•°Quatre°•

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"Ob das so geht?", fragte ich mich selber und stand gerade in Badezimmer, vor dem Spiegel.

Nach drei Tagen, in denen ich nur im Zimmer war und deprimiert am Handy hing, habe ich heute beschlossen endlich Mal raus zu gehen. Wenn ich die Chance habe unbeschwert feiern gehen zu können, sollte ich dies auch nutzen, nicht war?

Ich richtete gerade meine schwarzen Haare, welche ich versucht habe, etwas zu stylen, aber ich hatte nicht wirklich Übung darin, weswegen ich mir unsicher war. Ich war in der Vergangenheit auch nur ein einziges Mal mit einem Kumpel feiern. Wirklich erinnern kann ich mich an den Abend allerdings nicht, was wahrscheinlich auch besser so ist...

Beinahe gestresst, ging ich aus dem Badezimmer und griff nach meiner schwarzen Lerderjacke. Mein restliches Outfit war wie immer, ich trug ein weißes Shirt, eine blaue zerrissene Jeans und meine Vans. Sollte reichen, in dem Club zu dem ich gehe, gibt es kein Dresscode.

"Hab ich alles?"
Kurz sah ich mich um, checkte ob ich alles bei mir habe und trat aus dem Zimmer. 

Die kühle Luft wehte mir um die Nase, doch kalt war mir zum Glück nicht. Mithilfe von Google Maps, fand ich recht schnell zum Club, musste allerdings dennoch knapp eine halbe Stunde laufen, was mich aber nicht störte. Nach drei Tagen rumliegen, schadet etwas Bewegung nicht.

Dennoch blieb mir etwas die Spucke weg, als ich die Schlange vor dem Club sah und ich mich hinten anstellte. Ich dachte mir schon, als ich mir eine Karte für diesen Club besorgt habe, dass er wohl angesagt ist, aber so sehr?

Egal, ich bin hier um Erfahrungen zu sammeln und dies werde ich heute Abend machen!

Mein Selbstbewusstsein sollte sich eigentlich steigen, wenn mir die Mädchen verstohlene Blicke zuwerfen, so wie die Gruppe vor mir, aber irgendwie wollte ich im Moment nicht mehr als im Erdboden versinken. Die Unsicherheit sah man mir wohl an, denn die Gruppe begann leise zu kichern, bevor sie sich weiter unterhielten.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich weiter vorne stand, was auch daran lag, dass ich jede Minute den Gedanken abschütteln musste, doch noch zurück zum Hotel zu gehen. Aber mittlerweile stand ich schon am Eingang und zeigte dem Türsteher keine Karte. Ich wollte schon durchgehen, als er mich aufhielt und ich verunsichert den Riesen musterte.

"Puis-je voir l'ID?", brummte er und unsicher lächelnd, versuchte ich ihm klar zu machen, dass ich kein französisch kann.

"Can I see your ID?"

Diesmal verstand ich was er wollte und musste mir das Augenverdrehen verkneifen. Ja ja, wir Asiaten sehen ja immer so jung aus...

Leise fluchend holte ich mein Ausweis raus, welchen er kurz überprüfte, bevor er mich endlich rein ließ.

Ich steckte alles wieder weg und betrat den Club, als ich alles erstmal auf mich wirken lassen musste. Man kam rein und hatte direkt einen Blick auf die, mit buten LED-Lichtern, beleuchtete Tanzfläche unten. Rechts daneben die Bar und und links ein paar Sitzgelegenheiten. Ich verzog leicht meine Nase, wegen dem Gemisch aus Alkohol, Parfüm und Schweiß. Angenehm...

Ebenfalls wurde mir wieder bewusst, dass ich keine betrunkenen Menschen mag, als ich die Treppen runter ging und jetzt schon von mehreren angegafft wurde.

Ich war leicht verunsichert und drängte mich durch die Masse, bis zu der Bar, an der ich mich lehnte und dem Barkeeper, versuchte schreiend zu erklären, was ich haben möchte. Wenige Minuten später hielt ich ein Cuba Libre in der Hand und versuchte das Zeug runter zu bekommen. Warum noch mal  habe ich mir was mit Rum bestellt?

Eher mäßig zufrieden, sah ich mich weiter um, bis ich kurz erschauderte als mit jemand in den Nacken pustete und eine tiefe Stimme brummte:"J'ai déjà vu ces beaux yeux quelque part. Mais je ne sais plus où..."

Erschrocken drehte ich mich um und nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, war eine wahre Schönheit. Er sah mir mit seinen dunklen Augen in meine und schien mich beinahe mit seinem intensiven Blick zu durchlöchern.

"S-sorry, I don't spe-"

"Maintenant je sais d'où je te connais, ma beauté!", unterbrach er mich und kam meinem Gesicht noch ein Stückchen näher, weswegen ich eigentlich zurückweichen wollte, allerdings an meiner Hüfte zurückgezogen wurde und er mich nah an seinen Körper presste.

Erst jetzt erkannte ich ihn, durch die bunten Lichter. Es war der Kerl, welchem ich im Fahrstuhl begegnet war und der mich letztens so mit seinem Gesang bezaubert hat. 

Sofort verzog ich meine Augenbrauen und etwas bissig maulte ich:"Verarsch mich nicht, ich weiß, dass du Koreanisch sprechen kannst!"

Schmunzelnd ließ er seinen Arm um mich locker, wodurch ich wieder etwas Abstand nehmen konnte, als er sich lässig an den Tresen lehnte und mich amüsiert musterte.

"Schade, ich dachte, ich könnte noch etwas länger mit dir spielen", säuselte er amüsiert und etwas beleidigt, drehte ich mich halb von ihm weg. Sein dumpfes Lachen ertönte und ich nahm uninteressiert ein Schluck von meinem Getränk, woraufhin ich versuchte bloß nicht mein Gesicht zu verziehen.

Klappte wohl nicht so gut, denn als ich leicht zu ihm schielte, sah ich nur wie er mich beinahe schadenfroh musterte.

"Lapin, was macht jemand wie du an so einem Ort?"

"Jemand wie ich?", fragte ich angespannt und brummte langsam genervt, "Spaß haben, was denn sonst?!"

"Schön mal zu sehen, dass es Menschen gibt, die so Spaß haben!", meinte er bloß und ließ seinen Blick wissend über mich wandern. Er hatte ja eigentlich recht, aber ich wollte mir von einem Fremden nicht sagen lassen, dass ich offensichtlich nicht hierhin passe!

Doch bevor ich was sagen konnte, spürte ich wie er nach meiner Hand griff und mich mit sich zog.

"Ey, was soll das!?", fragte ich etwas aufgebracht und fand mich leider auf der Tanzfläche wieder, zwischen Menschen, die nichts lieber taten, als ihre verschwitzten Körper aneinander zu pressen. So tat es auch der Schwarzhaarige gegenüber von mir. 

Mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen, schwang er die Hüften elegant zum Takt der Musik und sah mich plötzlich so verführerisch an, dass ich wirklich dachte, mich jeden Moment in diese Schönheit zu verlieben.

Während er sich immer wohle fühlte und ausgelassen, seinen Körper bewegte, sah ich mir sein Gesicht genauer an.

Er hatte etwas härtere Züge als ich, was ihn zwar erwachsener, aber nicht unbedingt Älter aussehen ließ. Er müsste in meinem Alter sein oder etwas älter. Seine Lippen hatten einen rosigen Ton und passten genauso gut, wie seine geschwungene Nase und dunklen Augen, in sein Gesicht, welches beinahe gemalt aussah, so perfekt wie er war. Und auch über sein Körper konnte er sich nicht beklagen. Seine Schultern waren breit, im Gegensatz zu seiner eher schmalen Taille. Er hatte die Beine eines Models und ich wurde beinahe neidisch, auch wenn ich wusste, dass auch ich ein hübscher Junge war. 

Allerdings konnte ich meinen Körper nicht so gut zur Show stellen, so wie er es gerade tat. Leicht in meinen Gedanken versunken, starrte ich zu Boden, bis ein heißer Atem mein Gesicht streifte und er leise hauchte:"Jetzt hab endlich Spaß, dafür bist du doch da!"

𝐁𝐫𝐨𝐤𝐞𝐧 𝐇𝐞𝐚𝐫𝐭[ᵛᵏᵒᵒᵏ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt