Kapitel 3

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• Freunde sind Menschen, die deine Vergangenheit akzeptieren, dich in der Gegenwart mögen und in der Zukunft zu dir stehen. •

„Wollen wir jetzt schon den Grill anschmeißen? Ich habe tierisch Hunger.", sagt Dean. „Oh mein Schatz da kommt wieder die Fressmaschiene in dir raus.", kichert Mandy. Ich verdrehe die Augen. Am liebsten hätte ich ihr den Hals um gedreht. Wie konnte ich sie nur nett finden ? Sie ist mit Dean zusammen. „Nelia? Kommst du?", fragt sie nun. Ich hatte gar nicht bekommen das die anderen bereits aufgestanden sind. Ich wollte nicht noch mehr mit den zutun haben. Im Wasser konnte ich auf Abstand gehen aber beim grillen in seinem Garten sicherlich nicht. „Ähm ne Danke ich gehe nachhause.", sage ich kalt. Sie sah mich komisch an. „Soweit ?", fragt Jessi jetzt. „Ja kein Problem.", beschwichtigte ich sie. Ich lief den anderen nach zum Tor. Ich wollte weiter gehen als mich jemand am Arm fest hält. Als ich mich umdrehe sehe ich ihn zum ersten Mal seit 6 Jahren wirklich an und diese wunderschönen blauen Augen. Dean. „Was?", frage ich ihn giftig. Er sah kurz geschockt aus. Er hatte wahrscheinlich nicht damit gerechnet das ich so patzig mit ihm rede. „Du kannst doch bleiben. Ich würde mich freuen.", sagt er freundlich und lächelt mich an. Das war zu viel. Ich schnaufte und entzog mich seinem Griff und stampfte los. Nach ein paar Metern wusste ich nicht wie wir hier her gekommen sind also suche ich nach meinem Handy. Toll, Akku leer. Genervt stöhne ich auf und überlege kurz. Dann hielt neben mir ein Auto. Im Augenwinkel erkannte ich den RangeRover. Natoll. Ich ging einfach weiter. Aber ich kam nicht weit. Dean hielt wieder neben mir und stieg aus. Er schnitt mir mit großen Schritten den Weg ab.
„Was willst du?", frage ich gereizt. „Dich nachhause fahren.", er hörte sich nicht mehr ganz so freundlich an wie gerade eben noch. „Ich kann alleine laufen.", sagte ich zickig. Er lacht kurz falsch auf. „Ich glaube nicht das sich dein Orientierungssinn in den letzten Jahren gebessert hat.", sagt er jetzt auch leicht gereizt. „Du hast keine Ahnung was sich in den letzten Jahren geändert hat.", gab ich kalt zurück. Wieder kam in mit dieses komische Gefühl hoch. Wäre ich nicht abgehauen hätte er es vielleicht mit bekommen was in den letzten Jahren geändert hat. „Und das ist meine Schuld oder was?", sagt er jetzt sauer. Er dachte wie ich. An dieser Absurden Situation war ich Schuld. Ich war abgehauen. Ich sah ihn jetzt endlich an. In seinen Augen konnte ich mich noch immer so verlieren. Aber dann kniff er die Augen zusammen und sah mich grimmig an. „Nein.", gab ich leise zurück. Er sah mich überrascht an. „Ich gehe jetzt.", sage ich und will weiter gehen. „Nel, jetzt stell dich doch nicht so an. Ich fahre dich doch nur schnell nachhause mehr nicht.", sagt er wieder netter. Ich stand inzwischen mit den Rücken zu ihm. Ich seufzte laut und dann ging ich zum Auto. Ich konnte mir sein triumphierendes Gesicht nur zu gut vorstellen. Ich sah die ganze Zeit aus den Fenster. „Wie gefällt es dir wieder hier?", fragt er irgendwann. Ich zuckte mit den Schultern. „Es hat sich viel geändert.", sage ich so leise das er es nicht hören konnte. Aber anscheinend hatte er es doch gehört. „Das stimmt.", bestätigt er meine Worte.
Dann waren wir zum Glück vor meinem Haus. Ich stieg aus und bevor ich die Tür ganz zu gemacht hatte sagte ich noch leise: „viel Glück mit Mandy." und ging dann sehr schnell ins Haus. Mit klopfendem Herzen drückte mich gegen die Wand im Flur. Erst nach kurzer Zeit hörte ich das wegfahrende Auto.

Dean:
Ich war so perplex das ich zuerst gar nicht verstand was sie da gesagt hatte. Sie hatte mir viel Glück mit Mandy gewünscht. Meint sie das ernst ? Sollte ich nochmal klingeln und fragen ?
Nein das wäre lächerlich. Total verwirrt fahre ich nachhause.
Will hatte den Grill schon angemacht und es roch schon lecker nach Essen. Mein Hunger war mir aber total vergangen. Im Garten angekommen kam Mandy lächelnd zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Da bist du ja wieder.", sagt sie fröhlich. Ich nickte nur und setze mich an den gedeckten Tisch. Als alle saßen gab es Essen. Ich stocherte nur lustlos in dem Nudelsalat rum und das Fleisch hatte ich noch gar nicht angerührt. „Alles gut Dean?", fragt Jessi die mir Gegenüber saß. Alle sahen mich nun an. Danke Jessi. „Ja was soll sein?", frage ich so ruhig wie möglich. Dann waren alle wieder in Gespräch vertieft. Zuhören tat ich eigentlich gar nicht. Schließlich drückte ich mir das Fleisch rein. Will hatte sich extra die Mühe gemacht und gegrillt. „Ich freu mich so das Nelia wieder da ist.", quiekt Jessi nun. Jetzt war ich ganz Ohr. „Ja es ist echt schön.", gab Ryan sein Senf dazu. „Ich hab sie sehr vermisst.", sagt Will etwas traurig. Will, Jessi und ich hatten am meisten mit ihrem Verschwinden zu kämpfen. Es wirkte sich aber bei jedem anderes aus. Jessi war erst total wütend und dann enttäuscht und irgendwann konnte sie es teilweise nachvollziehen und vermisste sie einfach nur noch. Will war am Anfang nur noch schlecht gelaunt. Ich denke er wusste einfach nicht wem er sich so anvertauen konnte wie bei ihr. Er war der einzige der einfach nur traurig war und sie nicht kurzzeitig gehasst hat. Ja und bei mir war das so eine Sache. Ich habe zuerst Wochen lang mich komplett zurück gezogen dann war ich nur noch feiern, dann habe ich mein Sport noch ernster genommen und dann habe ich versucht alles zu verdrängen aber es kam immer wieder hoch. Letztes Jahr kam dann Mandy. Seit dem ging es mir gut und ich war ausgeglichener. Aber jetzt war sie nach 6 Jahren einfach wieder aufgetaucht.
„Warum war sie eigentlich so lange weg und hat sich nie gemeldet?", fragt jetzt Mandy neugierig. Sie hat erst heute morgen erfahren das Nel wieder da ist. Natürlich wusste sie das sie mal hier gelebt hat und in unserer Gruppe war. Es gibt so viele Bilder mit ihr aber warum sie weg war wusste sie nicht. Sie hatte auch keine Ahnung das sie wegen mir weg gegangen war und auch nicht das wir fast 3 Jahre zusammen waren. Im Prinzip weiß niemand was genau vorgefallen war. Das es etwas krasses gewesen sein muss was mit mir zu tun hat konnten sie sich wahrscheinlich denken. Oft habe ich mir von Will wenn er betrunken war anhören müssen das es meine Schuld ist das sie weg ist.
„Sie wollte mit der Situation hier abschließen.", erzählt Jessi. „Hat sie mit dir darüber geredet?", fragt Will neugierig. „Naja nur kurz angeschnitten sie hat sich entschuldigt und versucht sich zu erklären.", sagt sie. „Aber warum will sie hier mit abschließen? Es ist doch total schön hier und mit euch abzuhängen ist doch total cool.", sagt sie fröhlich. Alle sahen mich an. „Ist auch egal. Sie ist doch wieder da.", gab ich kalt meinen Kommentar ab. „Naja Aufjedenfall bin ich so froh das sie wieder da ist. Ich konnte es gar nicht glauben als sie da aufeinmal stand.", sagt Will glücklich. „Ich hab sie gar nicht erkannt.", gab Lilly zu. „Ich auch kaum. Sie hat sich wirklich krass verändert. Aber wahrscheinlich ist das normal. Ich meine ich weiß noch wo ich mich von meiner Jugendliebe getrennt habe. Ich hatte so eine krasse Typveränderung.", sagt Jessi lachend. Jugendliebe? Mehr war ich nicht für sie?
„Stimmt das war echt lustig.", sagt Ryan jetzt auch lachend. „Ach sie ist weg wegen einer Trennung?", fragt meine Freundin neugierig. Ihre Neugierde geht mir gerade so gegen den Strich. Alle nicken zögerlich. Es ist so komisch darüber zu reden. Immer haben wir das vertuscht und jeder hat eigentlich nur immer selber darüber nach gedacht aber wir haben nie darüber geredet. Jeder hatte daran zu knabbern.
„Wurde sie verlassen oder hat sie Schluss gemacht.", fragt Mandy weiter. Warum kann sie nicht einfach mal ruhig sein. Jessi sah mich auffordernd an aber ich machte ihr mit meinen Blicken klar das sie die Klappe halten soll. Genervt verdreht sie die Augen. „Wissen wir nicht.", sagt sie dann gezwungenermaßen.

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