Chapter 7

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Jisung pov
Obwohl ich mit Minho kurz geschrieben habe, ging es mir nicht besser. Der Zusammentreff mit Jaehoon hatte mich wieder tiefer in mein Gedankenkreisel gezogen. Ich hasste es. Ich nahm mein Notizbuch hervor und schrieb meine Gedanken auf. Das war unter anderem mein skill. Dieser sollte mein Verlangen, mich selbst zu verletzen lindern. Das war harte Arbeit und war furchtbar anstrengend.
In meinem Buch war jetzt zu lesen: "I may look cold-hearted 'cuz I don't smile that much, and glare everyone to death, but deep inside I'm just very hurt and the pain doesn't go away, no matter what I do"
Es linderte mein Verlangen, mich selbst zu verletzen, nicht. Ich versuchte es so sehr, den Druck standzuhalten, aber ich war zu schwach. Letztendlich gab ich auf, nahm meine Klinge hervor und schnitt mir in den linken Unterarm. Es fühlte sich so gut an. Ich setzte die Klinge noch paar Mal an, bis meine innerlichen Schmerzen weniger wurden. Ich säuberte und desinfizierte alles, dann ging ich ins Bett. Es dauerte eine Weile, bis ich einschlief.

Am nächsten Morgen machten sich unsägliche Kopfschmerzen breit. Ich konnte mich kaum bewegen. Aber ich musste zur Schule. Ich wollte nicht, dass sich die andern Sorgen machte, was sie eh schon taten. Ich seufzte, dann stand ich auf.
Auf dem Schulhof wurde ich von Minho und Chan begrüßt. Minho umarmte mich ziemlich lange, was ich ehrlich gesagt genoss. Es tat richtig gut irgendwie. In dem Moment war ich wirklich glücklich, aber dann rief jemand: "Sucht euch ein Zimmer, ihr Schwuchtel." Sofort wollte ich mich aus der Umarmung befreien, aber Minho ließ es nicht zu.
"Hör nicht auf ihn", flüsterte er mir ins Ohr.
"Ganz deiner Meinung", meldete sich Chan zu Wort. Ich sah zu ihm. "Jup, ich bin auch noch da." Er grinste verschmitzt.
Zu dritt gingen wir ins Schulgebäude. In der Aula war ziemlich viel los, was unüblich war. Aber dann bemerkten wir, dass am Schwarzen Brett mehrere Zettel ausgehangen waren. Ich konnte nicht erkennen, was es genau war. In der Menge konnte ich Hyunjin, Jeongin, Felix und Changbin ausmachen. Sie quetschten sich in die erste Reihe, sahen sich die Zettel genau an und rißen sie dann von der Pinnwand. Anschließend rannten sie auf uns zu und blieben direkt vor uns dreien stehen.
Felix hielt mir einen der Zettel entgegen. Es war ein Bild, auf welchem ich zusehen war. Mit einem anderen Jungen. Wir küssten uns. Dieses Bild musste auf meiner alten Schule entstanden sein. Der Junge war damals mein Freund gewesen, aber er hatte es nicht wirklich ernst mit mir gemeint. Er hatte nur mit mir gespielt.
Mir wurde schwindlig. Ich konnte kaum noch stehen. Minho und Chan mussten mich festhalten, sodass ich nicht umkippte. Ich wollte einfach nur schreien. Alles in mir tat weh. Verschwommen nahm ich wahr, dass Hyunjin mit mir redete. Aber ich konnte ihn nicht verstehen. In meinen Ohren klingelte es, als ob ich einen Schlag abbekommen hätte. Ich wollte hier weg. Ich wollte sterben. Alles fing wieder von vorne an.
Und plötzlich wurde mir schwarz vor Augen.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einer Liege. Ich öffnete meine Augen und starrte an die Decke. Eigentlich wollte ich mich schon aufrichten, aber ich wurde wieder ins Kissen gedrückt. Minho stand neben mir. Er hatte mir seine Hände leicht auf die Schultern gelegt.
"Der Schulleiter wurde von dieser Aktion in Kenntnis gesetzt. Jetzt läuft die Untersuchung, wer dafür verantwortlich ist", brachte mich Minho auf den neusten Stand der Dinge. Ich nickte nur. Minho strich mir über die Wange und lächelte mich liebevoll an. Was mochte er an mir? Ich verstand es nicht.
Die Tür ging auf und die Krankenschwester betrat den Raum. Minho ließ von mir ab und ich setzte mich auf. Die Krankenschwester stellte sich als Miss Park vor. Sie musterte mich von Kopf bis Fuß.
Urplötzlich fragte sie: "Essen Sie genug, Mr Han?" Was war das für eine Frage? Das hatte doch überhaupt nichts damit zu tun.
"Wie kommen Sie darauf?", erwiderte ich deshalb.
"Sie sehen ziemlich abgemagert aus. Ich denke, Sie sind umgekippt, weil Sie unterzuckert sind." Dann wandte sie sich an Minho. "Mr Lee, stellen Sie sicher, dass er genug isst." Daraufhin nickte er. Anschließend wurde ich sozusagen entlassen.
Auf dem Weg zum Klassenzimmer stellte Minho mich zur Rede: "Hast du Anorexie?"
"Nein, hab ich nicht. Ich habe nur keine Lust zu essen, wegen meiner Depression", sagte ich. Er nickte verständnisvoll.
"Aber du musst trotzdem was essen, ich will nicht, dass du wieder umkippst." Minho sah mich besorgt an. "Alles okay?" Ich zuckte mit den Schultern. Er blieb abrupt stehen und griff nach meinen Händen, die er dann festhielt. "Ich will, dass es dir besser geht."
"Warum?", fragte ich. Es war mir ein Rätsel, weswegen er sich so sehr für mich interessierte.
"Weil ich dich mag."
"Ich dich auch", erwiderte ich.
"Ich mein, richtig mögen. Also mehr als freundschaftlich", gestand Minho. Ich hatte darauf gehofft, aber ich hatte es nicht erwartet. Daraufhin kam er mir näher, bis wir nur noch paar Millimeter voneinander getrennt waren. Seine Augen wanderten zu meinen Lippen, dann sah er wieder in meine Augen.
"Bitte sag mir, du empfindest genauso."

Far Too Young To DieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt