Kapitel X

343 8 0
                                    

~Kylo~

Ich hatte gerade die einzige Person - neben Mildred - die mich nicht fürchtete, mir vertraute angeschrien und aus meinem Quartier gejagt.
Ich sank auf die Knie.
Was hatte ich nur getan?

Ich verharrte noch eine Weile in dieser Position.
Was war nur über mich gekommen?
Was hatte mich glauben lassen, sie würde mich schwach machen?
Sie machte mich nicht schwach, nein.
Ich war mir jetzt sogar, mehr denn je sicher, dass sie mich stark machte und dass ich ohne sie nicht mehr leben konnte.
Ich musste das richtig stellen.
Sofort.
Also richtete ich mich auf und schritt hinüber zu Ailas Quartier.
Die Tür stand offen und ich konnte Aila laut schluchzen hören.
Das Geräusch zeriss mich innerlich nur noch mehr.
Ich wollte gerade reinstürmen und sie in den Arm nehmen, mich entschuldigen, als ich die Präsenz einer weiteren Person im Raum spürte - Mildred.

Vorsichtig spähte ich etwas in den Raum hinein.
Mildred saß auf der Sitzecke.
Die Arme um Aila geschlungen und wiegte sie sanft hin und her.
Ich schluckte und wand mich wieder ab.
So hatte sie mich gehalten, nachdem ich Han umgebracht hatte.
Was tat ich eigentlich hier?
Sie würde mir nicht verzeihen.
Ich wollte mich gerade zum gehen abwenden, als ich Ailas vom weinen ganz kratzige Stimme vernahm.
"Danke.", schniefte sie.
"Möchtest du darüber reden, Liebes?", kam es von Mildred.
Sie war so eine herzensgute Person.
Es blieb eine Weile still, bis Aila anfing zu sprechen.

"Ich...Es... Es geht um Kylo."
Ihre Stimme zitterte immer noch.
Ich konnte spüren, wie Mildred's Aura sich verdunkelte.
Jetzt hätte ich noch einen Grund die Sache mit Aila richtig zu stellen.
Mildred schien sie sehr zu mögen.
"Was hat er nun schon wieder angestellt?", zischte sie.
Ich würde mich später wohl auf einen ziemlich langen und wütenden Vortrag von ihr gefasst machen müssen.
"Nichts... Also doch, schon..."
Ich konnte die Verzweiflung in ihrer Stimme hören und wieder zog sich etwas in mir zusammen.
Ich war der Grund für ihre Verzweiflung.
Ich war der Grund, dass sie litt.

"Es ist kompliziert.", seufzte sie schließlich.
"Du kannst ja trotzdem versuchen es mir zu erklären, hm?", hörte ich Mildred sanft zu ihr sagen.
Aila schwieg für einen Moment.
"Es ist nur...Jedes Mal, wenn ich das Gefühl habe, dass er sich mir öffnet, nett zu mir ist, stößt er mich wieder von sich, schreit mich an oder was viel schlimmer für mich ist, er geht mir aus dem Weg.", seufzte sie.
Mildred's Aura entspannte sich wieder, wurde weich, mitfühlend.
"Du hast Gefühle für ihn, oder?", fragte sie.
Ich horchte auf.
"Ja", hauchte sie.
Mein Herz setzte für einen Moment aus.
Sie fühlte genauso wie ich.
Aber das, was sie als nächstes sagte, ließ die aufkommenden Glücksgefühle sofort wieder ersticken.
"Aber er wird sie niemals erwidern, niemals so fühlen wie ich fühle. Er ist mein Meister und für ihn bin ich nur eine Schülerin, nicht mehr.", schrie sie beinahe.
Ich wollte zu ihr, ihr sagen, dass sie Unrecht hatte, dass ich genauso fühlte.
Doch das wäre in dieser Situation wohl eher unpassend gewesen, also zwang ich mich weiter ruhig zu bleiben und zuzuhören.

Sie war davon überzeugt, ich würde nichts für sie empfinden und verdammt noch mal ich hatte sie doch selbst dazu gebracht so zu denken.
"Liebst du ihn?", riss mich Mildred's sanfte Stimme aus meinen Gedanken.
Ich hatte gar nicht mehr zugehört, doch jetzt gab ich dieser Frage meine volle Aufmerksamkeit.
Aila zögerte.
Natürlich tat sie dass, sie hatte allen Grund dazu.
"Ich weiß nicht..."
Das wars.
Sie liebte mich nicht.
Es blieb noch eine Weile still und so wollte ich mich bereits zum gehen abwenden, als ich erneut Ailas Stimme vernahm.
"Ja... Ich... Ich denke schon..."
Ich konnte nicht anders, ich musste lächeln.
Da ergriff Mildred erneut das Wort.
"Weißt du Schätzchen...Kylo wurde so oft verletzt und hintergangen. Er wird als Monster bezeichnet und das schlimmste ist, dass er ihnen glaubt. Er sieht sich als Monster und ich glaube deswegen weist er dich ab, hält dich auf Abstand. Er hat Angst, dass du ihn verlässt, so wie alle anderen und er will dich nicht verletzen, Aila. Ich glaube er mag dich wirklich sehr, er kann es nur nicht zeigen, weißt du? Er ist ganz anders seitdem du hier bist. Er schwilgt nicht mehr so oft in seinen trüben Gedanken und neulich hätte ich schwören können, ihn lachen gehört zu haben. Ich arbeite jetzt schon eine sehr lange Zeit für ihn und ich habe ihn noch nie Lachen, geschweige denn lächeln gesehen. Wenn du Gefühle für ihn hast, musst du ihm das sagen. Warte nicht darauf, dass er es tut. Dazu ist er zu oft verletzt worden."
Wie konnte ein Mensch nur so wundervoll und rein sein, wie Mildred es war.
Ich spürte, wie sich Ailas Aura aufhellte, wie die Last von ihr abfiel.
Mildred hatte eben schon immer ein gewisses Talent zum Trösten.
"Na geh schon.", hörte ich Mildred lachen.
Verdammt ich musste zurück zu meinem Quartier, bevor sie mich hier beim Lauschen entdeckte.

Another Galaxy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt