Julien's Sicht
Es ist dunkel.
Die einzige Lichtquelle ist der Mond. Sein schwaches Licht hüllt alles in einen weißen Schimmer.
Ich sitze im Beifahrersitz. Obwohl, eigentlich liege ich mehr, als das ich sitze.
Das Armaturenbrett gegen meiner Stirn fühlt sich angenehm kühl an.
Der Gurt schneidet in meinen Hals und drückt mir die Luft weg.
Eine klebrige Flüssigkeit läuft meine Schläfen hinunter.
Ich muss hier raus.
Langsam drücke ich mich hoch. Dabei fällt mein Blick auf meine Arme.
Mein ehemals grauer Pulli ist zerrissen und die Ärmel haben sich dunkelrot verfärbt. Durch die Löcher kann ich Scherben erkennen. Sie haben sich so tief in meine Haut gebohrt, dass ich nur noch Spitzen erkennen kann.
Aber ich spüre sie. Jede Bewegung fühlt sich an wie 1000 kleine Nadelstiche.
Ich hebe meinen Kopf etwas an und sofort wird mir schlecht.
Das Blut läuft von meinen Unterarmen zu meinen Handflächen.
Meine Hände rutschen ab und mein Kopf knallt zurück in die Mischung aus Scherben und Blut.
Mir wird schwarz vor Augen.
Ich liege auf einer Wiese. Unter meinen gebrochenen Fingern fühlt sich das Gras weich an. Am liebsten würde ich einfach für immer hier liegen bleiben
Alles ist still. Kein Geräusch ist zu hören.
Etwas klebt in meinem Auge. Ich blinzele, doch es bleibt stecken.
Ich öffne meine Augen.
Auf dem rechten Auge sehe ich bloß verschwommene Umrisse. Auf dem linken Auge sehe ich gar nichts.
Ich hebe meine linke Hand und reibe durch mein Auge, doch meine Sicht verbessert sich nur minimal.
Wenigstens kann ich jetzt meine Umgebung erkennen.
Ich liege neben einer Straße. Das Gras um mich herum ist rot gefärbt. Etwas entfernt von mir kann ich ein Auto sehen.
Ich setze mich vorsichtig auf. Bei jeder Bewegung durchfährt mich ein Blitzartiger Schmerz.
Ich richte mich ganz auf.
Mein rechtes Knie ist in die falsche Richtung gedreht und mein linker Fuß fühlt sich an wie zertrümmert.
Ich bewege mich langsam in Richtung des Autos.
Jeder Schritt kostet mich all meine Kraft.
Auf der Hälfte der Strecke geben meine Beine nach.
Ich beginne zu kriechen.
Bei jedem Schritt bohrt sich eine weitere Scherbe durch meine zerfetzten Handflächen.
Als ich endlich an den Überresten des Autos ankomme sacke ich kraftlos zusammen.
Die Unfallstelle sieht schlimm aus. Die Beifahrertür fehlt, das Dach ist nach innen gewölbt, der hintere Teil ist so zusammengepresst, dass er genauso gut fehlen könnte und von der Frontscheibe sind nur noch einzelne Scherben übrig.
Aber das Schlimmste ist die Weise wie sich das Wrack um den einzigen Baum weit und breit geschlungen hat. Es hat den Baum in der Mitte getroffen und sich dann einmal um ihn herum gefalten.
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Mach die Augen auf
Hayran Kurgu"Schließe am letzten Tag jeden Monats deine Jalousien oder Vorhänge, bevor du schlafen gehst. Wenn du in der Nacht klopfende Geräusche an deinem Fenster hörst, öffne nicht deine Augen. Wenn du einer der Pechvögel bist, wirst du diesen Ton irgendwann...