Jones' Schwester

Kapitel 20

„Jughead!! Sweet Pea!!“, mit Tränen in den Augen rannte ich nach vorne um mich zwischen die Schlägerei, die dort entstanden war, zu werfen. Doch Kevin und Veronica zogen mich zurück, um mir wahrscheinlich selbst das Leben zu retten.
Der Platz, der normalerweise zum Football spielen genutzt wurde, wurde in einen Kampfplatz  umgewandelt. Denn die Serpents, also unteranderem mein Bruder und mein heimlicher Crush, und die Bulldogs waren dabei sich gegenseitig umzubringen. Und während Archie und Jughead aufgegeben hatten, ihre Gangs zu stoppen und sie selbst ein Teil dessen wurden, war ich mehr meinem Drang, alle auseinander zu reißen. Und auch wenn Veronica und Kevin mich die ganze Zeit versuchten, festzuhalten ließ ich mich nicht stoppen. Die Serpents wurden in dieser kurzen Zeit wie eine Familie für mich. Mein Dad war ein Serpent. Wie mein Bruder und meine Stiefmutter. Fast all meine Freunde waren Serpents. Und auch mein Mitbewohner, also der Typ den liebte, war ein Serpent. Also war es wie eine Pflicht für mich, das alles zu stoppen und schlimmeres zu verhindern. Ich wollte nicht, dass die Serpents noch unbeliebter werden und sie womöglich alle von der Schule fliegen.
Doch dafür war es schon zu spät, denn Direktor Weatherbee stand schon am Rand des Spielfeldes, während Polizisten auf das Feld stürmten und alle auseinander rissen. Und ohne, dass ich irgendwie einschreiten konnte, wurden die Serpents zu den Polizeiautos in Handschellen abgeführt. Die Bulldogs wurden von Krankenschwestern verarztet. Und somit wurden die Serpents wieder diskriminiert und die „Guten“ gefeiert.
Während ich einfach nur fassungslos der überfürsorglichen Pflege für die Bulldogs zusah, merkte ich, wie ein Junge, ungefähr in unserem Alter, aus dem Wald neben des Spielfeldes herauskam und einfach nur dort stand. Er tat nichts. Ich konnte auch keine Emotionen in seinem Gesicht sehen. Er stand einfach dort und sah uns zu.
„Komm, Süße. Wir gehen wieder rein“, Veronicas Stimme rief mich aus den Gedanken und ich sah sie an. Sie nahm meine Hand, während ich aber wieder zurück zu dem Jungen sah. Aber er war weg. Ich konnte ihn nirgends sehen. An der Stelle, an der er vorher noch stand war nichts mehr. Es sah so aus wie vorher. Als wäre er nie da gewesen. Aber ohne, dass ich mich versah war ich wieder in der Schule. An mir rannten sofort Betty, Cheryl und Toni vorbei, die draußen direkt in Cheryls rotes Cabrio stiegen und, wahrscheinlich zur Polizei, losfuhren. Veronica und Kevin machten einfach mit ihrem Gossip-Talk weiter, so als wäre das draußen nie passiert. Klar, Archie geht es gut, aber was ist mit Jughead? Waren sie nicht befreundet? Wie konnte sie dann ganz normal weitermachen und es einfach ignorieren? „Veronica?“, ich brauchte Antworten auf meine Fragen. Egal wie gemein oder sonstiges sie waren. Sie sah mich an. „Wie kannst du so einfach weitermachen? Was ist mit Archie? Klar, ihm geht es gut, aber Jughead? Ihr seid doch auch befreundet. Oder nicht mehr? Erklär es mir bitte?“, sofort wandelte sich ihr Lächeln in ein leicht wütendes Gesicht um. Sie schien also nicht sehr erfreut über meine Fragen. Denn plötzlich nahm sie meine Hand und zog mich in einen leeren Klassenraum. „Was soll das? Denkst du, ich bin ein Biest oder was? Das Biest, dem ihr Freund scheißegal ist und die sich nur für sich interessiert?“, ich merkte ihre Wut auf mich. Verstehen konnte ich es, aber ist es denn verständlich, sofort weiterzumachen ohne irgendwas zu sagen oder überhaupt. Sie hatte auch während der Schlägerei nichts getan. Sondern nur zugesehen. Und ohne, dass ich irgendetwas erwidern konnte, fuhr sie fort: „Wir kennen uns nicht lange und ich habe keine Ahnung, was bei dir in LA passiert ist und warum genau, du hier bist und das ist okay. Du musst es mir nicht erzählen. Damit komme ich super klar. Aber du musst dich an Riverdale anpassen. Hier ist es nicht wie in deiner Hollywood-Welt. Hier herrschen andere Gesetze. Hier hat jedes Tun und Denken, selbst jede Nanosekunde einen Grund, der über eine komplette Geschichte zurückführt. Was denkst du, was passiert ist bevor du da warst? Denkst du, alles war gut und alles rosig? Nein. Alles andere als das. Es ist auch mehr passiert, als Jason Blossoms Tod, dem Blackhood, dem Gargoyle-König und den Stonewall-Kids. Du hast keine Ahnung, was für einer Scheiße wir ausgesetzt sind. Und Hey! Jetzt bist du ein Teil davon! Herzlichen Glückwunsch und willkommen an dem Ort, der die Hölle definiert. Satans Haus ist gar nichts im Gegensatz zu Riverdale“, und bevor irgendetwas anderes passieren konnte, hatte sie den Raum verlassen und ich sah, wie sie und Kevin die Treppen hochgingen.
Ich war geschockt. Ich dachte nicht, dass meine Fragen zu solch einem Ausbruch ihrer Gefühle führen können. Es tat mir leid, dass ich sie verurteilt hatte. Ich fragte mich trotzdem, was das war mit ihr. Und natürlich fragte ich mich auch, was vor meiner Ankunft passiert ist. Aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, wen ich hätte fragen können. Denn keiner meiner Freunde hätte es mir erzählte. Ich glaubte auch nicht, dass Jughead oder Sweet Pea es mir erzählen würden. Zumal sie eh im Gefängnis waren. Und in diesem Moment viel mir ein Problem ein, dass ich hatte. Was wurde aus meinem Unterschlupf bei Sweet Pea? Konnte ich weiter bei ihm wohnen? Aber selbst wenn, wie hätte ich rein kommen können? Er hatte den Schlüssel. Und wenn ich nicht bei ihm hätte bleiben können, wie wäre ich an meine Sachen gekommen? Zum Glück hatte ich aus und konnte so sofort gehen und dieses Problem regeln. Nachdem ich meinem Crush, also ich meine natürlich meinem Mitbewohner einen Besuch abgestattet hatte. Nur wie kam ich dahin? All meine Freunde waren bei der Polizei. Im Gefängnis oder zu Besuch, um die im Gefängnis zu besuchen. Ansonsten hatte ich ja keinen. Und neben meinem Problem, wie ich hinkam, wusste ich nicht mal wie. Und ich hatte kein Geld, um Bus oder Taxi zu bezahlen. Und anscheinend kennt sich hier jeder. Also wissen die meisten wahrscheinlich, dass ich neu bin und was macht das bitte für einen ersten Eindruck zu sagen „Guten Tag, ich möchte mal bitte zur Polizei. Danke.“ Aber nach Veronicas Rede ist sowas hier anscheinend normal. Was in diesem Moment, aber völlig egal war, denn ich hatte ja eh kein Geld. Und somit musste ich den letzten Akku meines Handys für eine unzuverlässige Navigation verbrauchen.
Als ich den Raum verließ, wurde ich sofort von mehreren Schülern angestarrt, was ich aber ignorierte und rausging, um mein Handy zu zücken und sofort mal den Weg zur Polizeistation zu googeln. Aber obwohl ich nur googeln wollte, wie dorthin komme, erfuhr ich die Geschichte des Sheriffs. Also anscheinend war Kevins Dad mal Sheriff, dann ein anderer, der nach einiger Zeit ohne Kopf aufgefunden wurde und sein Nachfolger in einer Zelle gefunden wurde. Danach wurde es Dad. Und er ist es bis heute. Und da kam mir die Frage: Wie hat er es zulassen können, dass seine Gang in seiner Polizeiwache eingesperrt wird und damit unteranderem auch sein Sohn? Und ohne zu zögern startete ich die Navigation und rannte schon fast los.

Während ich so durch die Straßen Riverdales ging, hatte ich immer wieder über das Gespräch mit Veronica nachgedacht. Ich musste einfach wissen, was hier passiert ist. Denn schließlich war ich anscheinend mit den Hauptpersonen der Geschichte befreundet. Ich dachte dann aber auch wieder an diesen Jungen von dem Spielfeld. Was wollte er dort und wer war er? Wieso verschwand er so schnell wieder und wohin? Und w- „Sie haben ihr Ziel erreicht“, danke Navi, dass du mich zu ende denken lässt. Aber ja, ich war da. Uns vor dem Sheriffdepartment hatten sich schon viele Reporter versammelt, welche aber von einigen Polizisten schon verjagt wurden. Als ich näher kam richteten sich die Blicke auf mich. „Entschuldigung. Kann ich dir helfen?“, einer der Polizisten sah mich etwas misstrauisch an. „Äh ja. Ich möchte gerne ein paar Insassen besuchen und mit dem Sheriff sprechen,“ unsicher sah ich die Polizisten an, aber versuchte freundlich zu lächeln. „Der Sheriff ist nicht da. Ich brauche ihren Ausweis, um sie reinzulassen.“ Wieso war der Sheriff nicht da? Wo war Dad? Aber ich fragte besser nicht, sondern gab ihm einfach meinen Ausweis und folgte ihm in das Gebäude.