Kapitel 10

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Louis sollte was von mir sein?! Meine Gedanken überschlugen sich. " Du machst einen Witz?", fragte ich in der Hoffnung, sie jeden Moment diesen ziemlich schlechten Scherz aufklären zu hören. " Ich dachte es würde dir gefallen. Er kennt dich besser als es ein Fremder tun würde und du kannst ihm vertrauen. Bist du damit nicht einverstanden?" Das hatte sie mich doch jetzt nicht im Ernst gefragt! Wut stieg in mir hoch und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Beruhige dich, sagte ich in meinen Gedanken zu mir selbst. Ich holte mehrmals kurz Luft und sagte um einen ruhigen Ton bemüht:" Er ist ein Arsch. Noch dazu hasse ich ihn. Ich kann nicht jemanden mein Leben anvertrauen, wenn ich weiß, dass ich ihm nicht vertraue." Kahlan konterte jedoch:" Mich kennst du aber nicht und ich weiß, du würdest mir blind vertrauen." Ich schaute sie mit aufgerissenen Augen an. Wie konnte sie sich auf Louis' Seite stellen, wenn sie von unseren gemeinsamen Lebensverlauf wusste? Doch da erinnerte ich mich, dass sie einen Monster als Vater hat und wusste, woher der Fail zu falschen Entscheidungen kommt. " Ja, das würde ich. Doch du kennst dich doch mit schrecklichen Personen aus, wenn ich jetzt mal an deinen Vater denke." Oh Gott! Was war bloß in mich gefahren, dass ich das sagte? Meine Worte taten mir direkt Leid und ich fügte schnell hinzu:"'tschuldigung. Ich meinte das nicht so." Sie drehte sich weg von mir und lief auf die verschlossene Tür zu. Dabei sagte sie:" Ist schon gut. Ich weiß, dass mein Vater ein Tyrann ist. das wurde mir schon oft genug gesagt... Mach dich schnell fertig. Du musst dich noch von deinen Brüdern verabschieden gehen." " Verabschieden?", fragte ich, doch sie verließ schon meine Suite. Was sie gesagt hatte, machte mir zu schaffen. Ich hätte es nicht sagen dürfen, doch seit dem sie mit der Perle in meinem Leben aufgetaucht ist, läuft alles schief. Moment mal... Die Perle! Kahlan musste sie noch haben, dennoch war sie ab sofort mein Besitz. Durch die Legende wusste ich, dass die Perle, sobald sie die wahre Sucherin berührt hatte, ihr eine besondere Fähigkeit geben konnte. Doch es war nicht etwa Magie, sondern irgendeine Fähigkeit, die ich besaß. Sie sollte nur dadurch erweitert und verbessert werden. Michael kam durch eine kleine und unauffällige Tür herein und trug ein Tuch in seiner Hand. " Ich muss dir das um die Augen binden. Die Sucherin darf nur sehr wenig von ihrer Suite sehen, da sie sonst verletzlicher wird." Ich verstand die Erklärung nicht. Und ich wurde leicht traurig, da ich wusste, dass ich diese wunderschöne und traumhafte Suite nicht sehen durfte. Doch gerade war das mein geringstes Problem. Ich nahm mir vor, in der Badewanne mir Gedanken zu den wichtigsten Themen zu machen: Louis und mein Verhalten. Und John. Ich musste unbedingt herausfinden, was ich für ihn fühlte.

Nachdem ich endlich von Michael alleine gelassen wurde, versuchte ich mich zu entspannen. Ich spürte den Schaum und das warme Wasser, was mich aufatmen ließ. Das war die erste 'Erholung', die ich seit meiner Ernennung zur Sucherin bekommen hatte. Ich rutschte tiefer in das Wasser und versank in meinen Gedanken, da ich sonst nichts tun konnte, denn meine Augen waren immernoch verbunden. Mein erster Gedanke verlief auf Louis. Ich konnte nicht mit ihm auskommen, das stand fest. Doch ich konnte ihn auch nicht einfach wegschicken, denn Kahlan hatte ihn ja darum gebeten. Hätte sie nicht Will fragen können? Will! Ihn hatte ich komplett vergessen. Ich musste ihn unbedingt auf der Krankenstation besuchen. Mein bester Freund lag verletzt auf irgendeinem fremden Bett und ich machte mir Sorgen um meinen Ex. Ich konnte nicht fassen, wie ich mich in so kurzer Zeit verändert hatte. Früher hätte ich ihn nie vergessen. Ich stieg schnell aus der Badewanne und ertastete mir die neue Kleidung. Ich konnte nur raten, was ich da anzog, aber ich wusste auf jeden Fall, dass da eine Hose und ein Hoodie dabei war. Ich lief den Weg aus meinen Gedanken zurück und drückte die Klinke herunter. Ich ging hindurch, zog diese schreckliche Augenbinde ab und machte mich auf den Weg zu Kahlan. Zuerst kamen meine Brüder, dann die ganzen anderen Probleme. Will hatte sicherlich Verständnis für mein Verhalten. Ich konnte es zumindest nur hoffen.

" Oh... Sorry. Ich hatte dich nicht gesehen." Ich war gerade in Jemanden hineingelaufen, weil ich die Kapuze von meinem (tatsächlich) schwarzen Hoodie zu tief ins Gesicht gezogen hatte. Ich schaute hoch, und wie das Schicksal wollte, blickte ich in die tollen Augen von John. Ich hatte ja nicht schon genug Sorgen, auch wegen ihm, als das ich jetzt ein klärendes Gespräch brauchte. Ich fing einfach an zu improvisieren:" Du bist's. Hey, ich wollte nochmal mit dir wegen vorhin reden. Ich hoffe, du weißt, dass zwischen uns nichts läuft, oder?" Er lächelte mich schief an. Seine Augen blitzten, aber ich sah keine Trauer. Anscheinend dachte er genauso wie ich. " Klar weiß ich das. Ey, ich hab ne Freundin und ich bin nicht der Typ, der seine Freundin betrügt also..." Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ein Problem weniger und dafür einen Freund mehr. Wieso er dann mit mir geflirtet hat, wenn er doch eine Freundin hatte, wollte ich erst gar nicht wissen." Ok gut. Dann viel Glück noch mit ihr." Ich zwinkerte ihm zu, quetschte mich an ihm vorbei und ging den Gang weiter entlang. Mittlerweile wusste ich, dass alle Gänge so schlecht beleuchtet waren. Angeblich musste mit dem Strom gespart werden, ich hatte nichts dagegen. Ich ging in die Kommandozentrale, diesen großen Raum vom Anfang, zurück, wo mich Kahlan schon erwartete. Sie hatte sich schwarze Sachen angezogen, damit sie in der Nacht sich gut tarnen konnte. Ich ging zu ihr und sie erklärte mir, dass sie mir wieder die Augen verbinden müsse. Sie vertraue mir, aber sie mussten trotzdem erst meine Loyalität testen. Als ob sie das nicht schon getan hätten. Sie führte mich eine Ewigkeit lang Treppen hoch und Gänge entlang. Als sie stehen blieb, sagte sie:" So. Und schon sind wir wieder in der Kuppel." Ich zog das Tuch von meinem Kopf und sah, wie Kahlan eine Tür öffnete. Dahinter kam tatsächlich das Waisenhaus zum Vorscheinen.

Wir gingen geduckt und meistens in den Schatten der Häuser weiter. Die Straßenlaternen waren ziemlich grell und wir hatten Mühe, dem Licht auszuweichen. Wir begegneten paar kleinen Gruppen von Leuten, aber diese waren so besoffen, dass sie uns erst gar nicht regestrierten. Nach einer Weile waren wir an meinem Haus angekommen. Doch die Tür stand offen und es war nirgends ein Licht zu erkennen. Ich fing an, mir Sorgen zu machen. Hatte Kahlan's Vater angeordnet, sie zu holen? Mark und Toby waren das Wichtigste, das ich noch besaß. Sie konnten sie mir nicht wegnehmen! Während ich meinen inneren Konflikt auflöste und versuchte mich zu beruhigen, war Kahlan ins Haus gegangen, um sich umzusehen. Doch als sie wieder herauskam, schüttelte sie den Kopf. Unser Haus war ein altes Backsteinhaus und recht klein. Doch es war mein zu Hause und ich liebte es. Außerdem war es besser, als in dem Waisenhaus zu leben. Kahlan zeigte auf das Haus meiner gruseligen Nachbarin. Sie war deswegen gruselig, weil sie, wie jetzt auch, am Fenster stand und nur nach draußen starrte. Und sie soll Gerüchten zu Folge ihren Mann umgebracht haben. Deswegen nannten Mark und ich sie Psycho. Der Name passte einfach perfekt zu ihr. Ich nickte der Konfessor zu und ging auf das Haus zu. Ich klopfte und Psycho machte mir sofort die Tür auf. " Hallo, ich wollte fragen..." Ich stockte. Sie hob eine Waffe an und richtete sie auf mich. Sie sagte mit kratziger Stimme:" Stirb, Sucherin." Sie lenkte die Waffe auf mein Herz und drückte ab...

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Danke fürs Lesen! Ich hoffe euch hat mein Kapitel gefallen. Es hat zwar etwas länger gebraucht um es zu schreiben, da ich nicht so viel Zeit hatte, aber dafür ist es jetzt auch länger geworden. Ich würde mich wirklich über Kommentare und votes freuen!

Aber das muss ich jetzt noch los werden: Ich habe über 300 Reads!! Das ist echt Wahnsinn!! Ihr seid die Besten, wirklich! Vielen Dank fürs Lesen! Ihr wisst nicht wie glücklich ich war, als ich das gesehen hatte. Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd den ganzen Tag und hüpfte vor Freude in die Luft! Ich kann es immernoch nicht fassen! Ihr seid echt unglaublich! Nochmal vielen Dank fürs Lesen! I love ya

Die Legende der Sucherin-BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt