Kapitel 4 - Tausend Kleider

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Mich weckten Sonnenstrahlen, welche durch das Fenster fielen und in meinem Gesicht kitzelten.

Als ich die Augen aufschlug, sah ich gegenüber von mir Viola in ihrem Bett liegen. Sie schlief noch immer und ich blieb einfach noch ein paar Minuten liegen, bevor ich mich langsam aufrichtete.

Gähnend saß ich nun da und nahm mein Handy in die Hand, um zu sehen, wie spät es war.

Als das Display aufleuchtet, sah ich, dass meine Eltern mir geschrieben hatten und mir viel Glück für den Mateball wünschten. Sie hofften innerlich, dass ich die Mate von Milo war. Jedoch bezweifelte ich das stark.

Trotzdem schrieb ich danke zurück und sah, dass wir es gleich halb zehn hatten.
Komisch, dass Viola und ich so lange schlafen konnten, ohne, dass unsere Freunde uns geweckt hatten. Dadurch, dass Liam ein Vampir war und zumeist zu viel Energie besaß, zerrte er mich oft schon früh raus, um irgendwas zu unternehmen.

Marie war genau wie ich eine Langschläferin. Bei ihr war das also normal. Komisch.

Naja, ich schob die Gedanken beiseite und stand auf, um meine Schwester sanft zu wecken. Schlaftrunken schlug sie ihre Augen auf und beide wandelten wir, ohne etwas zu sagen, durch unser Zimmer, um uns fertig zu machen.

Wir beide waren absolute Morgenmuffel und brauchten erst einmal mindestens eine halbe Stunde früh, um mit uns selbst klarzukommen. Liegt wahrscheinlich in der Familie.

Als wir fertig waren, gingen wir beide raus und klopften bei Marie an.
Sie öffnete uns die Tür und begrüßte uns mit einem strahlenden Lächeln.
"Ich freue mich schon so auf unsere Schoppingtour, dass ich heute schon relativ früh wach war und dass, obwohl wir ausschlafen konnten."

Bevor wir etwas sagen konnten, schnappte sich Marie ihre Jacke und einen Beutel und ging raus. Nach dem sie mit dem Schlüssel die Tür zugeschlossen hatte, machten wir uns auf den Weg zu den Jungs in den ersten Stock.

Marie und ich überließen es Viola bei Zain zu klopfen. Als Kiyan jedoch die Tür aufmachte und uns sah, dreht er sich lediglich um und rief dann Zain zu, dass dieser sich mal beeilen sollte.

Nach ein paar Sekunden kam der Beta von Kiyan dann aus dem Zimmer und gab Viola zur Begrüßung einen Wangenkuss, während er Marie und mich umarmte.

Weiter ging es zu Liam, bei dem ich anklopfte und auch auf ihn musste ich nicht lange warten. Er kam raus und so gingen wir in die Cafeteria.

Wir aßen und unterhielten uns über den Plan am heutigen Tag. Ich hörte nur mit einem halben Ohr zu, da es mir irgendwie nicht so gut ging. Mein Magen rebellierte, wenn ich mein Essen auch nur ansah und immer wieder hatte ich Herzrasen und das, obwohl es nichts in meiner Umgebung gab, was mich aufregen konnte oder ähnliches.

"Kiyan ist heute früh aufgestanden und erst einmal durch das Zimmer gerannt. Er kam zu mir und hat mich geweckt. Er würde es vor den anderen nie zugeben, aber er ist total aufgeregt, weil er hofft, dass er seine Mate morgen findet. Ich wünsche es mir für ihn. Er ist ein guter Alpha. Er sagte zu mir, dass er die ganze Nacht nicht schlafen konnte und ich riet ihm dazu, in Wolfsform durch den Wald zu laufen. Als er wiederkam, schien er schon viel ausgelassener. Ich wünsche mir, dass das ein gutes Zeichen ist, da jeder anders reagiert, wenn man kurz davor steht seine Mate zu finden."

Zain fasste seinen Morgen so zusammen und irgendwie musste ich lächeln. Okay, was war mit mir los?

Kopfschüttelnd brachen wir auf und ich stellte mein unangetastetes Essen wieder zurück.

Auf den Weg zum Bus überredete ich Liam dazu, mir beim Shoppen zu helfen. Mit den Worten: "Für dich doch immer." stimmte er mir zu und ich war froh, einen Verbündeten gefunden zu haben, denn ich wusste, wenn Viola und Marie loslegten, würde das in einem Chaos enden, in dem ich mindestens tausend Kleider anprobieren musste.

Im Bus setzte ich mich neben Liam, da Marie und Viola sich sowieso zusammensetzten. Ich mochte Liams Ruhe, die er ausstrahlte und lehnte mich an ihm an. Lächelnd schaute er auf mich herunter und zog mich mit seinem Arm noch etwas näher an sich.

Wir unterhielten uns leise darüber, wie schade es doch war, dass Zain nicht mitgehen konnte, da er sich als guter Beta um Kiyan kümmern musste.
Nach dreißig Minuten Fahrt kamen wir im Zentrum der Stadt an und ab da, begann dann meine persönliche Hölle.

Wie ich es prophezeit hatte, musste ich gefühlte tausend Kleider anziehen, in den verschiedensten Formen. Irgendwann reichte es mir und ich setzte mich einfach in eine Umkleide rein und blieb für die nächsten zehn Minuten auch erstmal dort.

Die einzige, die das bemerkte, war Marie. Sie suchte mich und als ich ihr ein Zeichen gab, wo ich war, kam sie rein und hockte sich vor mir hin.

"Ich kann nicht mehr und mir geht es auch gar nicht so gut. Den ganzen Tag ist mir irgendwie ein bisschen schlecht." Ich legte meine Hand auf meinen Bauch, um meine Aussage zu unterstützen.

Mitfühlend legte meine beste Freundin mir eine Hand auf mein Knie und sprach mit sanfter Stimme: "Okay, wir machen es so. Du ziehst nur noch dieses eine Kleid an, was ich für dich rausgesucht habe und dann bringe ich dich zu Liam, welcher auf dich aufpasst, während Viola und ich noch ein Kleid suchen. Wäre das für dich okay? "

Ich nickte ihr zu. Eigentlich meckerte ich nie rum, aber heute konnte ich einfach nicht mehr.

So zog ich das Kleid an und betrachtete mich im Spiegel. Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen. Es war wunderschön und harmoniert durch seine weiße Farbe im Rock mit meinen Augen. Das war das einzig außergewöhnliche an mir. Naja, was heißt außergewöhnlich, eher nennenswert. Sie leuchteten grün und es war nicht immer einfach mit meinen hellbraunen Haaren eine passende Farbe zu finden. Aber da weiß zu allem passte, harmoniert es und durch die dunkelroten Blüten mit den grünen Stängeln hob es auch meine Augen- und Haarfarbe hervor. Sanft strich ich über die Blumen und lächelte.

Als ich es Marie zeigte, sprang sie vor Freude fast durch den gesamten Laden und rief Viola und Liam, welche beide staunend vor mir stehen blieben.

"Wow." hörte ich aus Liams Mund.
Ich war einfach nur froh, ein Kleid gefunden zu haben und ging wieder zurück in die Umkleide, um mich richtig anzuziehen.

Das Kleid übergab ich Marie und ging sofort zu Liam, welcher sich auf eine Couch mitten im Laden gesetzt hatte. Erschöpft ließ ich mich neben ihn nieder und atmete erleichtert durch. Endlich war diese Tortur vorbei.

Soulmate - into the unknownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt