Kapitel 10 - Wie man tut als ob nichts wäre

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Konzentriert ging ich die Aufgaben durch. Ich tippte mit dem Stift gegen meine Lippe, während ich grübelte. Das war jetzt die erste Matheaufgabe seit einiger Zeit, die mir etwas mehr Probleme machte.

Seufzend lehnte ich mich zurück und sah auf die Uhr. Die Zeit verging viel zu langsam, ich hatte gefühlt schon seit Ewigkeiten gelernt, dabei war erst halb neun.

Ich starrte zurück an die Decke. Ich hatte heute Morgen nicht lange schlafen können und war in der Nacht auch immer wieder aufgewacht. Dass Alex kommen könnte, hatte mir wirklich Angst gemacht, aber ich hatte nie gehört, wie jemand versucht hatte, die Tür zu öffnen. Also hatte der Sessel wohl funktioniert.

Ich sah hinüber in mein Wohnzimmer. Der Sessel stand immer noch dort, wo ich ihn gestern abgestellt hatte. Auch wenn ich wach war, war es mir zu unsicher, ihn wegzunehmen.

Ich starrte zurück auf meine Matheaufgaben, die über mein Bett verstreut waren. Ich sollte weiter machen.

Ich festigte meinen Griff um meinen Stift und arbeitete weiter. Ich versuchte, meine Sorgen zu ignorieren und konzentriert zu bleiben, aber so richtig einfach war das nicht.

Plötzlich erschrak ich und verharrte sofort, als ich ein kratzendes Geräusch an meiner Tür hörte. Mein Herz setzte einen Schlag aus, bevor es rasend schnell gegen meine Brust klopfte.

Langsam sah ich auf. Ich hörte kein Schloss. Auf einmal war es komplett still und nur das Ticken meiner Uhr war zu hören. Ich wartete einen langen Moment, aber es tat sich nichts mehr.

Vorsichtig und leise stand ich auf und schlich zur Tür. Alles war ruhig. Die Türklinke bewegte sich nicht, es war nichts zu hören. Langsam kniete ich mich hin und blickte unter den Sessel.

Erschrocken stockte mein Atem, als ich den Zettel sah, der unter der Tür durchgeschoben worden war. Panisch atmete ich schneller. Sofort sprang ich auf und blickte angstvoll durch das Guckloch.

Draußen war niemand zu sehen. War Alex gegangen oder wartete er nur darauf, dass ich hinaus kommen würde? Ich versuchte, alles zu erkennen, aber ich sah nirgends jemanden stehen.

Langsam machte ich wieder einige Schritte zurück und beugte mich wieder nach unten, um den Zettel zu lesen. Zitternd nahm ich das Blatt Papier und drehte es langsam um.


Das wirst du bitter bereuen.


Schreckliche Angst machte sich in mir breit und mein Herz raste. Meine Beine zitterten schrecklich, langsam setzte ich mich in Schockstarre auf meinen Sessel.

Ich atmete schwer, hatte aber dennoch das Gefühl, als würde ich keine Luft bekommen. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich hatte Angst, was Alex damit meinte. Würde er meine Tür mit Gewalt eintreten und mir weh tun? Würde er ... mich umbringen?

Schnell blinzelte ich und schüttelte meinen Kopf. Die Polizei würde das nicht zulassen. Sie würden mich endlich vor Alex beschützen, ich hatte jetzt Hilfe. Sie würden nicht zulassen, dass er mich umbringen würde. Er würde das nicht schaffen.

Oder?

Langsam stand ich wieder auf und nahm mir ein Glas Wasser. Plötzlich war mir irgendwie so heiß. Was war nur los? Ich war doch sicher, Alex könnte mir hier nichts antun und die Polizei war auf meiner Seite. Ich müsste nur weiter lernen und alles wäre gut. Alex wäre schnell im Gefängnis und alles wäre nach nur einem Wimpernschlag auch schon wieder vorbei.

Zitternd nippte ich an dem Wasser. Richtig, ich musste lernen. Sofort drehte ich mich um und setzte mich wieder auf mein Bett. Ich sollte die Schule nicht vernachlässigen, auch wenn das hier eine Ausnahmesituation war. Ich musste nur konzentriert bleiben.

Enslaved I - For EternityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt