Chapter 5

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Als ich am nächsten Tag zur Schule ging und dann auf den Schulhof trat, sahen viele Schüler zu mir hinüber. Sie tuschelten und kicherten hinterher. Sofort machte sich wieder meine social anxiety bemerkbar, wie ich es hasste uff.
"Hey Jisung!" Ich drehte mich um und entdeckte Hyunjin und Jeongin, die Händchen hielten. Süß. Sie passten gut zusammen. Ich blieb stehen und wartete, bis sie bei mir waren. Beide umarmten mich zur Begrüßung. Dann gingen wir zusammen ins Schulgebäude. Jeongin verabschiedete sich im ersten Stock von uns. Zum Abschied küssten sich die beiden. Hyunjin und ich waren zwar im gleichem Jahrgang, aber in verschiedenen Klassen. Also musste er in ein Klassenzimmer früher einbiegen.
"Wir sehen uns in der Cafeteria", sagte er, bevor er im Klassenzimmer verschwand. Ich nickte darauf und ging dann in meine Klasse. Dort setzte ich mich auf mein Platz.
Ich bemerkte, dass auf dem Tisch ein Zettel lag. Psycho konnte ich darauf lesen. Ich blickte im Klassenraum herum. Wer hat das geschrieben? Ich nahm den Zettel, zerknüllte ihn und steckte ihn in meine Hosentasche. Es machte mich wütend und niedergeschlagen gleichzeitig. Und der Unterricht lenkte mich keineswegs ab, ich konnte mich überhaupt nicht auf die Aufgaben konzentrieren. Ich hatte kein Problem mit Englisch, nur war es ziemlich langweilig, da ich diesen Stoff schon auf meiner alten Schule durchgenommen hatte. Deswegen nahm ich mein Songbook heraus und schrieb meine Gedanken auf; so entstanden fast all meine Songtexte. Ich konzentrierte mich so sehr auf den Text, sodass ich gar nicht mitbekam, dass mein Lehrer, Mr Choi, mich aufrief.
"Mr Han!" Ich schreckte auf und sah zu Mr Choi. "Anscheinend hast du es nicht nötig, in meinem Unterricht aufzupassen." Er ging auf mich zu und sah zu meinem Buch hinunter. Ich betete, dass Mr Choi kein sadistischer Lehrer war, der die Zettel von Schüler durch- und laut vorlas. Doch meine Hoffnung schwand, als er mein Buch anforderte. Mr Choi räusperte sich und begann, laut vorzulesen: "every day is a fight with myself, there're too many thoughts in my mind, I struggle so much, the anxiety hits me so hard, and I can't do anything against it, just try to be strong and ignore the other's stares." (A/N das ist ein Auszug von meinem Song, den ich selbst geschrieben habe) Er machte eine kleine Pause. "Wow, wir haben einen Poet in der Klasse." Ich konnte sein Sarkasmus nicht überhören. Vereinzelte Schüler kicherten und tuschelten mal wieder miteinander. Mr Choi gab mir mein Buch zurück. "Beim nächsten Mal, wenn ich dich erwische, dass du nicht aufpasst, schicke ich dich zum Nachsitzen." Ich nickte nur und merkte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg.

Es klingelte zur Pause und als der Lehrer das Klassenzimmer verließ, packte ich meine Sachen zusammen und wollte ebenso aus dem Raum verschwinden, aber ich wurde von paar Schülern aufgehalten. Oh no, was wollten die jetzt von mir?
"Du schreibst also Songtexte, huh? Passt ja gut zu einem Psycho." Dann lachte der Typ und seine Freunde stiegen mit ein.
"Lasst mich durch", sagte ich nur, aber meine Mitschüler lachten nur noch mehr daraufhin.
"Hey, gibts hier ein Problem?" Die Stimme konnte ich Felix zuordnen. Neben ihm stand Changbin. Die Schüler drehten sich zu ihnen um, die von Changbin einen bösen Blick zugeworfen bekamen. Ich quetschte mich durch die paar Schüler, die mir den Weg versperrten.
"Alles okay?", fragte mich Changbin, als wir auf dem Weg zur Cafeteria waren (Hyunjin stieß nach paar Minuten zu uns). Ich nickte nur und dachte sofort an den Zettel in meiner Hosentasche.
In der Cafeteria trafen wir auf den Rest. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich Minho erblickte. Ich hatte dieses dringende Bedürfnis, mich neben ihn zu setzen und zu meinem Glück war neben ihm noch frei. Was mich aber überraschte, dass Minho seinen Arm um meine Schultern legte und mich zu sich zog. Natürlich fand ich es nicht schlimm, ganz im Gegenteil - ich genoss es förmlich.
Die anderen erzählten sich gegenseitig, wie ihr Schultag bis jetzt war. Anscheinend besser als meiner. Minho forderte mich auf, von meinem Tag zu erzählen. Zur Antwort kramte ich den Zettel heraus und legte ihn auf den Tisch. Neugierig beugten sich die anderen zum Zettel.
"Es muss einer meiner Klassenkameraden gewesen sein", fügte ich hinzu. "Und mein Lehrer hat ein Songtext von mir vorgelesen, weil ich nicht aufgepasst hatte." Ich seufzte.
"War's Mr Choi?", fragte Jeongin, worauf ich nickte. "Uff, ich hasse den", seufzte Changbin. Die anderen stimmten zu.
"Das war so peinlich", sagte ich dann und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
"Ich bin sicher, der Text ist super", erwiderte Minho und wuschelte mir durch die Haare.
"Kann schon sein, aber jetzt finden mich meine Mitschüler noch gestörter", meinte ich.
"Ich bin neugierig", sagte Hyunjin auf einmal, "Ich will den Songtext lesen."
"C'mon, Hyunjin, das wollen wir alle", meldete sich Chan zu Wort und zwinkerte. Ich sah alle nach den anderen an. Wieder einmal dachte ich, dass ich nichts zu verlieren hätte, und kramte mein Buch heraus. Einer nach den anderen las den neuesten Text von mir.
"Wow, Jisung, das ist richtig gut", sagte Minho und lächelte mir zu. Gleich darauf drückte er mir ein Kuss auf die Wange. Sofort stieg mir Hitze in die Wangen.
"Just get married already", rief Chan Minho und mir zu, weswegen mir noch wärmer wurde.
Wir unterhielten uns noch ausgelassen, bis es wieder zum Unterricht klingelte.

Ich war froh, als der Schultag zu Ende war, und wir nach Hause gehen konnten.
Gerade ging ich über den Schulhof, aber blieb sofort stehen, als mir jemand nachrief. Ich drehte mich um und sah Chan auf mich zukommen.
"Hey, Jisung, gut, dass ich dich noch erwische."
"Huh, du hättest mir auch schreiben können", sagte ich und war verdutzt darüber, dass er darauf nicht gekommen war.
"Ja schon, aber ich wollte dich persönlich fragen", meinte Chan. Ich nickte.
"Dann schieß los", sagte ich und wurde nun richtig neugierig.
"Alsoo", begann Chan, "zwar kennen wir uns alle noch nicht so lange, aber mir ist aufgefallen, dass du dich in der Nähe von Minho sehr wohl fühlst."
Was Chan sagte, stimmte. Irgendwie fühlte ich mich zu Minho hingezogen. "Also meine Frage ist, empfindest du was für ihn, huh?"
Sofort wurde ich rot. Ja, tausend mal ja. Kaum merklich nickte ich.
Chan grinste. "Hab ich mir schon gedacht." Er zwinkerte. Dann ging er davon. Und mit hochrotem Kopf machte ich mich auf den Heimweg.

Far Too Young To DieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt