Kapitel 17 - Ferienplanung

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Müde saß ich in dem Saal und lauschte auf den Vortrag der Lehrer vorne am Pult. Sie erklärten uns alle Infos über über die Abiturprüfungen nächstes Jahr, wie sie abliefen und gaben uns Tipps.

Sie warnten uns auch ausdrücklich davor, wie leicht es so aussehen konnte, als würde man spicken und erzählten mehrere kleine Horrorgeschichten von Schülern, die deswegen fast ihr Abitur nicht bekommen hätten.

Die Infoveranstaltung war langweilig, machte mir aber auch etwas Angst. Dass man eventuell so leicht den Eindruck vermitteln konnte, als würde man schummeln, setzte mich ziemlich unter Druck und machte mich sehr unsicher und nervös.

Ich schrieb mir die wichtigsten Informationen auf und seufzte tief, als der Vortrag endlich beendet war. Die meisten stürmten wie die Irren heraus, weil die Lesung über die normale Unterrichtszeit hinaus gegangen war, also fürchteten sie sich anscheinend sehr davor, ihren Bus zu verpassen. Konnte ich sogar verstehen. Als ich noch bei meiner Pflegefamilie gelebt hatte, musste ich immer ziemlich weit zu meiner Bushaltestelle laufen und dann hatte ich manchmal Angst, ihn zu verpassen, wenn ein Lehrer überzogen hatte. Vor allem deswegen, weil es immer sehr kritisch war, ob jemand mich hätte holen können, weil meine beiden Pflegeeltern gearbeitet hatten.

Langsam stand ich auf. Ich erinnerte mich nicht gerne an die Zeit mit meiner Pflegefamilie. Also verschwendete ich auch keinen weiteren Gedanken an sie und schulterte meinen Rucksack.

Ich machte noch schnell einen Abstecher zur Toilette, um mir meine Hände zu waschen und meinen Pferdeschwanz neu zu machen. Er war ziemlich herunter gerutscht, also müsste ich das wieder in Ordnung bringen.

Ich stellte wieder meinen Rucksack vor der Toilette ab und ging zum Spiegel. Vorsichtig entfernte ich die Gummis. Meine Haare fielen sanft herunter und legten sich über meine Schultern. Ich trug sie meistens lieber zusammengebunden. Es war praktischer, aber offen sahen sie auch ganz schön aus. Das sollte ich dennoch lieber lassen. Nicht, dass Melissa oder die anderen es noch falsch auffassen würden, ich wollte sie immerhin nicht provozieren.

Ich wusch meine Hände und trocknete sie schnell ab. Ich wollte endlich nach Hause, ich hatte Hunger und immerhin waren jetzt endlich Ferien. Vielleicht hatte sich ja auch endlich die Verwaltung der Post wegen dem Ferienjob gemeldet.

Ich stand noch einen Moment vor dem Spiegel und betrachtete mich unsicher. Ich sah mich normalerweise nie besonders lange im Spiegel an. Eigentlich hielt ich das für unnötig. Aber nun fühlte ich mich, als würde ich zum ersten Mal richtig hinsehen. Ich fand mich irgendwie hässlich.

Seufzend drehte ich mich herum. Hatte doch sowieso keinen Zweck und hübscher wäre ich nur durch starren auch nicht. Also ging ich einfach wieder nach draußen.

Ich wollte meinen Rucksack nehmen, als ich einen Zettel sah, daneben eine kleine, lila Blume. Ich nahm beides, betrachtete nervös die Blüte und las dann die Worte auf dem Zettel.


Nicht zu nervös werden, Süße


Ängstlich stopfte ich sofort die Blume in meine Tasche, damit niemand etwas mitbekommen würde. Der Zettel sollte sofort folgen, als ich plötzlich Schritte hörte.

„Hey Melanie!", rief Kjell freudig und ich schrak auf. Blitzschnell versteckte ich den Zettel hinter meinem Rücken.

„Herr Maassen! H-Hallo", meinte ich unsicher und versteifte mich.

„Was hast du denn da?", fragte er neugierig und blickte lächelnd über meine Schulter.

„N-Nichts!", log ich.

Enslaved I - For EternityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt