heyy, also neues kapitel. ich wusste nicht, ob ich das machen muss, aber naja:
trigger-warnung: selbstmordversuch und verletztungen. also wer das buch gelesen/den film geschaut hat, weiß eh, dass theo auch schon als jugendlicher mehmals versucht hat, sich umzubringen und das boris von seinem vater geschlagen wurde. jap, ich wollt's nur vorsichtshalber sagen.
<3Es war eine klare Nacht, keine einzige Wolke am Himmel und die Sterne leuchteten.
Es war eine gute Nacht, eigentlich.
Aber Boris war nicht hier.
Er war vorhin zu sich rüber gegangen, um ein paar Zigaretten und unsere Beatles-Platte zu holen, und seit dem nicht wieder gekommen. Wahrscheinlich hatte er Kotku auf dem Weg getroffen und sie waren zu irgendeiner Party gegangen. Nicht das ich beleidigt war, ich wollte zu keiner dämlichen Party, bei der ich mir im flackernden Licht stundenlang anschauen musste, wie Boris Kotku abknutschte.
Ne, dass war schon okay, dass Boris gegangen war, echt.
Ich meine, ich war ja auch nicht eifersüchtig oder so, es war nur so, dass ich ihn gerne hier gehabt hätte.
Ich war nicht eifersüchtig auf Kotku, denn ich wollte gar nicht das, was sie mit Boris hatte.
Ich wollte einfach nur, dass hier war. Hier neben mir, so wie es sich gehörte. Ich wollte, dass er neben mir lag, ich wollte seine Seite in meiner Seite spüren, mehr wollte ich nicht, mehr verlangte ich nicht, ich wollte seinen Handrücken an meinem spüren und wollte gemeinsam der üppigen Stille der Nacht lauschen. Ich wollte den Sternen zuhören, wie sie ihre lieblichen Lieder sangen, und ich wollte mich nach rechts drehen können und sein Profil anschauen können, wie es sich hell in all der Dunkelheit abzeichnete, ich wollte seinen vibrierenden, lebhaften Körper neben mir wissen, mehr wollte ich nicht.
Alles andere konnte Kotku haben, wenn es sein musste.
Sie konnte seinen Kuss haben. Sie konnte Sex mit ihm haben. Sie konnte seine Arme auf ihren haben. Ihr sei es vorbehalten seine schwarzen Locken zwischen ihren Fingern zu zwiebeln. Es sei ihr Recht Sternenkonstellationen auf seinen nackten Rücken zu zeichnen.
Ich würde ihr all das geben, wenn ich bloß ihn wieder haben könnte: Seine Anwesenheit neben mir, sein Lachen um mich herum, ich wollte, dass es wieder so war wie früher, ich wollte wieder zusammen mit ihm aufwachen und zusammen mit ihm einschlafen, ich wollte mit ihm frühstücken und abwegen ob wir heute zur Schule gehen würden oder nicht, ich wollte, dass er wieder da war, wenn Dad und Xandra sich stritten, ich wollte, dass er wieder Zeit hatte, mit mir und Popper Mitternachtsspaziergänge zu machen und ich wollte, dass er wieder hier war, um mit mir an unmögliche Träume zu glauben.
Ich brauchte ihn einfach bei mir, und der Schmerz, die Sehnsucht, war längst nicht mehr bloß etwas psychisches, sondern schon fast etwas körperliches, so wurde ich müde und schlapp, wenn er nicht da war, hatte Bauchkrämpfe und fand ewig nicht den Schaf.
Und auch jetzt fühlte ich mich ausgelaugt und nutzlos, als wäre Boris das, was mich am leben hielt. Doch, so musste ich feststellen, dass konnte gar nicht sein, schließlich hatte ich auch schon bevor ich ihn kennen gelernt hatte gelebt, und so kam ich zu dem Entschluss, dass ich seit dem Tod meiner Mutter mehr ein Geist war, als ein Lebender, und das Boris etwas in mir auslöste, dass mich wieder näher zu den Lebenden brachte, etwas nachdem man leicht süchtig werden konnte, doch jetzt, wo er sich immer weiter von mir entfernte, schien sich auch sein Einfluss auf mich zu schmälern, und ich war wieder mehr zu dem geworden, was ich davor gewesen war: ein halbdurchsichtiger Erdbewohner, der mit der zweifelhaften Gabe gesegnet wurde, die triste Traurigkeit und allumfassende Sinnlosgikeit in der Welt erkennen zu können.
Ich war erschlagen von all der fehlenden Bedeutung und der routinierten Einsamkeit der Menschen und all die Dinge, die ich sonst mit einem Handwinken wegwischte, etwas wie eine fünf in Mathe oder eine Beleidigung meines Vaters, machte micht jetzt plötzlich komplett fertig. Mir fehlte Boris' Leichtigkeit.
Ich fühlte mich schwer und gleichzeitig furchtbar leer, jeder Schritt eine furchtbare Anstrengung, wegen des Gewichts auf meinen Schultern, und ein unglaubliches Risiko, wegen des Loches in meiner Mitte, aus dem bei jedem Schritt, etwas neues herausgerissen wurde. Und so lag es am nähesten mich einfach auf den Boden zu legen, es schien am logischsten, mich einfach fallen zu lassen und liegen zu blieben.
So war ich hier gelandet, am Rande des Pools, die Arme und Beine von mir gestreckt, komplett erschlagen, zum Himmel starrend. Doch es war nicht so wie sonst, es war nicht so, dass der Blick zum Himmel, der Blick in die Ferne, etwas befreiendes hatte, nein, es schien alles bloß noch schwerer zu machen, als würde das ganze Himmelszelt auf mir lasten, als müsste ich den Himmel halten wie Atlas es getan hatte, und augenblicklich fragte ich mich, wie es dann sein konnte, dass der Himmel sonst so leicht wirkte und ob Boris ihn sonst vielleicht hielt, so dass ich das Gewicht gar nicht bemerkte, ob Boris all das in Kauf nahm, und was er noch alles für mich in Kauf nahm, was es doch für eine Qual sein musste, mit mir befreundet zu sein. Und von dieser verdrehten Perspektive aus, konnte ich mir irgendwie einreden, dass es doch gut war, dass er nicht mehr soviel mir machte, dass es besser für ihn war, er sollte mit jemandem glücklich werden, der überhaupt in der Lage war glücklich zu sein, denn er hatte all das Glück auf der Welt verdient.
Und so lag ich da, die Sterne verwischten vor meinen Augen zu goldenen heiligen Schlieren und meine heißen Tränen tropften in meine Ohren, während ich versuchte zu lächeln, weil ich doch noch ein Kind war, und daran glaubte, dass da eine größere Macht war, die dafür sorgte, dass letztendlich doch alles irgendwie gerecht und gut ausgehen würde und, so dachte ich, wenn schon nicht für mich, dann wenigstens für ihn.
Ja, dachte ich, all das Glück dieser Erde für ihn. Und dann fügte ich noch hinzu, weil ich in letzter Zeit ziemlich wenig Glück auf dieser Erde gesehen habe: Und all das Glück der Sterne. Gebt ihn das Glück weit, frei und lebendig zu sein.
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wind, sand und sterne // boreo
Fanfictionboreo fan-fic / oneshots weil ich sie lieeebe und theo und boris sich auch ganz ganz dolle lieeeeben <<3