Kapitel 11 - Der Betrug des Systems

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Gähnend saß ich in Französisch. Letzte Nacht hatte ich wieder nicht besonders gut geschlafen. Ich war ständig aufgewacht. Und leider konnte ich mich deswegen nicht besonders gut konzentrieren, vor allem wenn mich Französisch ohnehin schon langweilte.

Meine Lehrerin ging mit uns allen ein besonders wichtiges Kapitel der Lektüre durch. Manchmal fragte ich mich, warum ich mir hier überhaupt so viel Mühe gab. Ich hatte sowieso nicht vor, mein Abi in Französisch zu schreiben.

Ich seufzte erschöpft und blätterte zur nächsten Seite. Die guten Noten würde ich trotzdem für ein insgesamt gutes Zeugnis und einen guten Schnitt brauchen, also sollte ich lieber dran bleiben.

Die Stunde zog sich viel zu lange, aber dann war sie vorbei. Endlich. Müde nahm ich meine Tasche, packte alle meine Sachen hinein und stand auf. Immerhin war jetzt Mittagspause, dann könnte ich vielleicht kurz etwas schlafen.

Ich sah, wie die anderen aus dem Klassenzimmer verschwanden und stand ebenfalls auf, um schnellstmöglich nach Hause zu gehen. Doch auf meinem Weg nach draußen wurde ich überraschenderweise von meiner Lehrerin angehalten.

„Melanie", sagte sie und ich hielt inne. Ich drehte mich fragend zu ihr um und ging zum Pult zurück.

„Ja?", fragte ich und sie packte ihre Notizen ein.

„Mir wurde gesagt, dass du in der Mittagspause in das Büro von Herr Mastre gehen sollst", sagte sie. Der Rektor?, fragte ich mich verwirrt. „Du solltest dich besser beeilen und ihn nicht zu lange warten lassen", fügte meine Lehrerin noch hinzu und ich sah zur ihr auf.

„Hat er Ihnen gesagt, warum ich kommen soll?", fragte ich und sie schüttelte den Kopf.

„Ich weiß von nichts", sagte sie nur und ich nickte.

„Okay, danke", meinte ich zögernd und ging aus dem Klassenzimmer. Sah so aus, als würde mein Mittagsschlaf noch eine Weile warten müssen. Ich lief durch die Gänge in Richtung Rektorat.

Was der Rektor wohl von mir wollen könnte? Vielleicht war bei irgendeiner Abgabe der Abi-Dokumente etwas schief gelaufen? Oder es war vielleicht etwas ganz anderes.

Meine Augen weiteten sich plötzlich. Was, wenn es um die Polizei und Alex ging? Sofort wurde ich nervös, aber hoffnungsvoll. Ich beschleunigte sofort meine Schritte und eilte durch die Schülermassen.

Ausgerechnet jetzt waren mir alle im Weg. Ich drängte mich an den anderen vorbei und hastete dann die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo auch das Lehrerzimmer und das Sekretariat direkt neben dem Rektorat waren.

Ich atmete mit vor Aufregung klopfenden Herzen durch und klopfte an die Tür.

„Ja bitte", hörte ich die dumpfe Stimme des Rektors. Ich atmete nochmals tief durch und öffnete langsam die Tür zum Büro.

Ich sah hindurch und mein Herz blieb sofort stehen, als ich die drei Polizisten sah, die meine Wohnung durchsucht hatten. Meine Knie wurden weich vor Erleichterung.

„Schließen Sie die Tür", meinte mein Rektor und riss mich aus meiner Starre. Ich nickte sofort mit flachem Atem, mein Herz klopfte schnell und mein Hals fühlte sich trocken an.

Mein Rektor stand jetzt auf und die Polizisten kamen auf mich zu, noch immer bekam ich kein Wort heraus.

„Frau Schwarz. Sie können sich bestimmt denken, weshalb wir hier sind", erklärte die Polizistin. Sofort nickte ich eilig. Endlich! Endlich endlich endlich! Mein Körper zitterte und war vollkommen angespannt vor Nervosität.

„Und? Haben Sie etwas gefunden?", fragte ich mit schwacher Stimme.

Die Polizistin seufzte schwer. Oh nein, sie haben nichts gefunden?, dachte ich verängstigt, doch zu meiner großen Verwirrung, steuerte sie eine ganz andere Richtung an.

Enslaved I - For EternityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt