Sein wahres Gesicht

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‚Ok, hier muss es sein.', stellte sie fest als sie auf ein Grundstück vorfuhr und ihren Wagen dann abstellte.
Etwas unheimlich kam es der jungen Frau vor, da das Haus von außen wie verlassen aussah.....
„Schau Nico! Schau wer da kommt!", stand Selma gerade in der Küche und sah das noble Auto auf ihren Hof fahren.
„Wer denn?", hatte Nico sich das erste Bier bereits geholt und genehmigt.
„Deine Liebste!".
„Was?", lief er ebenfalls zum Fenster und sah Helene aussteigen, „Fuck... Ich seh grausam aus.".
Mit einem kurzen Rundblick ging Helene dann zur Haustür und klingelte einfach.
Obwohl Selma die Blondine nur von Fotos und Erzählungen von Nico kannte, war sie doch ein wenig aufgeregt.
„Hallo.", öffnete sie die Tür dann.
„Hey. ... Selma?" - „Ja.".
„Ich bin Helene.", reichte Selma freundlich die Hand.
„Komm ruhig rein. Nico ist auch da.", bat Selma die Blondine ins Haus und musste grinsen einen Prominenten in ihrem Haus zu haben.
„Nikolaus!", rief Selma ihren kleinen Bruder und grinste dabei.
„Ein Spitzname von mir.", erklärte sie da Helene etwas seltsam sie ansah.
Kurz dauerte es, doch dann kam Nico aus dem Badezimmer und stand vor Helene.
Beide sahen sie sich unsicher an. Niemand wusste was gerade der richtige Weg wäre und die Augen der Blondine sammelten sich mit Tränen. So herunter gekommen sah sie ihren Freund noch nie.
„Helene.".
„Nic...", konnte sie nicht anders und lief direkt in seine Arme.
Überrascht und trotzdem glücklich drückte der junge Mann seine Freundin fest an sich und auch ihm liegen die Tränen.
„Du bist hergekommen?".
„Ja.", lächelte die Blondine und die Tränen liefen dabei.
„Oh Liebling.", herzten sie sich noch einmal bevor sich ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss trafen.
Ein Kuss der Bände sprach.
Selma musste grinsen, sie konnte gar nicht anders.
Aber als Helene dann von Nico sich löste, lachte sie laut los. Ein angewiderter Gesichtsausdruck spiegelte sich wieder.
„Boaaah.... Bäää.", schüttelte sich die Blondine, „Da wird man gleich mit betrunken.".
„Hat Dich aber grad nicht so wirklich gestört." - „Arsch.", stieß Helene ihm an die Brust und betrachtete Nico ausgiebig.
Er sah wirklich sehr schlecht und herunter gekommen aus.
„Man siehst Du scheiße aus!", sprach Helene es konkret so aus.
„Dankeschön. Und Du verdammt heiß.".
Selma mischte sich dann einfach ein um nicht ganz abgeschrieben da zustehen und an sich alle zu setzen.
„Möchtest Du was trinken Helene?" - „Gerne. Ein Wasser bitte um den scheußlichen geschmaucht los zu werden.".
Helene hatte fragen über Fragen an Nico und fing erstmal bei der wichtigen an.
„... Hm. Ich glaube so ganz war ich nie weg, fand aber immer noch rechtzeitig die Bremse. ... Wahrscheinlich hat mich die ganze Situation alles komplett überfordert..." - „Situation?.".
„Ja. Das wir wieder zusammen gekommen sind und ich eine Tochter habe, von der Du wusstet aber nicht ich! Diese Lüge, das Du mir das verschwiegen hast! Wir drei plötzlich zusammen... Ich glaube da habe ich den Halt verloren und diesen im Alkohol gefunden.", sprach Nico offen und ehrlich.
Auch Selma wusste es bis jetzt noch nicht, was der genaue Grund war und wie es vielleicht dazu kam.
„... Und wir zwei! ... Wir sind als Paar uns auch fremd. Nicht einmal..." - „Ich weiß! Aber das ist doch kein Grund zu trinken!", unterbrach die Blondine ihn das sie wusste das Nico auf ihre nicht vorhandenen intimen Momente anspielen wollte.
„Stimmt. Und dann dieser Typ der immer an Deinem Hintern klebt! Ich ertrage das nicht!" - „Chris ist mein Kollege. Mehr ist da nicht!".
Im laufe der folgenden Stunden kristallisierte sich für Selma konkret heraus, das ihr Bruder krankhaft eifersüchtig ist und Helene die natürlich ihm helfen möchte, aber ihn auch der Störfaktor für diese Eifersucht ist.
„Laura? Warum hast Du sie denn nicht mitgebracht?".
„Nein. Laura ist krank durch diese ganze Sache geworden. Verstehst Du! Sie hat Angst vor Dir und möchte keinen Kontakt zu dir.", erklärte Helene es ihm was Nico nicht gedacht hatte.
„Na das hast Du ja dann wunderbar hin bekommen!" - „Ich? Hab ich etwas getrunken und randaliert? Geschweige von Deinem Gewaltausbruch!".
„Du bringst mich doch dazu so zu reagieren!", knurrte Nico und spannte innerlich sich an.
„So stop stop. Halt!", ging Selma dazwischen bevor hier noch etwas passiert.
„So kommen wir hier doch gar nicht weiter!".
„Das denke ich auch.", stimmte Helene Selma zu und rückte wieder ein Stück von Nico weg.
Die erst große Freude auf ihn und die sich nun entwickelnde Situation, schreckten die Blondine immer weiter ab.
„Na was willst Du denn hier bitte?", stand der junge Mann dann auf und fuhr sich durch seine Haare.
Sehr angespannt war er nun und wurde immer nervöser.
Innerlich baute sich wieder diese Wut in ihm auf.
Eine Wut die gegen Helene gerichtet war.
Denn in seinen Augen wollte die Blondine ihn von Laura fern halten.
„Verpiss Dich einfach wieder Helene! Ich kann dann auch weiter ohne Dich leben!", knurrte er und deutete zur Haustür mit seiner Hand.
Das Nico wieder so bedrohlich wurde, ängstigte die junge Frau worauf sie augenblicklich vor die Tür musste.
„So jetzt stopp mal! Helene wird nirgendwo hingehen. Sie hat wegen Dir diese bestimmt weite Reise auf sich genommen, das sie dir helfen möchte!
Und nun hörst Du mir mal zu! ...", ergriff Selma nun das Wort, „Wenn Du meinst so weiter zu machen, dann geh wieder! Geh und mach Dein Ding weiter, aber lass Helene in Ruhe. Überleg doch mal! Du hast gerufen und sie ist gesprungen! Ich glaube das ist sehr aussagekräftig! Und Du bist so gemein zu ihr.".
„Na und? Sie betrügt mich doch mit dem Klavier Dödel!", schrie er Selma an.
„Genau. Deswegen kommt sie auch hier her. Denk mal nach was Du hier von dir gibst!".
Das ihr kleiner Bruder so eiskalt und unheimlich wurde, erschrak Selma ungemein.
Mit einem wütenden Blick zu Nico ging sie dann vor die Tür, um nach Helene zu sehen.
Gefahren war sie nicht und stand an der Hauswand angelehnt.
Helene wirkte müde und erschöpft. Nicht nur körperliche wirkend, sondern auch seelisch.
Tränen liefen unkontrolliert durch ihr Gesicht.
Als Selma sie dann vorsichtig in den Arm nahm wurde dieses dann auch nicht besser.
„Ich kann nicht mehr... Ich kann das alles nicht mehr.", weinte die Blondine unaufhörlich und fragte sich selbst warum sie überhaupt hier her gekommen war.
Selma selbst fehlten die Worte die Helene vielleicht helfen oder trösten könnten.
Aber verstand sie die Entscheidung welche die Blondine im nächsten Moment traf und anscheinend musste Helene sich schon im Vorfeld damit befasst haben.
„Selma! Es ist wirklich toll das Du ihm zur Seite stehst, aber ... ich werde jetzt und hier die Reißleine ziehen. Ich trenne mich. Für ihn werde ich immer die Schuldige bleiben...".
Die Schwester verstand Helene und konnte es sogar nachvollziehen.
Denn in den vergangenen Stunden kristallisierte sich deutlich heraus das Nico Helene für alles die Schuld gab. Nur er war fehlerfrei.
„Ich verstehe Dich gut.".
Helene wischte sich dann die Tränen aus dem Gesicht und ging wieder entschieden ins Haus um ihre Tasche zu holen.
„Du bist ja immer noch hier!", murrte Nico und hatte sich mit einer Schnapsflasche bewaffnet.
„Keine Sorge, Du hast mich heute zum letzten Mal gesehen! Werde glücklich mit dem gesaufe, aber ohne mich! Es ist komplett aus zwischen uns.", gab Helene ihm deutlich zu verstehen als sie ihre Sachen sich nahm. „Du verlässt mich nicht! Dazu bist Du Dich viel zu feige.", lachte er darauf nur gehässig.
„Wenn Du meinst! Meine Familie hat Recht, wie konnte ich nur so dumm sein mich wieder auf Dich einzulassen. Zu hoffen das Du dich doch geändert hast! Lass mich und Laura einfach zufrieden und alles gute noch.", verließ die Blondine daraufhin dann die Wohnung wo Selma noch davor stand.
Traurig sah sie Helene an, „Bleiben wir trotzdem in Kontakt? Irgendwie sind wir doch Familie." - „Gerne. Nur bitte soll er mich nicht mehr kontaktieren über Dich!".
„Versprochen.".
Trotz des Angebotes hier wenigstens noch zu übernachten oder das Selma ihr eine gute Unterkunft suchen wollte, lehnte Helene ab und trat dann die Heimreise an.

Nachdem die junge Frau völlig fertig war und trotzdem hinterm Steuer saß ging ihr Handy.
Es war Christoph. Auch Helene spielte mit dem Gedanken ihn anzurufen, doch war er schneller.
„Hallo.", ging sie über die Freisprechanlage ran.
„Hey. Bist Du gut angekommen? Ist alles in Ordnung?", war Chris trotzdem was vorgefallen war sehr besorgt.
„Ja. ... Ich bin auf dem Rückweg.", antwortete die Blondine und konnte gar nicht aufhören zu weinen dabei.
Es tat ihr so gut seine Stimme zuhören und das Christoph sie nicht abgeschrieben hatte.
„Du kommst zurück? Helene......", war er nun noch mehr besorgt zumal das wirklich ein langer Weg war.
Es brauchte nicht vieler Worte und der musikalische Leiter verstand genau was Helene ihm mitteilen wollte und bat sie ein Hotel sich unbedingt zu nehmen.
„Ich schaff das schon! Es sind nur noch drei Stunden etwas und die Straßen sind frei....", antwortete die junge Frau.
„Trotzdem! Ich möchte das Du eine Pause machst! Wir und vor allem Laura brauchen Dich! ... Und ich auch.", fügte Christoph noch hinzu. Aber brachte er die junge Frau noch mehr zum weinen.
Zu gerne wollte sie jetzt schon wieder bei ihrer Familie sein und ganz besonders bei ihrer geliebten Tochter.
„Begleite mich die Fahrt über Chris! Ich möchte nicht in einem Hotel alleine schlafen.", bat Helene ihn und setzte ihre Fahrt gegen seinen Willen fort.
So tat Chris es auch und sorgte die folgenden Stunden dafür, das Helene konzentriert am Steuer saß und nicht in einen Sekundenschlaf verfällt.
Über das was geschehen war bei Nico sprachen sie nicht, doch das sollte noch kommen.
„Ich sehe Dich....", stand Christoph nun draußen als Helene in die Straße einbog und kurz darauf vor dem Haus parkte.
„Du kleiner Sturrkopf.", nahm er die junge und fertige Frau in seine Arme. Glücklich das nichts passiert war.
„Ich hätte auf Euch hören sollen.", seufzte die Blondine in seinen Armen liegend.
„Hauptsache Du bist wieder da", antwortete Christoph und nahm ihr Gesicht in seine Hände um seine Lippen zu einem gefühlvollen Kuss auf ihre zu legen.
„Mmhh", seufzte die Blondine. Weil sie eigentlich etwas sagen wollte.
Aber war die junge Frau zu müde um sich dagegen zu wehren und erwiderte diesen kurz, zur Freude von Chris.
„Komm. Lass uns rein gehen.", legte er dann seinen Arm um sie und gingen rein.
Kurz warf Helene einen Blick zur Uhr, die schon morgens um drei anzeigte.
„Oh jee. Heute geht es ja los!" - „Was denn?".
„Die Therapie! Gott die hab ich total vergessen.".
Heute fing für Laura die ambulante Therapie an, zu der Helene sie anfangs begleiten sollte.
In dem ganzen Stress und die Sorge wegen Nico hatte sie das komplett vergessen.
„Wenigstens fünf Stunden schlafen.", ließ Helene sich dann in ihr Bett fallen und schlief beim reden schon halb ein.
Chris griff dabei noch schnell nach seinem Kissen und Decke, auf der Helene zur Hälfte gerade mit drauf lag.
„Was machst Du denn da?", nuschelte sie nur.
„Mein Bett aufbauen und dazu brauch ich doch auch ne Decke!" - „Ich hab doch gesagt das Du hier schlafen kannst!".
„Na wenn Du quer im Bett liegst kann ich auch nicht hier schlafen.", grinste Chris dabei und musste trotzdem schmunzeln dabei.
„Warte.", raffte sich Blondine noch einmal auf. Striff sich die Schuhe ab und zog ihre Kleidung aus, bevor sie dann unter ihre Decke schlüpfte.
Chris tat dies ebenfalls und legte sich nun auch hin.
„Lass Deine Hände bei Dir!", erklärte Helene es dann noch bevor sie augenblicklich dann einschlief.

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