Kapitel 9 (Laubpfote)

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Die Sonne war über die Berge gewandert und erhellte den Wald nun mit hellem Schein.

Laubpfote, der schildpattfarbene Kater, war schon lange wach und hatte Kräuter sortiert. Diese Beschäftigung beruhigte ihn wenn er nachdenken musste.

Wacholderbeere kam gerade zu ihm als er alles neu einsortiert hatte.

"Über was denkst du nach?" fragte sie als sie den Kater sah.

"Über nichts" lügte er und wollte gerade an der Heilerin vorbeigehen als sie ihm den Weg versperrte und skeptisch ansah.

"Immer wenn du Kräuter sotierst, denkst du über etwas nach. Also, sag was los ist" Stur setzte sie sich hin und betrachtete den Kater genau.

Zögernd trat Laubpfote von einem Fuß auf den anderen.
"Es ist wirklich nichts...aber ich hatte gestern ein nettes Gespräch mit Honigjunges und habe mich gefragt...wieso wir Heiler keine Junge haben dürfen...?" fragte er schließlich und fühlte sich als hätte jemand seine Last von den Schultern des Schülers genommen.

Wacholderbeere lächelte traurig und erwiederte dann:
"Ich weiß das es hart ist...vertrau mir. Aber, es steht im Gesetz der Heiler und daran halten wir uns und wenn es uns das Leben kostet"

Laubpfote war mit dieser Antwort nicht zufrieden und schüttelte den Kopf.
"Aber wieso dürfen wir keine Jungen haben?" fragte er erneut und seine Augen leuchteten dabei eindringlich.

Die Heilerin seufzte:
"Wir dürfen es nicht...weil wir keine Schwäche haben dürfen. Wenn ich eine Mutter wäre, könnte ich dich nicht unterrichten und andere nicht heilen. Ich müsste in der Kinderstube verweilen und dann noch sechs Monde auf die Jungen aufpassen. Und wenn du Junge hast und diese erkranken...dann setzt du alles darauf sie zu retten, wenn es auch so aussichtslos ist und du vergisst deine anderen Patienten"

Sie trat näher an den Kater heran.
"Ich habe mir oft einen Gefährten gewünscht, Junge die aufwachsen und um meinen Tod trauern" sprach sie "aber jetzt habe ich dich und das ist beinahe genauso gut"

Lächelnd rieb sie ihren Kopf an seiner Schulter.

"Du verstehst es wenn du älter bist, mein lieber Laubpfote" schnurrte sie und lächelte ihn freundlich an.

Dann verließ sie den Bau wieder und ließ den schildpattfarbenen Kater zurück.

Nach einiger Zeit die verging, verließ auch er den Bau und setzte sich mit einer Maus auf die Lichtung. Er sah den Katzen zu, wie sie entspannt in der Sonne lagen, mit ihren Clankameraden redeten oder das Lager entspannt verließen oder betraten.

Der freie Tag. Einmal im Jahr war es soweit und sie durften entspannen. In der Sonne liegen, den kommenden Blattfall genießen, mit Clankameraden dickere Bände knüpfen oder einfach frei sein.

Für Heiler galt dieser Tag leider nicht. Natürlich musste er keine Kräuter sammeln, sie nicht umsotieren oder mit seiner Mentorin lernen, aber wenn eine Katze sich verletzen sollte, musste er einsatzbereit sein.

Und da kam auch schon eine Patientin angetragen.

Morgenstrahl brachte ein orange-schwarz gesprenkeltes Junges mit grünen Augen zu ihm. Trüffeljunges.

"Sei gegrüßt, Morgenstrahl. Was gibt es für ein Problem?" fragte der Kater freundlich als er die Königin sah.

Sie setzte Trüffeljunges vorsichtig ab und meinte:
"Kannst du dem Kleinem helfen? Er ist auf die geniale Idee gekommen mit seinen Geschwistern eine Wette abzuschließen wer am weitesten in den Dornentunnel kommt" seufzte sie und musterte das Junge kritisch.

"Wenn Honigjunges und Sandjunges zu blöd sind und sich der Wette anschließen kann ich doch auch nichts dafür!" beschwerte sich Trüffeljunges maunzend.

"Geht es den anderen beiden gut?" fragte er und sah nach dem Jungen.

"Ja. Sandjunges und Honigjunges haben den Tunnel nicht betreten. Unser kleiner Draufgänger wollte als erstes" erklärte sie.

"Bring ihn in den Heilerbau. Da kann ich ihn versorgen und er kann bald wieder herumtollen" schnurrte er und geleitete Morgenstrahl in den nach Kräuter duftenten Bau.

Laubpfote verschwand kurz in das Kräuterlager und kam mit Löwenzahn und Beinwell zurück.

Er lehnte sich zu dem Jungen herunter und erklärte:
"Das hier" er deutete auf die Kräuter "sind Mittel die dir helfen werden gesund zu werden"

Der kleine, orange-schwarze Kater schnüffelte daran und verzog angewiedert das Gesicht.

"Das will ich nicht essen" schmollte er und drehte sich zu seiner Mutter die ihn wütend anblickte.

Er fiepte leise auf und fraß den Löwenzahn ohne weitere Widerworte.

Der Heilerschüler verkniff sich ein Schnurren und nahm sich die Pfote, in der der Dorn steckte, vor.

"Du wirst etwas schläfrig. Das ist der Löwenzahn. Dann tut es nicht so weh wenn ich dir den Dorn herausziehe. Okay?" fragte er und sah das das Junge gähnte.

Er schloss die Augen und war sogleich eingeschlafen.

Laubpfote nahm den Dorn vorsichtig zwischen seine Zähne und zog ihn schnell und ruhig heraus.

Dann zerkaute er den Beinwell und tat die Salbe auf die kleine rote Wunde des Jungen.

Er nickte der Königin zu.
"Wenn es gleich bleibt oder schlimmer wird dann hol mich oder berichte Wacholderbeere davon. Dann bekommt er die Salbe noch einmal. Er wird jetzt etwas schlafen und sollte danach wieder normal spielen sollen. Der Dorn war nicht tief drin" erklärte er und nickte der Königin zu als sie dankbar den Bau verließ.

Er sah noch ein wenig auf den Eingang und seufzte dann.

Er dachte an Wacholderbeeres Worte. ~Du wirst es verstehen wenn du älter bist~

Würde er es wirklich verstehen warum er keine Jungen haben dürfte oder war das nur eine Ausrede um ihn von dem Thema abzubringen.

Er schüttelte diese Gedanken aus seinem Kopf und verließ den Bau wieder um sich seinen Clankameraden auf der Lichtung anzuschließen.

Warrior Cats-Zeit der StilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt