Kapitel 1 - Melanie, der Freak der Schule

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Hoffentlich hattest du einen schönen Morgen, Melanie


„Hä?"

Verwirrt starrte ich auf den Zettel. Ich drehte ihn um, aber auf der Rückseite war nichts geschrieben. Ich schloss langsam die Tür zu meiner Wohnung, nachdem ich nochmal in den Flur gesehen hatte.

Genervt schnaubte ich und warf den Zettel einfach auf die Küchentheke, um zu meinem Mittagessen zurückzukehren. Ich ließ mich in meinen Sessel fallen und nahm den Teller wieder vom Boden.

Missmutig stocherte ich in meinem Essen herum und starrte an die Wand. Irgendwie war mir der Appetit etwas vergangen. Seufzend lehnte ich mich zurück und blickte trübselig aus dem Fenster.

Die Sonne stand schon recht niedrig, während die Welt draußen von weißem Schnee bedeckt war. Sofort fröstelte ich bei dem Gedanken und sah zurück auf mein Essen, das ich mir nach der Schule gemacht hatte. In der Mittagspause hatte ich heute nicht so viel Hunger gehabt, deshalb hatte ich nichts gegessen, aber so richtig wollen tat ich das hier irgendwie auch nicht.

Plötzlich klingelte das Telefon. Ich stöhnte und ließ meinen Kopf zurückfallen. Im ersten Moment tat ich einfach gar nichts, aber dann klingelte es ein zweites Mal.

Ich atmete tief ein und stellte meinen Teller erneut auf den Boden. Ich stand auf, ging zum Telefon und nahm ab.

„Hallo?"

Mein Herz sank etwas, als es das Jugendamt war. Aber eigentlich hatte ich das bereits gewusst, noch bevor ich den Hörer abgenommen hatte. Ich bekam von niemandem Anrufe außer vom Jugendamt.

Ich machte langsam einen ersten Schritt, während ich mir anhörte, was sie zu sagen hatten. Nicht, dass ich eine Wahl hatte.

„Ja verstanden."

Ich lief langsam zum Fenster und sah nach draußen, gedanklich absorbiert von der Schönheit des Schnees. Ich hörte gar nicht wirklich zu. Wollen tat ich das sowieso nicht.

„Ja."

Ich ließ meinen Blick über die verschneite Straße wandern. Am Horizont waren ein paar graue Wolken. Ich rollte mit meinen Augen und drehte mich weg vom Fenster.

Genervt hörte ich ihrer sinnlosen Rede zu und sah auf den Boden. Als ob sich etwas ändern würde.

„Ja, ich werde darüber nachdenken."

Ich unterdrückte das Bedürfnis, genervt zu stöhnen und lief stattdessen zurück zu meinem Sessel.

„Okay, vielen Dank", sagte ich leise und ließ langsam den Hörer sinken. Seufzend und erleichtert legte ich auf.

Schon seit Wochen bombardierte das Jugendamt mich mit sporadischen Anrufen und diese ständigen Empfehlungen gingen mir auf die Nerven. Sie drängten mich förmlich dazu, in meine Pflegefamilie zurückzukehren oder dass ich auch eine andere auswählen konnte.

Dass das doch Vorteile hätte, dass ich von Menschen umgeben wäre, dass das gut für meine geistige Gesundheit und Entwicklung wäre. Missmutig setzte ich mich wieder und nahm den Teller vom Boden.

Meine Eltern und meine Schwester waren bei einem Autounfall gestorben, als ich ein halbes Jahr alt gewesen war. Ich hatte keine anderen Verwandten, zu denen ich hätte ziehen können, also hatte sich seitdem das Jugendamt um mich gekümmert.

Jetzt war ich siebzehn und würde hoffentlich bald mein Abitur bekommen. Momentan war ich in der elften Klasse, weil ich in der Grundschule ein Jahr lang in Therapie war und meine Noten nicht besonders gut gewesen waren. Richtig geholfen hatte mir die Therapie nicht, aber meine Noten waren besser geworden.

Enslaved I - For EternityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt