Kapitel 11 (Schattenpfote)

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Die schwarz-grau-weiße Kätzin stand dem dunkelbraunen Kater gegenüber und hatte bereits die Kampfposition eingenommen.

Sie drehten sich im Kreis, setzten die Pfoten auf den staubigen Waldboden und ließen ihn nicht aus den Augen.

"Worauf wartest du denn?" fragte Ahornblut und grinste kalt.

"Darauf das du mich endlich angreifst" miaute sie kurz und ihre Augen beobachteten alle seine Bewegungen.

Er schnurrte amüsiert. "Raffiniert. Ich tue dir diesen Gefallen" miaute er und trotz der Warnung war Schattenpfote überrascht mit welcher Schnelligkeit der Kater vorpreschte.

Sie konnte nur mit Mühe ausweichen und spürte dennoch einen stechenden Schmerz in der Schulter.

Rotes Blut tropfte aus einer Wunde auf den Waldboden und färbte den grauen Fleck blutrot.

Schattenpfote sah überrascht auf die Wunde. Sie hatte nie mit Krallen trainiert und hatte sie auch nicht ausgefahren weshalb sie auch so erschreckt über das Blut war.

"Hast du noch nie Blut gesehen?" fragte der Kater belustigt und schlich schon wieder um die Kätzin herum.

Sie schüttelte nur den Kopf und versuchte sich wieder auf ihren Gegner zu konzentrieren.

Langsam fuhr sie ihre Krallen aus. In ihren Augen flammte der Zorn auf und sie sah den Kater mit einem mörderischen Blick an.

Sie knurrte und stürzte sich auf den Kater, aber anstatt auf den Rücken des sich aufbäumenten Kater zu stürzen, griff sie seinen freiliegenden Bauch an und warf ihn um.

Ahornblut rollte sich herum, warf Schattenpfote ab und nagelte sie schneller fest als die Schülerin sehen konnte.

Seine langen, scharfen Krallen bohrten sich in die Pfoten der schwarz-grau-weißen Schülerin und sie bemühte sich nicht aufzujaulen.

Wütend und keuchend lag sie auf dem Boden und versuchte kläglich einen Plan für ihre Befreiung zu finden.

"Schwach. Ich habe dich schnell besiegt auch wenn dein Angriff nicht schlecht war. Aber dennoch bist du nur ein schwaches, harmloses Junges im Gegensatz zu mir" belehrte er sie kalt grinsend und sah triumphierend auf sie herab.

Schattenpfote hörte auf herum zu zappeln und erwiederte:
"Du kämpfst zwar gut, hast aber eine große Schwäche"

Ahornblut sah sie lachend an. "Und welche wäre das?"

Nun war es Schattenpfote die ihn grinsend ansah.
"Du redest zu viel"

Mit ihren freien Hinterläufen schlug sie auf den Bauch des Katers und konnte ihn so gegen einen nicht weit entfernten Baum stoßen.

Sie rappelte sich auf und stürzte sich wieder auf den Kater der benommen hoch kam.

Sie krallte sich an seinem Rücken fest und ihre Krallen wanderten immer weiter in sein Fleisch.

Das Blut färbte seinen Pelz dunkel und er versuchte sie abzuwerfen.

Erst als er sich auf den Boden rollte, hatte Schattenpfote keine andere Wahl als loszulassen.

Trotz dem Schwindel, der sie erfasst hatte, stand sie auf und versuchte sich zu konzentrieren, doch Ahornblut war schneller.

Er nagelte sie wieder fest. Aber dieses Mal war eine Flucht sinnlos. Er hatte ihre vier Glieder fest im Griff und sie lag auf dem Bauch.

"Okay. Du hast gewonnen" knurrte sie und spürte wie sich das Gewicht auf ihr auflöste und sie frei ließ.

"Das war eine gute Taktik. Wirklich. Die Strategie ist ein wichtiger Bestandteil eines Krieges. Ohne sie ist er so gut wie verloren" miaute Ahornblut und er setzte sich hin.

Sein buschiger Schweif legte sich über seine blutigen Pfoten und er leckte sich ruhig die Wunden.

Schattenpfote tat es ihm gleich.

Plötzlich löste sich alles auf. Ahornblut. Der Wald. Das Dunkel. Alles wurde von einem grellen Licht verbannt und vor Schattenpfotes Augen wurde alles weiß.

Das helle Licht verschwand und Schattenpfote wachte in ihrem Nest im Schülerbau auf.

Der Morgen graute bereits, Katzen waren wieder bei ihrer täglichen Arbeit, der Ruhetag war vorbei.

Sie setzte sich auf und bemerkte sogleich den unbarmherzigen Schmerz in ihrer rechten Schulter.

Es floss zwar kein Blut, aber die Wunde, die Ahornblut ihr zugefügt hatte, war deutlich zu sehen.

Sie leckte sie sauber und versuchte sie zu bewegen ohne das es weh tat. Nur kleine Bewegungen waren möglich und springen würde wohl ziemlich schmerzhaft sein.

Plötzlich hörte sie ein Stöhnen.
Langsam reckelte sich Sturmpfote in ihrem Nest. Auch sie hatte Wunden.

Ihre Flanke war zerkratzt und ihr Ohr blutete aber sonst schien sie unverletzt.

"Sturmpfote! Geht es dir gut?" fragte Schattenpfote und kam zu ihr.

Die Schmerzen an ihrer Schulter waren vergessen und sie konzentrierte sich nur auf ihre beste Freundin.

"Ja. Mir geht es blendend. Diese verdammte Kätzin hat mich fertig gemacht" knurrte sie und streckte sich ausgiebig.

"Mich auch. Ahornblut hatte nichts für Gnade übrig" seufzte sie und dachte an das Training.

Der Kater war immer noch in ihren Kopf.

Dunkelbraun-gestreiftes Fell und diese dunkelgrünen Augen die sie kalt anblinzelten.

"Wer war deine Mentorin dort?" fragte Schattenpfote und leckte sich ihre Schulter.

"Silberhauch. Zuerst wirkte sie nett, bis sie mit ihre Krallen übers Ohr zog" erzählte Sturm und beachtete das Blut an ihrem Ohr nicht.

"Wie sollen wir die Verletzungen erklären?" fragte Schattenpfote als ihr auffiel, das andere Katzen ihnen auf die Schliche kommen konnten.

"Na, wir haben geübt, haben uns herumgerollt und sind dann in ein Dornengestrüpp gerollt. Keine große Sache" miaute Sturmpfote ruhig. Sie schien genau zu wissen wie man solche Verletzungen entschuldigte.

"Dann sollten wir wenigstens zu Minzblatt gehen. Dann denken sie nicht das wir uns gegen eine Behandlung stellen. Oder wir fragen Taubenpfote. Er ist blind, vielleicht bemerkt er nicht das es Krallen waren, die uns zerfetzt haben" schlug sie vor und machte sich bereits auf den Weg aus den Bau.

"Das ist eine gute Idee. Komm, Taubenpfote wird sicherlich eine Erklärung verlangen." miaute die dunkelgraue Kätzin und lief vor Schattenpfote aus dem Bau die ihr sogleich nachrannte.

Warrior Cats-Zeit der StilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt