Kapitel 27 (Taubenpfote)

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Es war schrecklich.

Der Heilerbau stank nach dem bitteren, metallischen Blut der Katzen und nach Tod.

Taubenpfote hatte diesen Geruch oft in der Nase.

Jeden Blattwechseln mindestens einma, wenn die Blattleere kam.

Es war ein seltsamer Geruch. Irgendwie süß aber zugleich auch bitter. Es stank nicht, nur wenn der Körper verwest, dann riecht es schrecklich. Aber wenn nur der Tod in der Luft liegt, dann riecht es sogar gut.

Taubenpfote sog den Duft in sich auf und folgte ihm.

Seine Nase konnte die Spur mit Leichtigkeit finden, aber er konnte nicht riechen, wer da vor ihm lag.

Der Tod lag über der Leiche wie der Duft der Minze, wenn Taubenpfote sie sotierte. Er haftete daran und ließ keinen anderen Geruch mehr durch. Er war zu penetrant.

"Wer ist das?" fragte er seine Mentorin die ihm traurig gefolgt war.

Sie schien überrascht, da sie erst nach kurzer Stille antwortete:
"Das ist Schneesturm"

Taubenpfote erinnerte sich. Sie hatte weißes Fell, eher kurz und blaue Augen. Eine relativ große Kätzin, laut Erzählungen.

"Sie ist tot" stellte er fest und setzte sich hin.

Nun untersuchte Minzblatt dir Kätzin und nickte traurig.
"Woher weißt du es?" fragte sie mit einem deutlich traurigen Unterton.

"Der Geruch des Todes haftet an ihr" antwortete er und Stille kehrte ein.

Nun hatten sich schon mehrere Katzen versammelt und Taubenpfote rümpfte die Nase.

Viele verschiedene Gerüche mischten sich, neue kamen dazu und vertrieben alte. Taubenpfote hasste Versammlungen.

Dabei war sein Geruchsinn nutzlos. Er konnte sich auf keinen speziellen Duft konzentrieren da immer mehr und mehr auf ihn einströmten.

Er ging in den Hintergrund, wollte weg von der Masse. Entfliehen.

Also tat er das. Er zwängte sich durch verschiedene Pelze, die er Katzen zuordnen könnte, würden seine Augen funktionieren.

Also lief er einfach an den Schaulustigen Katzen vorbei und setzte sich in die hinterste Ecke des Heilerbaus.

Plötzlich kam ein neuer Geruch. Er kam vom Baueingang. Lichterstern.

Er hatte die Katzenmasse wohl bemerkt und war neugierig geworden.

Mit leichten Pfoten tappste er heran, schlängelte sich durch die Katzen und er machten ihr Platz. Taubenpfote lauschte.

"Was ist passiert?" fragte der Anführer interessiert und Minzblatt antwortete sofort:

"Schneesturm ist heute verstorben, ihren Wunden erlegen. Taubenpfote hat sie entdeckt" miaute sie.

Lichterstern nickte sie.
"Bringen wir sie hinaus. Wir werden sie Todeswache halten und die Ältesten können sie dann begraben. Helft ihr mir?"

fragte der Anführer und Taubenpfote konnte hören, dass zwei weitere Krieger die Leiche aufhoben und sie auf die Lichtung trugen.

Taubenpfote lief ihnen hinterher.

Sie legten die Kätzin ab und bildeten einen Kreis um sie. Immer mehr Katzen strömten zu ihnen.

Taubenpfote fühlte sich hier nicht wohl. Zu viele Katzen, zu wenig Geruch.
Zu viel Lärm, zu wenig Sinne, die funktionierten.
Zu viel Getrampel, zu wenig Schwingung.

Wieder schlich er sich davon. Er hasste es wenn alle um ihn herum waren.

Es war einfach zu viel.

Doch plötzlich tauchte neben ihm eine Katze auf. An dem leichten Geruch, der in der Luft schwebte, bemerkte er das es Sturmpfote war.

"Sturmpfote?" fragte er. Der Geruch der vielen Katzen benebelten seine Nase und er konnte sich nicht sicher sein.

"Ja. Ich bin es. Was ist passiert?" fragte sie und setzte sich neben ihn hin.

"Schneesturm ist tot. Ihre Wunden haben sie letztendlich getötet" antwortete er, konnte aber nicht wirklich traurig darüber sein.

Obwohl er bereits fast einen ganzen Blattwechseln im Clan war, kannte er die weiße Kätzin so gut wie gar nicht.

Sie war vermutlich eine von denen gewesen, die ihm gemieden und ihn nicht bemerkt hatten.

Wieso sollte er also um eine Katze trauern, die er nicht kannte?

Plötzlich durchfuhr ein spitzer Schrei die Luft. Taubenpfote drehte seine Ohren um das Geräusch ausfindig zu machen, es war aber zu kurz gewesen, als das er die Katze identifizieren konnte.

"Sturmpfote. Was ist passiert?" fragte er sie und die Kätzin neben ihm erwiederte:
"Schneesturms Tochter, Silberfrost. Sie hat ihre Mutter entdeckt"

Die Menge teilte sich murmelnd als sie Silberfrost Platz machten und direkt hinter ihr war ihr Bruder, Wolkenjäger.

"Mama..." schluchzte sie voller Trauer.
Wolkenjäger versuchte sie zu beruhigen:
"Sie ist eingeschlafen. Jetzt ist sie im Sternenclan..."

Doch bevor der schneeweiße Kater weiter sprechen konnte, unterbrach Silberfrost ihn wütend:
"Sternenclan? Das sind nur Geschichten für dumme Junge die an diesen ganzen Mäusedreck glauben! Sie ist tot, Wolkenjäger! Unsere Mutter ist tot!" fauchte sie und die Meute aus Katzen raunte erschrocken.

Die Zeit schien zu stehen. Keiner machte ein Geräusch und diese Stille machte Taubenpfote nervös.

Er wusste nicht was vor sich ging. Er konnte schließ nicht hören wie Wolkenjäger darauf reagiert hatte. Das war eine Gabe der Augen.

Schließlich durchbrach Lichterstern die Stille:
"Wir halten die Nachtwache und begraben sie dann. Bleib bei ihr, Silberfrost. Ich befreie dich von deinem heutigen Pflichten. Dich auch, wenn du es für nötig hälst"

Damit musste Wolkenspringer gemeint sein.
"Nicht nötig. Ich werde meinen Plichten normal nachgehen. Lass mich nur kurz bei meiner Schwester sein" antwortete Wolkenjäger und die Menge löste sich auf.

Auch Taubenpfote beruhigte sich. Er hatte seine Krallen, die er vor Unruhe in dem Boden gekrallt hatte, wieder eingezogen und sein Herz klopfte wieder mit der normalen Geschwindigkeit.

Dann verließ auch er die Lichtung und betrat den Heilerbau.

Der Geruch nach Tod hing immer noch am seiner Nase. Er würde ihn immer wieder einholen. Der Tod war unausweichlich.

Warrior Cats-Zeit der StilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt