sagen? Ich konnte nicht schlafen und dann bin ich im Gebäude eben etwas spazieren gegangen. Zufälligerweise hörte ich eine männliche Stimme, die irgendetwas über einen Werwolf redete. Kurz blieb ich stehen und hörte genauer hin. Da verstand ich, dass sie davon redeten, dass unsere Mates heute wiederkommen sollten. Ich freute mich riesig und wollte sofort zu euch, um euch die guten Nachrichten zu erzählen. Wer konnte denn ahnen, dass der Direktor mich bemerkt hatte?" 

"Da ich ja schon ein Gespräch mit dem Direktor hatte, denke ich, dass ich ihn ein bisschen einschätzen kann. Diesem Mann würde in einhundert Meter Entfernung nichts entgehen. Da hattest du leider sehr schlechte Chancen, weil du auch noch direkt vor seiner Tür standest und so, wie ich dich kenne, wirst du auch irgendein Geräusch gemacht haben, als du erfahren hast, dass du Tim heute wiedersehen kannst."

Ich dachte zwar nicht, dass das möglich ist, aber Marie wurde noch röter und sagte dann: "Ich habe vielleicht in meine Hände geklatscht. Aber das war gar nicht so laut."

Jetzt schüttelte Viola mit dem Kopf und legte eine Hand auf Maries Schulter. "Das ist doch nicht so schlimm. Ob er dich jetzt gehört hat oder nicht, macht keinen Unterschied. Außerdem machst du sowas normalerweise nicht."

Bekräftigend nickte meine beste Freundin und murmelte etwas leise vor sich hin, was meine Schwester und ich jedoch nicht verstanden.

Nach dem Gespräch aßen wir weiter und unterhielten uns über andere Themen, bis Viola auf einmal hochsprang und nur einen Satz noch schnell ausstieß, bevor sie zur Tür rannte. "Zain ist da."

Verwundert sahen Marie und ich ihr hinterher. Ich war mir sicher, dass  wir nicht die einzigen waren. Meine Schwester und Zain hatten wirklich schon eine sehr enge Verbindung, da sie sich vorher schon liebten. Vielleicht spürte sie seine Nähe schon eher. Außerdem ist sie ein Werwolf. Die nehmen alles sensibler war.

Ich hörte in mich rein und bemerkte, dass mein Herz anfing, schneller zu schlagen. Mein Bauch flatterte nervös und meine Hände wurden mit einem Mal ganz kühl. Warum hatte ich das nicht schon eher wahrgenommen?

Ich schaute zu Marie und an ihren weit aufgerissenen Augen wusste ich, dass sie Tim auch spürte. Schnell sprangen wir auf und ließen unsere Teller einfach so stehen. Auch andere Mädchen schlossen sich uns an und gemeinsam rannten wir auf die Tür zu, welche sich durch Magie wieder öffnete.

Das musste verrückt aussehen. Eine ganze Masse an Mädchen rennt durch die Akademie und alle mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen. In diesem Moment war uns das jedoch so etwas von egal. Wir wollten einfach nur, unsere Seelenverwanden in die Arme schließen.

Soulmate - into the unknownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt