Kapitel 1

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Schon wieder. Ich hatte es satt, diese Legende zu hören. Doch sie faszinierte mich auch. Auch deswegen, weil ich alles in Erfahrung bringen wollte, um NICHT die Sucherin sein zu müssen. Mein Lehrer erklärte uns zum zig-tausendsten Mal, wie die Legende gedeutet wird. Ich konnte sogar mitsprechen. Jedoch kam er nicht zu dem langweiligsten Teil, da die Glocke die Stunde und damit auch den Schultag beendete.
Ich ging raus und wartete draußen auf meinem Freund. Er war nur ein Freund, obwohl viele dachten, er wäre mein Freund. Aber das stimmt eben nicht. Er hieß Will und war genauso alt wie ich, also 17. Wir waren schon seit dem Kindergarten befreundet und seit wir in dem selben Stadtteil lebten, waren wir beste Freunde. Er kam auf mich zu und drückte mich kurz:" Dann mal los!" Wir waren heute dran, den Kleinen in unserer Gesellschaft unser System zu erklären. Ich hasste diese Arbeit, doch ich musste es tun und sie brachte Geld ein. Geld, das ich gerade gut gebrauchen konnte.
Wir gingen die Straßen entlang bis wir schließlich vor dem Haus für Waisen standen. Ich kannte dieses Haus nur zu gut, denn ich hab den großteil meiner Kindheit selbst in ihm verbracht. Das soll heißen: ja, ich bin eine Waise. Ich schäme mich nicht dafür. Wieso auch? Soll ich mich dafür schämen, dass meine Eltern gestorben sind? Ich glaube nicht.
Wie öffneten die Tür und wurden von Angela empfangen. Sie war etwas älter als 50 und kleidete sich wie einen Nonne, obwohl sie keine ist. " Ach ihr seit es. Freut mich, euch hier wieder begrüßen zu dürfen." Sie log. Ich wusste es, denn sie hatte ein falsches Lächeln aufgesetzt. Außerdem kannte ich sie noch aus meiner Zeit und damals hasste sie mich. Menschen ändern sich, aber sie ist eine Ausnahme. Und nicht, dass der Hass nicht auf beiden Seiten liegen würde. Ich hasste sie mindestens genauso wie sie mich.
Während wir in den großen Saal liefen, wo sich schon viele Kinder versammelt hatten, steckte ich meine kastanienbraunen Haare hoch. Will strich sich über seinen Bauch(Six-Pack) und folgte mir in die Mitte der Kinderschar. Als wir uns setzten, wurden alle ruhig und waren bereit, uns gebannt zu lauschen. Ich kannte diesen Prozess, aber trotzdem war es ein unangenehmes Gefühl. Ich warf einen Blick zu Will, der mit deutete, anzufangen.

" Vor langer, langer Zeit gab es eine Katastrophe. Die 2. Eiszeit begann sich zu entwickeln. Doch kluge Menschen, wie es sie heute noch gibt, bauten diese Kuppeln um manche Städte der früheren Zeit, damit wir Menschen nicht ausstarben. Als der Bau der Kuppeln gerade fertig war, setzte die Eiszeit in all ihrer Grässlichkeit ein. Viele Leute starben dabei, denn in den Kuppeln gab es nur begrenzt Platz. Eure Ur-Ur-Ur-Ur-Großeltern waren die wenigen Glücklichen, die in den Kuppeln leben durften. Sie bauten alle die Städte so auf, dass man darin gut leben konnte. Sie machten Sauerstoffversorger, damit wir atmen können. Sie pflanzten neue Acker, damit wir etwas essen können. Und sie gaben uns die Chance, ein normales Leben zu führen."                        

Ich gab Will ein Zeichen und er fuhr fort:" Nachdem alles aufgebaut war und die Menschen gerade den Verlust ihrer Freunde und Verwandten verkraftet hatte, kam die Legende der Sucherin auf. Diese besagt, dass eine geheimnissvolle Frau eine Perle mit sich trägt, die die Sucherin bestimmen soll. Die Sucherin hat die Aufgabe, die Menschen von ihrem Leid und ihrem Schmerz zu befreien und ihnen neue Hoffnung zu geben. In unserer gesamten Geschichte sollen es bis jetzt nur vier Frauen gewesen sein, die diese Aufgabe auf sich nahmen. Denn es ist nicht die leichteste Aufgabe der Welt, die Hoffnung von Allen zu sein."  Die Kinder fingen an zu klatschen. Wir hatten es hinter uns gebracht. Ich möchte erst gar nicht wissen, wie Angela uns versucht rauszuscheuchen. Deswegen stand ich nach dem Applaus auf und verabschiedete mich kurz von Will:" Ich muss noch zu einer Freundin. Wir sehen uns ja morgen wieder. Und wir telefonieren noch gleich ok?" Er nickte. Ich gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange, umarmte ihn und ging dann nach draußen.

Ich kuschelte mich in meine Jacke, denn es war Dezember und ziemlich kalt. Ich bog um eine Ecke in einen kleinen Weg ein. Dort bemerkte ich eine Frau, die ziemlich verloren schien. Meinem Mitleid sei Dank ging ich zu ihr hin und fragte ob alles ok sei. Doch ich sah nur wie die junge Frau mich anschaute und sagte:" Endlich hab ich dich gefunden, Sucherin." Dann kippte die Welt.

Ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen. Ich würd mich über alle Anmerkungen und Kommentare freuen. Wenn ihr fragen habt, die noch nicht in den zukünftigen Inhalt greifen, dann stellt sie ruhig. Ich werde sie gerne beantworten. Danke fürs Lesen! ( Ich möchte nicht, dass meine Geschichte abgewandelt oder kopiert wird, um dann nochmal veröffentlicht zu werden. Bitte respektiert das!)

Die Legende der Sucherin-BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt