Kapitel 9 - Experimente mit Froschschleim

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Den Matheunterricht hatten wir endlich alle geschafft und gingen nun zu dem nächsten Unterichtsraum, in dem wir jetzt Chemie hatten. Aber nicht normale menschliche Chemie. Das wäre ja zu einfach gewesen. Nein, wir mussten mittels Reaktionen vorherbestimmen, was passiert, wenn man Froschschleim mit verschiedenen anderen magischen Flüssigkeiten zusammenmischt.

Eigentlich ist es sehr interessant, jedoch hatte ich nicht wirklich das Talent dafür und meine Lehrerin wusste das. Jedesmal, wenn ich experimentierte, schien es, als würde sie schon einmal vorsichtshalber in Deckung gehen.

Dementsprechend beendete ich die Stunde damit, dass ich den Raum sauber machen durfte, da meine Mischung explodiert war. Na toll, ihr habt keine Ahnung, wie schwer es ist, Froschschleim von den Tischen zu kratzen. Überall war das grüne Zeug.

Da ich aber die besten Freunde hatte, boten sie mir an, mich zu unterstützen. Ich freute mich. Immerhin waren wir so viel schneller fertig und ich konnte endlich in mein Bett und mich einfach mal hinlegen.

Während ich meinen Lappen unter den Wasserstrahl hielt, schrie Liam auf einmal durch den Raum. "Hey, Amalia. Schau mal."

Verwundert drehte ich mich um und bereute es sofort, als ich spürte, wie etwas klebriges, schleimiges von meinen Haaren tropfte. 

Empört schnaufte ich auf und schaute meinen besten Freund wütend an. "Ist das dein Ernst?" Meine Stimme war vielleicht ein bisschen lauter geworden.

Ich lief auf Liam zu und versuchte währenddessen unauffällig den Schleim hinter meinen Rücken nicht fallen zu lassen. Liam lachte immernoch, aber der Würde gleich sein blaues Wunder erleben.

Ich stand nun direkt vor ihm und nutzte meine Chance, als er sich zu mir runterbeugen wollte, um mich zu umarmen. Sozusagen als Entschuldigung. Noch ehe er sich versah, klatschte ich ihm meine Hand voll mit Schleim ins Gesicht, lachte und rannte weg.

"Iiiih." Liam versuchte den Schleim zu entfernen und war mehr als angeekelt. Ich konnte mich nicht mehr halten und krümmte mich fast vor Lachen. Auch Marie, Viola, Zain und Kiyan lachten mit. Selbst Tim.

Auf einmal kam Bewegung in meinem besten Freund und nun rannte er los, um mich zu fangen. Ich schrie lachend auf und versuchte zu flüchten. Der erste Gedanke, der mir kam, war, dass Kiyan das perfekte Schutzschild wäre.

Also rief ich seinen Namen und sprintete los. Jedoch hatte ich kurz verdrängt, dass Liam ja Vampirgeschwindigkeit besaß und so hatte er mich innerhalb von ein paar Sekunden eingeholt. Natürlich hatte ich meinen Mate nicht erreichen können. Liam hob mich hoch und drehte mich im Kreis.

Wir lachten immernoch. Irgendwann ließ er mich runter und wir lächelten uns glücklich an. Ich liebte meine Freunde.

Eine Hand fuhr in meine und hielt sie ganz fest. Ich wusste, dass sie Kiyan gehörte und drückte seine kurz. Mir war bewusst, dass ich jetzt gerade mit dem Schleim im Haar nicht wirklich schön aussah, aber mein Mate schaute mich an, wie als wäre ich das Wertvollste, was er jemals gesehen hatte. Schüchtern lächelte ich zurück.

Nachdem wir dann wirklich alles sauber gemacht hatten, durften wir auf unsere Zimmer und ich war mehr als froh darüber. Ich brauchte eine Pause. Eine Pause von meinen Gedanken, meiner Situation und im allgemeinen einfach nur von meinen Leben.

Vor meiner Zimmertür blieb ich stehen und drehte mich um. Dort stand Kiyan und es machte den Anschein, als würde er mit hinein wollen. Seufzend schaute ich ihn an und versuchte der Anziehungskraft zu widerstehen.

"Kiyan, was machst du hier? Dein Zimmer ist doch ganz woanders."

"Ähm." Verlegen kratzte er sich am Kopf. "Naja, ich dachte, dass wir den Nachmittag noch zusammen verbringen könnten."

Leicht schüttelte ich den Kopf. "Weißt du, es war heute alles sehr viel. Ich muss mich jetzt einfach mal hinlegen und ein bisschen schlafen. Du kannst ja erstmal etwas mit deinen Freunden machen und morgen können wir dann was unternehmen. Ich bin einfach nur kaputt." Bittend sah ich ihn an.

Von ihm kam als Antwort nur ein unzufriedenes Knurren. Empört stemmte ich meine Hände in meine Hüfte und schaute ihn tadelnd an.

"Habe ich da etwa gerade ein Knurren gehört? Ich fasse es nicht. Kiyan, du musst akzeptieren, wenn ich meinen Freiraum brauche und es ist ja nur bis morgen."

Wie ein getretener Welpe schaute er nun auf den Boden und versuchte sich zu rechtfertigen. "Ich will einfach nur die ganze Zeit bei dir sein und jetzt so lange von dir getrennt, erscheint mir und meinem Wolf nicht richtig. Außerdem gehörst du an meine Seite."

Am Ende schlich sich ein trotziger Unterton in seine Stimme. Ich versuchte ja, Verständnis für seine Situation aufzubringen, aber wie stellte er sich unser restliches Leben vor? Wir haben keine unterschiedlichen Hobbys mehr, nur noch gemeinsame Aktivitäten und lassen uns nicht eine Sekunde aus den Augen?

Er musste mir doch nur vertrauen.

"Ich muss auch nicht mit in deinem Bett liegen. Ich setze mich an den Schreibtisch." hörte ich die Stimme meines Mates.

Nun lehnte ich mich an meine Zimmertür und sah ihn belustigt an. "Und was willst du dann machen? Mich im Schlaf beobachten? Kiyan, du hast Zeit etwas für dich zu tun, wenn ich schlafe. Ich kann auf mich aufpassen."

Ich war zu erschöpft, um jetzt noch weiter zu diskutieren und so schloss ich kurz meine Augen.

Kiyan war aber verdammt hartnäckig und machte mir einen Vorschlag. "Ich gehe erst weg, wenn du mir versprichst, dass ich morgen bei dir schlafen darf."

Oh Gott. Meinte er das ernst? Ich schaute in seine Augen und sah, dass er das bitterernst meinte und so brachte ich das einzige Gegenargument, was mir dazu einfiel. "Das geht nicht, Viola schläft auf der anderen Seite und das würde sie bestimmt stören."

"Das glaube ich eher nicht. Sie schläft einfach in meinem Zimmer neben Zain und schon ist die Sache gelöst."

Ich gab jedoch noch nicht auf. "Und was ist, wenn sie das nicht will?" Vielleicht könnte mir meine Schwester helfen und für mich würde sie eine Nacht auf Zain verzichten. Da war ich mir sicher.

"Ich bin der Alpha. Schon vergessen? Ich kann es befehlen, wenn es sein muss."

So langsam sah ich ein, dass ich keine Chance mehr hatte und nickte nur noch ergeben. "Okay, wenn du das willst."

Erfreut schaute er mich an und zog mich in seine Arme. Kurz gestattete ich mir, mich in die Umarmung fallen zu lassen. Ich löste mich jedoch sofort wieder, da er angefangen hatte, zu schnurren, was wie ein Schlaflied in meinen Ohren klang. Wenn ich nicht aufpasst, schlief ich noch in seinen Armen ein und dann würde ihn nichts mehr daran hindern, bei mir zu bleiben.

"Gute Nacht."

Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging in mein Zimmer, um mich endlich schlafen zu legen. Das hatte ich mir mehr als verdient. Immerhin hatte ich heute meinen Mate gefunden, der wiederum meinen besten Freund fast umgebracht hatte und dann hatte ich auch noch ein kleines Duell mit unserem Mathelehrer und dem Forschschleim. Mein Leben war schon ziemlich verrückt.

Soulmate - into the unknownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt