(Remus p.o.V)
Heiße Tränen rannten mir übers Gesicht, während ich zurück zum Schloss stapfte.
Noch vor zehn Minuten war ich fröhlich aus dem Krankensaal gekommen, noch vor zehn Minuten war mein Leben in Ordnung, ich hatte einen Freund, den ich über alles liebte, und der mich über alles liebte...
Das dachte ich zumindest. Ich versuchte, die Tränen abzuwischen, doch es war zwecklos. Ich fühlte mich so verarscht und irgendwie auch dumm. Ich hatte ernsthaft gedacht, dass sich Sirius verändert hatte... dass ich ihn verändert hatte.
Doch alles, was ich für ihn anscheinend war, war eine weitere Eroberung? Mit dem Preis, unsere ganze Freundschaft und Bande zu zerrütten? Oder wieso hatte war sonst, als ich für einige Tage verhindert war, zu langweilig geworden bin, gleich zu seiner Ex zurückgegangen?
Überwältigt von meinen Gefühlen ließ ich mich auf die Steinstufen beim Eingang sinken.
Ich war so naiv gewesen... So naiv und dumm. Ich hatte Sirius geliebt, verdammt, ich liebte ihn immer noch, und es war das schrecklichste Gefühl der Welt zu wissen, dass es anscheinend nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
Aber wieso hatte er sich dann so bemüht?
Wieso hatte er sich in dem letzten halbem Jahr sich so um mich bekümmert, wollte immer bei mir schlafen, hatte vor mir geweint und hatte mich vor allem mit diesem Blick angesehen, der nichts außer Liebe ausstrahlte?
Ich fuhr mir durch die Haare, wobei ein kurzer Schmerz durch meinen banagierten Arm zuckte.
Vielleicht- und ich hoffte es mit ganzem Herzen- dramatisierte ich es nur über. Vielleicht habe ich sie nur in einem unpassenden Moment gesehen... wenn ich doch nur eine objektive Meinung hätte...
In diesem Moment kam, wie von den Engeln gerufen, Lily mit wehenden Haaren um die Ecke geschlittert. "Remus", keuchte sie und ließ sich neben mich fallen. "Alles okay?" fragte sie und presste sich die Hand auf die Brust.
"Sirius hat mir von dir erzählt..." "Du weinst ja!" fügte sie hinzu und sah mich mit besorgt an.
Verlegen wischte ich die Tränen weg. "Was war das am See?" fragte ich gerade heraus und sah sie an. "Mit Amelia und Sirius?"
Lily machte große Augen, ehe sie ihre Stirn in Denkfalten legte. "Ich dachte mir schon, dass es darum ging. Also..."
Sie erzählte mir in Kurzfassung, wie es zu dem Treffen gekommen war und dass sie dann doch noch ziemlich viel Spaß hatten. "Und dann, als mir am See saßen, war ich etwas abseits bei James... Ich hab' nur Quietschen und Lachen gehört- ich glaube, sie wollten sich gegenseitig ins Wasser werfen...
Was hast du gesehen?" endete sie.
Missmutig schaute ich ins Gras. "Das freut mich ja, wenn ihr Spaß hattet... Vor allem Amelia und Sirius."
Stiche von diesem fiesen, trügerischem Gefühl namens Eifersucht, wie ich sie noch nie gespürt hatte, fuhren durch meinen Körper und mein Herz, als ich Lily meine Sichtweise erzählte.
"Madam Pomfrey hat mich früher gehen lassen. Ich hab' mich voll gefreut, da ich so eine Vorahnung hatte, dass Sirius und James sich dieses Wetter nicht entgehen lassen würden und zum See gehen... Und ich hatte Recht.
Aber als ich dann auf euch zugehen und euch überraschen wollte, hab' ich auf einmal gesehen, dass Sirius bei so einem Mädchen sitzt... Sie haben gelacht, und auf einmal ist sie aufgesprungen und die beiden haben sich versucht ins Wasser zu werfen. Dann hat Sirius-",
ich verstummte kurz, da die Stiche auf einmal besonders fies wurden, ehe ich schnell endete: "Dann hat er sie gepackt und herumgewirbelt und... wollte sie küssen, ehe er mich sah."
Lily sah mich ungläubig an. "Das wusste ich nicht...Amelia!" sagte sie streng, als würde sie ihr gegenüber sitzen und nicht ich, und dann: "Sirius!"
Verzweifelt blickte ich zu ihr. "Was soll ich jetzt tun? Ich bin verletzt und fühle mich dumm, okay? Aber ich kann mich doch nicht von ihm trennen! Das- das..."
Ich verstummte. Mich überkam die Vorstellung, dass mein Herz nur mit einem Klebestreifen zusammen gehalten wurde, der den Namen Sirius trug. Wenn dieser Klebestreifen weggerissen werden würde- wäre mein Herz entzwei.
Lily riss mich aus meinen düsteren Gedanken, indem sie sagte: "Bevor du irgendwas machst, hör dir Sirius an. Ich bin sicher, er hat auch eine Sichtweise."
Sie sprach, als würde er neben ihr stehen, und tatsächlich: Als ich aufblickte stand er etwas hinter Lilly, mit Badehose und einem übergeworfenen Tshirt.
Die Abendsonne im Rücken, zeichnete sich ein dünner goldener Rand auf seinen Haaren ab; ein schmerzlicher Ausdruck stand in seinem Gesicht.
Lily lächelte mir schwach zu und verschwand.
"Ehe du etwas sagst," meinte Sirius, "es war nicht so wie es aussah."
"Bitte was?", rutschte es aus mir heraus. Augenblicklich koch Wut in mir hoch und machte der Kränkung Platz. Da stand er vor mir, nachdem ich ihn vom Küssen seiner Ex abgehalten hatte, und sagte 'Es war nicht so wie es aussah?'
"Was sollte es sonst gewesen sein?", rief ich und Sirius zuckte zusammen. "Kaum bin ich ein paar Tage weg werde ich dir zu, zu langweilig oder sonst was, und du kriechst gleich wieder zu deiner Ex!" In meiner Rage war ich aufgesprungen und starrte Sirius an, welcher auch noch die Frechheit besaß, beleidigt auszusehen.
"Das stimmt doch gar nicht!", fuhr er mich an. "Das ist so eine fiese Unterstellung von dir, weißt du das? Du bist doch derjenige, der die ganze Zeit meine Aufmerksamkeit braucht! Wie oft ich dich schon getrösten musste, weil du wieder mal wegen deinem Werwolf-Problemchen rumgeheult hast!"
Sirius' Worte trafen mich mitten ins Herz und bohrten sich wie ein spitzer Pfeil hinein. Ich kämpfte gegen Tränen an, ehe ich leise sagte: "Werd' du mal jeden Monat zum Werwolf, nur um von einer riesen Spinne zerfleischt zu werden, bevor wir weiterreden. Aber dem ach so starken Sirius Black würde das ja nichts ausmachen. Der hat ja genug damit zu tun, seiner tollen Familie nach zu weinen."
Sirius' Augen verengten sich. In seinem Blick lag etwas endgültiges, unwiederrufliches. Doch das war mir egal. Wenn er mich so beleidigte, sollte er es ruhig auch spüren.
"Es ist aus", brachte Sirius zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. "Für mich war es das schon seit deinem Satz vorhin", erwiderte ich. "Du hast grade unsre ganze Qlique zerstört."
Sirius würdigte mich keinen Blickes mehr, als er sich umdrehte und in den Sonnenuntergang wegschritt.
Kaum war er weg, sackte ich in mich zusammen. Vor Sirius hatte ich mich bemüht, die wütende Fassade zu behalten, doch nun kam alles aus mir heraus; Sirius war meine größte Liebe gewesen, und diese hatte mich gerade zutiefst beleidigt und verlassen.
In mich zusammen gekauert saß ich auf der Steintreppe, mit dem schrecklichem Gefühl im Magen, dass mir mein sicherer Untergrund, meine Stütze, unter den Füßen weggezogen worden wurde.
Lily kam nicht viel später zu mir und starrte mich erschrocken an; doch zum Glück bohrte sie nicht nach oder fragte mich aus, sondern legte einfach nur den Arm um mich.
So saßen wir da; ich weinte leise, während Lily mir beruhigende Worte zu murmelte und mir über den Rücken strich, und die Nacht langsam über uns hereinbrach.
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[*Seufz...* Was sagt es über mich als Person aus, dass mir dieses Kapitel mega Spaß beim Schreiben gemacht hat? XD Ich hab übrigends eine neue Fremione- Fanfiction gestartet, wäre cool wenn ihr dort vorbei schauen könntet. :) Bleibt wie immer gesund,
LG Kathi <3]
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I love you to the Moon and back [Wolfstar]
Fanfiction🔹1. Platz in der Kategorie Sirius Black im Always Award 2020 💕 🔹Bestes Cover im Always Award 2020, Cover von @writersapproach 💕 "Ich hatte das Gefühl, als würden sich jahrelanges unterdrücktes Verlangen und Gefühle entladen, aus meinem Körper...