Kapitel 1 (Ribiselpfote)

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Sonnenlicht durchflutete den dunklen Schülerbau und weckte eine kleine Schülerin die zusammengerollt in ihrem Nest geschlafen hatte.

Sie war weiß aber dennoch waren ihre Schnauze, ihre Ohren, ihre Pfoten und ihre Schweifspitze cremefarben. Ihre Schnauze war sogar noch etwas dünkler und ihre Ohren hatte weiße Härchen auf der Spitze, wie bei einem Luchs.

Die flauschige Kätzin streckte sich und schüttelte die kleinen Zweige und Äste aus ihrem weichen Pelz.

Sie verließ den Bau und fand sich auf der Lichtung wo bereits einige Katzen herumwuselten und alles vorbereiteten.

Heute war es. Das Fest. Heute waren Sonne und Mond zusammen untergegangen.

Sonnenstern und Mondhauch. Sie waren vor unzähligen Monden in den Sternenclan aufgestiegen und ihre beiden Kinder hatten den Clan übernommen.

Besser gesagt, die Clans. Ein schrecklicher Krieg hatte die Clans getrennt und sie waren es bis heute.

Ribiselpfote weckte sich aus ihren Gedanken und ging zu ihrem Mentor, Grünblatt, der mürrisch den Schülern bei den Vorbereitungen zusah und Anweisungen bellte.

Als er jedoch seine Schülerin sah, wurde sein Blick weicher bis er sich erinnerte das er grimmig aussehen musste.

"Na, Schlafmütze. Hast dich auch mal entschieden aufzuwachen und zu helfen?" fragte er mit einem vielsagenden Unterton.

"Ja. Ich wurde von dem ersten Sonnenstrahlen des Tages geweckt." berichtete sie stolz.

In den Clans war es besonders mit den ersten Sonnenstrahlen zu erwachen. Es war selten da man entweder länger oder kürzer schläft aber wenn dich die ersten Sonnenstrahlen wecken, soll man vom Sternenclan gesegnet sein.

Es war zwar selten, aber dennoch gab es einige die mit dem ersten Sonnenstrahlen aufgewacht waren und jetzt auch Ribiselpfote.

"Ui, es interessiert mich nicht. Du entkommst der Arbeit auch mit den ersten Mondstrahlen nicht! Also pack mit an" krächzte der Kater.

Langsam versagte seine Stimme bei der ständigen Schreierei.

"Du solltest deine Stimme schonen, sonst kannst du irgendwann nicht mehr schreien." erwiederte die Schülerin mit einem etwas frechen Unterton und half dem Schülern die Bauwände abzureißen.

Es war Brauch, das Lager zu restaurieren und die Wälle der Mauer rund um das Lager einzureißen.

Dann konnte das Licht der Sonne das Lager segnen und die Gefahr, das das Lager einstürzt, wird minimiert.

Ribiselpfote liebte diesen Brauch. Danach war nämlich eine Art freier Tag.

Während sie das Lager einrissen, waren mindestens vier Jagdpatroullien unterwegs und holten genügend Beute um einen Tag zu ruhen.

Während sie die Äste, Zweige und Farne aus den Wänden zog, kam die erste Jagdpatroullie zurück mit viel Beute. Dabei war auch Ribiselpfotes
Bruder, Rostpfote der ein Eichhörnchen und einen Spatz im Maul hatte.

Sie lief zu ihm, nahm den fetten Spatz und legte ihn auf den Beutehaufen.

"Die Jagd ist wohl gut gelaufen?" fragte sie da der Beutehaufen schon beinahe überging. Die kleine Mulde, in der die Beute aufbewahrt wurde, war schon voll und es war erst die erste Patroullie die zurückgekehrt war.

"Oh ja, die Blattfrische hält was sie verspricht." schnurrte der Kater stolz auf seinen Fang.

Ribiselpfote nickte und ging zurück zu Grünblatt.
"Wieso gehen wir eigentlich nicht Jagen?" fragte sie und sah zu den Kater hoch.

"Weil wir eben hier eingeteilt sind. Und jetzt hör auf zu Schwätzen, Beerchen" meinte er neckisch und widmete sich seiner Arbeit.

Beerchen. So nannte er sie immer um sie zu Necken. Grünblatt wusste das Ribiselpfote diesen Namen hasste.

Sie ließ den Mentor weiter arbeiten und machte sich an ihre.
Der Kriegerbau war beinahe abgebaut und sie sah, das ihre Hilfe mehr stören würde, als das sie hilfreich sein könnte.

Sie lief zum Anführerbau und trag die Katze die sie treffen wollte an.

"Finsterstern. Ich wollte fragen ob ich nicht in den Wald sollte und bereits die Flechten und Zweige für morgen besorgen sollte." meinte sie und sah die pechschwarze Kätzin hilfsbereit an.

Kurz musste die Anführerin überlegen. Obwohl es noch früh war, sah sie müde und erschöpft aus. Kein Wunder, sie arbeitete schon die ganze Nacht.

"Schön. Geh und führe mit deinem Vater einen Trupp an damit ihr das Material besorgen könnt. Ich muss weiter" miaute sie schnell und lief hastig weiter zum Schülerbau.

Auch Ribiselpfote machte sich wieder auf den Weg durch das Lager und traf ihren Vater und den zweiten Anführer des Mondclans an, Eschenbach.

"Vater! Finsterstern meinte ich soll mit dir einen Trupp erstellen und die Materialien für morgen besorgen" miaute die Kätzin zu dem Kater der nickte und hinzufügte:

"Sicher das Finsterstern das gesagt hat und das nicht einer deiner Tricks war um aus dem Lager zu kommen?" fragte er neckisch mit einem Lächeln im Gesicht.

"War dieses Mal nicht nötig. Sie hat einfach zugestimmt" miaute sie unschuldig.

Bevor der Kater sie über diese Manipulation belehren konnte, lief sie schon weiter zu ein paar anderen Katzen die mit ihnen die Sammelpatroullie anführen sollten.

Mit dabei waren Distelkralle, Silberfrost und Feuerschweif, drei Krieger des Clans die eigentlich nur unnütz herum gestanden hatten.

Sie waren im Wald angekommen und die kleine, weiß-cremefarbene Kätzin sammelte bereits große Äste und Flechten.

"Wieso machen wir das eigentlich jedes Jahr? Wieso lassen wir unser Lager nicht einfach stehen?" fragte Ribiselpfote nuschelnt durch dir Äste.

"Du kennst doch Sonnensterns Geschichte? Er ist plötzlich an Sonnenfieber erkrankt und niemand weiß woher es stammt. Keiner hat sich angesteckt oder infiziert, es war einfach bei Sonnenstern. Man sagt es läge am alten Lager. Die Auslöser dieser Krankheit lag im Holz und den Flechten. Darum haben sie es nach dem Tot des Anführers abgerissen und seitdem ist niemand mehr an Sonnenfieber erkrankt." erklärte Eschenbach. Er hatte bereits Flechten, Moos und Farne zusammengesammelt. Sie waren zur Dämmung der Baue da.

"Aber Grauauge war doch ein so guter Heiler. Man sagt der Sternenclan habe ihm die Kraft gegeben, in den Körper der Katzen hineinzulauschen und damit die Symptome zu erkennen." fragte die Schülerin weiter.

"Das stimmt. Er hatte diese Fähigkeit. Ich kann mich noch genau erinnern. Damals war ich noch ein Schüler. Aber er hatte ein seltenes Kraut nicht zur Verfügung. Den Goldfarn. Es heißt dieser Farn heilt jede noch so schlimme Krankheit weil Sternenstaub auf ihm liegt." erklärte ihr Vater.

Es lagen zwar noch tausend weitere Fragen auf der Zunge der Schülerin aber sie sah, dass es nicht klug war weitere Fragen zu stellen.

Sie gingen weiter in den Wald hinein, Richtung Grenze.

Plötzlich ertönte eine Stimme:
"Hey! Was macht ihr hier!"

Warrior Cats-Zeit der StilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt