Kapitel 20 (Sturmpfote)

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Schattenpfotes Schrei. Mehr hatte sie nicht gehört aber sofort gewusst was passiert war.

Sie war zur Klippe gelaufen, hat nach unten gesehen und ihren schwarz-grau-weiß gemusterten Pelz in der Dunkelheit verschwinden sehen.

Ruckartig öffnete sie die Augen. Sie atmete schwer und versuchte mit einem Luftzug so viel Luft wie möglich in ihre Lungen zu bekommen, doch es war als würde eine Klappe die Luft nicht durchlassen.

Ihre Lungen rasselten wie der Schweif einer Klapperschlange, ihre Augen waren weit aufgerissen und sie starrten in die Leere des Heilerbaus.

Sie konnte es nicht glauben. Sie wollte es nicht glauben. Schattenpfote war tot.

Sturmpfote wollte gar nicht daran denken was geschehen war, aber sie wusste das es geschehen war. Sie war gefallen und hatte den zweiten Anführer des Mondclans mit sich genommen.

"Du bist wach" stellte Taubenpfote, ein kleiner hellgrauer Kater mit dunkelgrauen Streifen und weißer Brust fest. Seine Augen hatten sie nicht fixiert, er war blind.

"Ja. Das bin ich aber wie..." stammelte sie benommen ohne den Blick von der Wand abzunehmen.

"Ich habe deinen Atem gespürt." antwortete er sanft und kam etwas näher.

"Wie geht es dir?" fragte er und sah sie mit seinen blauen Augen direkt an.

Manchmal fragte sich Sturmpfote ob der Heilerschüler wirklich blind war. Er meisterte den Alltag wie alle anderen, vielleicht sogar etwas besser.

Noch nie war er gegen eine Wand gelaufen, hatte immer den richtigen Weg in den erdigen Tunnel gefunden und erkannte Katzen schon von weitem.

"Mir geht es gut" schnaubte sie nur um ihre Trauer zu verstecken.

Doch Taubenpfote lachte nur auf. Seine Stimme war schon in diesem Alter eher rau und klang als würde das Wasser gegen einen Stein schlagen. Irgendwie beruhigend aber kräftig und stark.

"Nein. Geht es nicht" verbesserte er sie und Sturmpfote fauchte zurück:
"Wieso fragst du dann überhaupt?"

"Naja" antwortete er, "Manchmal ist die Meinung von beiden Seiten gefragt. Außerdem habe ich gedacht du wärst schlau aber anscheinend nicht wenn du dich selbst verleugnest."
antwortete er und legte seine Pfoten auf Sturmpfotes Schmerzenes Hinterbein.

"Kein Bruch. Nur verstaucht. Ich werde dir eine Salbe machen und dein Bein Schienen. In ein paar Tagen solltest du wieder normal laufen, rennen und was auch immer ihr Schüler noch macht" meinte er und holte ein Kraut hervor, das nach Gras mit Fichtenborke roch.

"Was... ist das?" fragte Sturmpfote und rümpfte die Nase.

"Das ist Beinwell. Ich zerkaue es und lege es auf deine Prellung. Dann binde ich Ackerwinde darum und so wird es geschient. Du musst ein paar Tage hier bleiben, ich werde das einmal am Tag wiederholen und dann bist du wieder gesund" erklärte er ausführlich.

"Okay" sagte sie und ihr kamen wieder diese Bilder in den Kopf.
Schattenpfotes verängstigtes Gesicht, ihr fliegendes Fell und ihre aufgerissenen Augen.

Doch Sturmpfote schüttelte ihren Kopf und die Bilder waren verschwunden. Bis jetzt.

"Fertig. Du kannst spazieren gehen wenn du dir die Beine vertreten willst, aber pass auf das deine Schiene nicht verrutscht." miaute er, als er die Salbe auf die Stelle gerieben und mit Ackerwinde befestigt hatte.

"Verstanden." Gerade wollte Taubenpfote gehen als Sturnpfote rief:
"Taubenpfote! D...danke" miaute sie vorsichtig.

Taubenpfote lächelte sie an und erwiederte:
"Es war mir eine Freude, Sturmpfote" miaute er und widmete sich den anderen Patienten.

Langsam stand Sturm auf und fühlte einen leichten, aber ertragbaren Schmerz.

Vorsichtig humpelte sie aus dem Bau an die Lichtung.

Dort sonnten sich die Katzen und erzählten vom dem Kampf.

Der Schülerin entwich ein Schnurren als ihr einfiel, das sie gewonnen hatten und das kleine Waldstück immer noch ihnen gehörte.

"Geht es dir schon besser, Sturmpfote?" fragte eine honigfarbene Kätzin mit minzgrünen Augen. Es war Minzblatt, die Heilerin des Sonnenclans.

"Ja. Taubenpfote hat mich gut versorgt" berichtete sie und setzte sich hin. Ihr Schweif ringelte sich um ihre Pfoten und sie sah Minzblatt an.

"Das freut mich zu hören. Er ist wirklich begabt. Er braucht seine Augen gar nicht" schnurrte sie und Sturmpfote konnte deutlich ihren Stolz heraus hören.

"Ja. Er kommt gut zurecht" miaute sie lachend.

Sie fragte sich nun wie es wäre, blind zu sein. Nichts zu sehen und sich nur auf die anderen Sinne zu verlassen. Es wäre wohl unmöglich ein Kriegerschüler zu sein und die einzige Bestimmung wäre der Pfad eines Heilers.

Sturmpfote schüttelte sich kaum merklich diese Gedanken aus dem Kopf.

"Das mit Schattenpfote tut mir leid. Ich weiß wie nah ihr euch standet" miaute sie mit ehrlichem Bedauern in der Stimme.

Nun waren sie wieder da. Die Bilder. Sturmpfote hatte sie gerade aus ihrem Kopf bekommen und jetzt waren sie wieder da.

Sie rang sich ein Lächeln ab.
"Ja...wir waren beste Freunde. Ich kann es immer noch nicht glauben das sie..." Sie konnte es nicht aussprechen. Sie konnte nicht einmal daran denken. Es machte sie einfach zu traurig.

Minzblatt nickte verständnisvoll.
"Du musst deine Trauer nicht verstecken. Wir alle sind im Herzen doch nur zerbrechlich. Nur die Haut ist es was uns unterscheidet und die mit den dicksten sind im Vorteil" sprach sie mit einem traurigen Lächeln und ging wieder in den Heilerbau.

Sturmpfote dachte über diese Worte nach und eine einzelne Träne tropfte auf den trockenen Boden.

Warrior Cats-Zeit der StilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt