Kapitel 20 - Die kleine Briefträgerin

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„Bitte füll nur noch das Formular aus, dann kannst du theoretisch sofort loslegen", meinte die Verwalterin freundlich und reichte mir ein Papier. Ich nickte und füllte aufgeregt die Lücken, danach verpasste ich dem Dokument sofort eine Unterschrift.

Sie nahm den Zettel und sortierte ihn in eine Akte, dann winkte sie mich lächelnd mit sich. Sie zeigte mir einen kleinen Raum, in dem die Arbeiter ihre Uniform anziehen konnten.

Die Verwalterin verließ den Raum erneut, damit ich mich in Ruhe umziehen konnte. Als ich meine Sachen in einem Schrank untergebracht hatte, ging ich wieder nach draußen.

„Komm mit", meinte die Frau und wir gingen in das große Lagerhaus, wo auch die anderen Postboten in Laster und Postautos stiegen. „Da du hier nur für zwei Wochen arbeiten wirst und außerdem minderjährig bist, werden wir dir nur die nahe Umgebung geben, wo du zu Fuß gehen kannst. Wenn du möchtest, kannst du aber auch eines der Fahrräder nehmen. Der Bezirk kann sich ändern, je nachdem, wo wir dich am meisten brauchen, immerhin bist du keine fest angestellte Kraft, die ihren eigenen Bezirk hat", erklärte sie und führte mich in eine kleinere Garage. „Hier sind die Fahrräder und die Taschen für unsere Fußgänger. Du nimmst einfach eine und holst dann die dir zugeteilte Post. Sie wurde bereits vorsortiert, aber du musst selbst nochmal drüber gehen und deine Route planen. Für heute bist nur im Zentrum, also Stadtmitte."

Die Frau zeigte mir eine detaillierte Karte, wo Straßen und Hausnummern zu sehen waren. So dürfte das nicht sonderlich schwer werden. Ich steckte die Karte ein und nahm mir eine Tasche.

Die Frau führte mich wieder in die große Lagerhalle und in einen anderen Bereich, wo die Post in großen Kisten lag. Mehrere kleinere Päckchen und Briefe lagen darin, aber bei Weitem keine Kiste war voll. Das würde alles perfekt in die große Tasche passen, wenn man es ordentlich platzieren würde.

„Hier ist die Post für heute. Das ist die Kiste für das Stadtzentrum. Du schaffst das", ermutigte sie mich mit einem Lächeln.

„Dankeschön", sagte ich etwas nervös und die Frau drehte sich um, um zu gehen. Sie hielt in der Tür nochmals inne und drehte sich zu mir um.

„Bevor ich es vergesse, komm nochmal in die Verwaltung, wenn du fertig bist, dann ist dein Plan für die zwei Wochen fertig", sagte sie und nickte bestätigend.

„Mach ich, vielen Dank", sagte ich und begann, die Post einzupacken. Es dürfte vielleicht etwas schwierig werden, die richtige Post zu finden, wenn ich vor Ort wäre, aber das würde bestimmt gehen. Ich nahm mir einen Bleistift, den ich von zuhause mitgenommen hatte und begann, die Anzahl der Päckchen pro Haus aufzuschreiben. Bei manchen war es nur ein Brief, viele hatten gar nichts, ein paar wenige hatten drei oder vier Briefe, vielleicht auch ein Paket.

Irgendwann kam eine andere Postbotin hinein.

„Oh, hallo. Bist du die Neue?", fragte sie neugierig und ich nickte.

„Ja. Ich heiße Melanie", stellte ich mich vor und lächelte sie freundlich an.

„Freut mich", sagte sie, nannte aber nicht ihren eigenen Namen. Verunsichert sah ich wieder zu Boden und markierte weiter meine Post. Die Frau packte ihre Sachen ein und wollte wieder gehen, als sie sich nochmals kurz zu mir umdrehte.

„Ah, kleiner Tipp: Pass mit Hunden auf. Es heißt nicht umsonst, Postboten und Hunde haben es nicht so miteinander. Die spiegeln oft den Charakter des Besitzers wider", warnte sie mich und ich erschrak etwas. Das hatte ich völlig vergessen.

„Was kann ich machen, wenn ein Hund laut bellt und mich nicht vorbeilassen will?", fragte ich unsicher. Die Frau kam wieder zu mir und lehnte sich gegen den Tisch.

Enslaved I - For EternityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt