18. Weiße Leere

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"Guten Morgen, Sonnenschein! Aufstehen, es wird Zeit!", schrie Theo in mein Zimmer platzend und zog mir die Bettdecke vom Körper.

Grummelnd drehte ich ihm meinen Rücken zu und legte das Kissen über meinen Kopf, sodass ich mich vor dem grellen Licht schützen konnte, das er eingeschaltet hatte, um mich zu wecken. Die Nacht war mir viel zu kurz vorgekommen, mir ging es nicht wirklich besser als gestern und dann musste Theo hier auch noch ohne Vorwarnung hereinplatzen.

"Zeit wofür?", suchte sich mein Genuschel einen Weg unter dem Kissen hervor, welches kurze Zeit später ebenfalls von mir gerissen wurde. "Ey, gib es mir wieder."

"Du bekommst es erst zurück, wenn du dich fertig gemacht hast. Also, hopp hopp."

"Du bist nicht mein Vater, gib' es schon her.", meinte ich und riss ihm mein Kissen aus der Hand. "Was ist denn so Besonderes passiert, dass du so gut gelaunt bist?" Langsam setzte ich mich auf und blinzelte zu ihm schauend gegen das Licht.

"Ich habe gestern Nacht eine Nachricht von einem Kartographen bekommen, der für mich die Gegend der Sonora-Wüste untersucht hat. Er konnte ein Gebiet ausmachen, in dem mit hoher Wahrscheinlichkeit der Triskelen-Tempel stehen müsste. Roxy und Milo haben das Auto bereits beladen. Wir warten nur noch auf dich, Prinzessin."

"Warte, das geht mir alles ein bisschen zu schnell. Wir fahren jetzt los? Jetzt gleich?"

Nachdem wie es mir gestern ging, war ich noch immer etwas durcheinander. Ich glaubte noch immer zu träumen, bei dem was Theo grade erzählt hatte, weshalb ich überfordert in seine Augen blickte und mir tausend Dinge auf einmal in den Kopf schossen, die ich noch hätte tun wollen, bevor ich mein Leben aufgab. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass alles so schnell gehen würde und wir tatsächlich heute aufbrachen, um den Tempel zu suchen. Ich hatte ein ganz komisches Gefühl bei dieser Sache, bereute umso mehr nicht schon früher gelernt zu haben, jeden Augenblick genießen zu müssen und das zu tun, worauf man eigentlich Lust hatte, weil das Leben einfach verdammt kurz war und ich es eben nicht zu schätzen gewusst hatte. Na ja, bis vor einigen Wochen hatte ich es nicht gewusst.

Jetzt wünschte ich mir meinen langweiligen, normalen Alltag zurück, wollte von vorne beginnen und alles anders machen, doch das Problem war, dass man die Zeit nicht zurückdrehen konnte, um einen Fehler zu korrigieren. Man müsste durchhalten und weitermachen. Aber genau das war so schwer. Weitermachen.

"Ja, jetzt gleich. Ich habe viel zu lange auf diesen Tag gewartet. Wenn du nicht in zehn Minuten oben bist, komme ich dich holen, egal wie weit du dann bist. Also, beeil dich.", warnte Theo mich, entfernte sich von mir und verließ den Raum.

Seufzend sprang ich auf, sammelte mein Bettzeug zusammen und eilte hastig zum Kleiderschrank. Für duschen oder waschen war nun keine Zeit, weshalb ich mich mit einer riesigen Menge an Deo und Parfum einnebelte. Schnell suchte ich die kürzesten Sachen zusammen, die ich ihm Schrank finden konnte, stopfte eine alte Baseball-Cap von Theo und zwei Tuben 50+ Sonnencreme in einen kleinen Rucksack und band meine Haare zu einem lockeren Dutt zusammen. In der Wüsste würde es verdammt heiß werden, vor allem jetzt im Spätsommer, und da wären Haare im Nacken der Horror auf Erden.

Ich sprang förmlich die Treppen hinauf, rannte in die Küche und füllte vorsichtshalber eine Flasche mit Wasser auf, auch wenn Milo und Roxy wahrscheinlich mehrere Kisten in der Kofferraum geladen hatten. Schnell bestrich ich zwei Scheiben Brot mit Erdnussbutter und Marmelade, klappte sie zusammen, hielt es zwischen meinen Zähnen fest und schnallte mir beim hinauseilen den Rucksack auf den Rücken. Gierig biss ein großes Stück vom Sandwich ab und setzte mich auf die Rückbank des Autos.

"Hier bin ich.", sagte ich ich mit vollem Mund, wo bei man mich kaum verstehen konnte, und stellte die Tasche zwischen meine Füße.

Ich versuchte so gut gelaunt wie möglich zu wirken, damit man mir nicht anmerkte, wie angespannt und zerstreut ich eigentlich war. Theo freute sich natürlich wie ein Honigkuchenpferd, als er endlich den Motor starten konnte. Er machte das Radio laut an und als würde es nicht besser passen, sang er vergnügt beim Song "Good Time" von Owl City & Carly Rae Jepsen mit. Ja, für ihn war eine gute Zeit gekommen, für mich eher weniger.

A Bitter Sweet Life || Teen Wolf FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt